Mehr Versicherungsschäden durch die Natur

Hohe Schäden durch Eis, Schnee, Sturm und Hochwasser haben den Versicherern das Jahr 2010 verhagelt. Insgesamt musste die Assekuranz im vorigen Jahr in der Schaden- und Unfallversicherung 43,2 Milliarden Euro zahlen, über drei Prozent mehr als 2009, wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin mitteilte. Von der schweren Katastrophe in Japan sind Versicherer kaum betroffen. Strahlungsschäden sind in aller Regel nicht versichert.

Die Rückversicherer schätzen ihren Aufwand aufgrund des Erdbebens und Tsunamis auf rund 1,75 Milliarden Euro. Außerdem könnten Industrie- und Transportversicherer betroffen sein. So zahlt die Seekaskoversicherung bei Schäden an Schiffen. "Neuerdings können Unternehmen innerhalb der Betriebsunterbrechungsversicherung auch Rückwirkungsschäden abdecken", erläuterte Frank Keuper, Stellvertretender Vorsitzender des GDV-Hauptausschusses Schaden- und Unfallversicherung. Damit wäre die Unterbrechung der Lieferkette mitversichert. Derzeit wären aber noch sehr wenig Unternehmen mit einer solchen Deckung ausgestattet.

Harter Wettbewerb in Kfz
Hart ist weiterhin der Wettbewerb in der Autoversicherung. "In der Kfz-Versicherung wird sich der Verlust 2010 auf 1,4 Milliarden Euro verdoppeln", so Keuper. Zwar sei die Prämie 2010 leicht, um 0,6 Prozent gestiegen, doch die bessere Einstufung der Kunden in höhere Schadenfreiheitsklassen, hätte diesen positiven Effekt überkompensiert. Unter dem Strich sind so die Beitragseinnahmen im vergangenen Jahr um 1,5 Prozent gesunken. Noch härter trifft es die Unternehmen in der Wohngebäudeversicherung, wo sich die Schäden und Kosten auf ein Minus von rund 607 Millionen summieren. Damit weist diese Versicherungssparte mit 113 Prozent eine schlechte Schaden-Kosten-Quote auf. "Wir sitzen bei der Wohngebäudeversicherung in einer Sanierungsfalle", erläuterte Keuper. So müsste die Assekuranz immer öfter die Reparatur von maroden Wasserleitungen zahlen, wenn es zu einem Leitungswasserschaden gekommen ist.

Vielfach wären die Leitung lediglich alt oder durch Baumwurzeln beschädigt worden. Doch der Nachweis, dass nicht versicherte Ursache zum Schaden geführt habe, sei meist nicht zu führen. Daher zahlten die Wohngebäudeversicherer immer öfter für die Sanierung veralteter Rohrleitungen. Noch haben die Unternehmen kein Konzept entwickelt, wie sie in der Wohngebäudeversicherung wieder schwarze Zahlen schreiben können. Laut Keuper versuchen immer mehr Anbieter, die sogenannte Treuhänderklausel durch eine normale Anpassungsklausel zu ersetzen. "Damit kann schneller auf einen veränderten Schadenbedarf reagiert werden", so Keuper. Für den Bereich Sturm und Hagelschäden könnte das Zürs-System, das für die Einteilung nach Hochwasserrisikozonen genutzt wird, ausgebaut werden. Wie sich der Klimawandel sich auf die künftige Schadenentwicklung auswirkt, wird der GDV am 24. Mai in einer Studie in Berlin vorstellen. Die Ergebnisse einer dreijährigen Analyse sollen dann in die Kalkulation der Schadenversicherer einfließen.

Über Elementarschutz beraten
Wer eine neue Wohngebäudepolice abschließt, erhält künftig automatisch den Schutz gegen Überschwemmungsschäden. Das sieht eine unverbindliche Empfehlung des GDV vor. Bisher musste der erweitere Elementarschutz aktiv hinzu gewählt werden. Über die Neuregelung muss der Vermittler aufklären. "Mit der neuen Regelung wollen wir erreichen, dass im Beratungsgespräch ausdrücklich über die neuen Naturgefahren gesprochen wird", erläuterte Keuper.

Bild: © Sabine Hornborstel/

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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