Niedrige Zinsen belasten die Vermögen der Deutschen

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Zwar bezeichnen knapp 40 Prozent der Deutschen laut einer aktuellen Norisbank-Umfrage das Finanzjahr 2019 als "gut" oder zumindest "eher gut". Dennoch behindern die anhaltend niedrigen Zinsen den Vermögensaufbau vieler Sparer.

35 Prozent der Bundesbürger sehen das abgelaufene Jahr aus finanzieller Sicht eher kritisch und rund ein Viertel bezeichnet es sogar als schlecht. Das ergab eine aktuelle bevölkerungsrepräsentative Studie der Norisbank unter mehr als 1.000 Befragten.

Bemerkenswert ist derzufolge der Unterschied bei den Geschlechtern und den Regionen: So sind rund 42 Prozent der Männer, aber nur 38 Prozent der Frauen zufrieden mit ihren Finanzen 2019. Bewohner aus Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland sind mit dem aktuellen Finanzjahr zufriedener als im Vorjahr (2019: 42,4 Prozent; 2018: 38,1 Prozent), während sich in allen anderen Bundesländern die Stimmung eintrübt. Besonders unzufrieden zeigen sich die Menschen in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg (2019: 29,7 beziehungsweise 26,0 Prozent; 2018: 20,9 beziehungsweise 21,1 Prozent).

Niedrigzinsen erschweren den Vermögensausbau

Wer unzufrieden ist mit der Entwicklung seiner finanziellen Basis gibt als Grund unter anderem die schrumpfenden Möglichkeiten zum Werterhalt und Ausbau des Vermögens infolge der aktuellen Zinslage an (2019: 16,8 Prozent; 2018: 12,8 Prozent). "Betrachtet man die Werte von 2019, so hat sich die Zahl derer, die unzufrieden mit der Wirkung der Zinslage auf ihr Vermögen sind, seit 2017 in nur zwei Jahren nahezu verdoppelt – von 9,8 Prozent auf nun 16,8 Prozent", heißt es in der Analyse. 

Bei Männern sei die Unzufriedenheit dabei sogar noch einmal sieben Prozentpunkte höher als im Bundesdurchschnitt und liege bei 23,7 Prozent (2018: 18,5 Prozent; 2017: 12,8 Prozent). Auch bei älteren Menschen zwischen 60 und 69 Jahre hat sich der Anteil derer, die unzufrieden mit der aktuellen Zinslage sind, in den vergangenen zwei Jahren fast verdreifacht (2019: 25,5 Prozent; 2018: 16,1 Prozent; 2017: 8,9 Prozent).

Geringere Einkommen und höhere finanzielle Belastungen

Zugleich belasteten laut Umfrage die Menschen sinkende Einkommen auf Grund von Jobwechsel oder Arbeitslosigkeit. Betroffen sind vor allem die Befragten mittleren Alters. Im Jahr 2018 gaben 30 Prozent der Befragten im Alter von 40 bis 49 Jahren an, dass sie aus diesen Gründen weniger Einkommen zur Verfügung hatten. Im vergangenen Jahr waren es 40 Prozent. In Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen ist es sogar fast jeder Zweite, der über sinkende Einkommen klagt (2018: 33 Prozent). 

Zusätzlich sorgten Veränderungen in der Lebenssituation wie etwa der Bau eines Eigenheims oder höhere Gesundheitsausgaben bei gut 45 Prozent für Mehrausgaben. Insbesondere in Thüringen und Sachsen verzeichnete die Befragung einen extremen Anstieg der finanziellen Belastungen (2019: 65,2 Prozent; 2018: 50,0 Prozent). Das liege möglicherweise auch an der Niedrigzinslage, die häufig Menschen zu kreditfinanzierten, größeren Anschaffungen verlocke und nicht selten finanzielle Belastungen nach dem Kauf verbunden sei.

Dieser Beitrag ist ursprünglich auf Springer Professional erschienen.

Autor(en): Angelika Breinich-Schilly

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