Münchener Rück muss zurück rudern

Die kassierte gestern überraschend ihre Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr und auch für 2010. Beim weltweit größten Rückversicherer hat sich der Gewinn im vergangenen Jahr zwar mehr als halbiert, doch trotz Krise könne man ein positives Ergebnis von 1,5 Milliarden Euro vorweisen. Schlechter sehe es bei den Ergo-Erstversicherungstöchtern aus.

Rückversicherer rücken in Krisenzeiten wie diesen verstärkt in den Fokus. Sie entlasten die Erstversicherer; sie versichern Gesellschaften wie die Allianz oder die Victoria im Erstversicherungssegment. "Wir sind als Rückversicherer quasi die Schuldner für unsere Kunden", sagte Münchener-Rück-Vorstand Torsten Jeworrek gestern bei der Bilanz-Pressekonferenz. Mehr denn je komme es jetzt "auf unsere Expertise in der Risikobeurteilung und im Risikomanagement an". Damit gebe es auch in der Rezession Chancen für profitables Geschäft.

Das Geschäftsjahr 2008 sei als große Herausforderung zu sehen – nicht nur in der Finanzbranche. "Wir haben diese Krise bisher vergleichsweise gut gemeistert. So passen wir das Risikoprofil unseres Geschäftsportfolios kontinuierlich an das schwierige Umfeld an und sichern dadurch unsere solide Kapitalbasis. Wir bleiben verhalten optimistisch", umriss Nikolaus von Bomhard, Vorstandsvorsitzender der Münchener Rück, die Situation.

Von Kombi aus Rück- und Erstversicherung nicht abrücken
Insgesamt stehe man besser da als viele andere Marktteilnehmer. Das integrierte Modell von Rück- und Erstversicherungen unter einem Dach habe sich bewährt. Auch ohne konkrete Prognose bleibe man verhalten optimistisch, auch wenn die Erstversicherer in der zum Konzern gehörenden Ergo Gruppe 2008 im operativen Ergebnis einen herben Einbruch hinnehmen mussten.

Trotzdem betonte der Ergo-Vorstandsvorsitzende Torsten Oletzky gestern, dass man in der Erstversicherung bislang einigermaßen gut durch die Krise gekommen sei. "Das verdanken wir vor allem unserer sehr guten Versicherungstechnik: Mit einer Schaden-Kosten-Quote in der Kompositversicherung von 90,7 Prozent liegen wir deutlich unter unserem nachhaltigen Ziel."

Erstversicherer fallen klar zurück
Trotz der optimistischen Worte weist die Ergo Gruppe im operativen Ergebnis 2008 einen Rückgang von 61,9 Prozent auf 477 Millionen Euro auf. Zum Gesamtgewinn der Münchener Rück Gruppe steuerten die Erstversicherer nur 163 (2007: 984) Millionen Euro bei. Ausschlaggebend für den deutlichen Rückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum seien vor allem das Kapitalanlageergebnis, eine hohe Abschreibung auf den Goodwill der Bank Austria Creditanstalt Versicherung sowie der im Vorjahr verbuchte positive Steuereffekt aus der Unternehmenssteuerreform 2008 gewesen, machte Oletzky deutlich.

Die Versicherer der Ergo Gruppe mit den Markenunternehmen D.A.S., DKV, Europäische Reiseversicherung, Hamburg-Mannheimer, Karstadt Quelle Versicherungen und Victoria erzielten im abgelaufenen Geschäftsjahr Gesamtbeiträge von 18,5 (Vorjahr 18,3) Milliarden Euro.

Schaden- und Unfallsparte mit leichtem Wachstum
Sehr zufrieden zeigte sich Torsten Oletzky mit den Ergebnissen in der Schaden- und Unfallversicherung (inklusive Rechtsschutz). Hier wuchsen die Beiträge um 4,9 Prozent auf 5,9 Milliarden Euro. Allerdings sei das internationale Geschäft mit einem Wachstum von 10,1 Prozent der maßgebliche Treiber gewesen.
Im Segment Leben gab es dagegen einen deutlichen Einbruch. "Mit der Entwicklung der inländischen Beitragseinnahmen in der Lebensversicherung bin ich natürlich nicht zufrieden", sagte der Ergo-Vorstands-Chef. Doch die Beitragseinnahmen in den Segmenten Leben und Gesundheit zusammengenommen lagen mit 12,6 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau. Oletzky räumte ein, dass einem Wachstum in Gesundheit Beitragsrückgänge in Leben gegenüber standen; hier habe ein im Zuge der Finanzmarktkrise deutlich geringeres Einmalbeitragsgeschäft Spuren hinterlassen.

Die genauen Zahlen für das Geschäftsjahr 2008 der Ergo Gruppe werden am 23. März veröffentlicht.

Foto: Münchener Rück

Autor(en): Ellen Bocquel

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