Neues Geschäftsfeld: Versicherer bieten Lösegeldversicherungen für Kidnapping-Opfer im Ausland an

Da Firmen aufgrund der Krise im heimischen Umfeld nicht genügend Aufträge bekommen, steigt der Wagemut der Unternehmen, in Risikoregionen aktiv zu werden. Sie lassen sich in Länder wie Afghanistan oder dem Irak aufgrund von hohen Subventionen locken. Doch der reisende Manager oder Angestellte riskiert hier sprichwörtlich Kopf und Kragen für die Firma, sollte er, wie bereits einige vor ihm, in die Falle einer Entführergruppe tappen. Für diesen Fall bieten jetzt vier Versicherer spezielle Lösegeldpolicen an, wie die Financial Times Deutschland (FTD) in ihrer heutigen Ausgabe berichtet. Auch wenn laut FTD die Zahl der entführten Deutschen im letzten Jahr auf 71 Personen zurück gegangen ist, so setzen die Versicherer dennoch auf dieses neue Geschäftsfeld.

Hiscox, Allianz Global Corporate & Speciality, Chubb und HDI-Gerling haben spezielle Lösegeldversicherungen entwickelt, mit denen sie jetzt die Firmen am Markt umwerben. Das Produkt der HDI-Gerling beispielsweise nennt sich „Kidnapping & Ransom-Police“ und setzt seinen Schwerpunkt auf Prävention und Krisenmanagement, wie sich Peter Geppert, Leiter Special Lines bei HDI-Gerling gegenüber der FTD äußerte. HDI-Gerling kümmert sich hier um einen Krisenberater, der verhindern soll, dass es zu einer Entführung kommt. Es werden Trainings für Führungskräfte die ins Ausland müssen organisiert, in denen Fachleute den Managern unter anderem Tipps geben, wie sie sich verhalten und kleiden sollen und welche Plätze und Verkehrsmittel zu meiden sind, um einer Entführung zu entgehen. In diesen Trainings wird auch der Ernstfall geprobt, damit der Entführte weiß, wie er sich zu verhalten hat und ihm möglichst wenig passiert.

Die Krisenberater unterstützen Firmen zudem einen Notfallplan zu erstellen für den Fall der Fälle und geben Tipps, in welchen Ländern gefahrlos ohne Korruption mit der Polizei zusammen gearbeitet werden kann. Wurde ein Manager tatsächlich gekidnappt, so helfen die Krisenberater den Versicherten bei den Lösegeldverhandlungen und prüfen über eine im Vorfeld vereinbarte Kontrollfrage, ob das Opfer noch am Leben ist. Der Versicherer übernimmt zudem die Kosten für die psychologische Betreuung des Opfers und seiner Familie, sowie deren Reisekosten.

Laut Stefan Wolfert, Chef des Versicherungsmaklers Südvers seien die Policen recht preiswert, da die Schäden für den Versicherer gering sind. Zudem drücken die Krisenberater die Lösegeldsumme in den Verhandlungen oft stark. Zu beachten sei allerdings, dass der Berater über viel Erfahrung verfügt. Zudem ist es wichtig, dass alle Verkehrsmittel abgedeckt sind. „Manche Versicherer leisten nur, wenn Auto oder Flugzeug entführt werden, nicht aber bei Zügen oder Schiffen“, erklärt Wolf gegenüber der FTD. Beim Abschluss ist es wichtig sich zu informieren, welche Risikoländer die Police miteinschließt, da Hochrisikoländer wie Afghanistan oftmals ausgeschlossen werden.

Autor(en): Marie Quattlender

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