PKV: Kosten digital runter, Kundenbindung rauf

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Mit Macht steuern die privaten Krankenversicherer (PKV) in das digitale Zeitalter. Verbands- und Eigeninitiativen sollen den Wandel beschleunigen. Vor allem die Schadenregulierung muss günstiger werden. Denn viele PKV-Unternehmen sind aufgrund hoher Kostenquoten schlecht aufgestellt. Dies zeigt eine kompakte Kennzahlenübersicht, die Versicherungsmagazin erstellt hat.

Rund 100 Millionen Euro wollen sich die privaten Krankenversicherer künftig digitale Angebote für die Gesundheitsvorsorge kosten lassen. Diese Summe haben die Unternehmen ihrer Mitgliedervertretung zur Verfügung gestellt. Der PKV-Verband wird nun künftig Startup-Unternehmen fördern, die besondere Ideen für die Digitalisierung des Geschäfts haben. Dafür wurde der Venture-Capital-Fonds "Heal-Capital" mit einer Laufzeit von zehn Jahren aufgelegt. Alle größeren PKV-Unternehmen, wie Debeka, DKV, Allianz, Axa oder Signal Iduna sollen am Fonds beteiligt sein.

Digitaler Schreibtisch für Privatpatienten

Selbstständig sind schon Axa/DBV, Debeka, Huk-Coburg und UKV/BBKK mit dem Portal "Meine Gesundheit" unterwegs. "Wir haben über unseren Partner Compu Group Medical den Marktführer von Arztpraxissoftware im Boot", betonte Roland Weber im September 2019 auf dem BusinessForum21. Laut dem Debeka-Vorstand verträten die Partner rund 80 Prozent aller Beihilfeversicherten in Deutschland.

Das Gesundheitsportal sei der digitale Schreibtisch jedes PKV-Kunden. So könne das Rechnungs-, Familien- und Medikationsmanagement über das Portal erledigt werden. Möglich sei zudem eine Spezialisten-Suche und ein Terminmanagement. Gleichzeitig erhalte der Kunde eine Vertragsübersicht und könne alle Behandlungen der Vergangenheit dokumentieren. Schon heute sei die Anbindung der Beihilfeempfänger in der Pilotphase. "Sie benötigen dann künftig überhaupt kein Papier mehr", so Weber. Das Portal soll stetig erweitert werden. So sollen die Ärzte über das System auch die Gesundheitsakte ihrer Patienten pflegen.

Hohe Datensicherheit

Die Datensicherheit sei in vollem Umfang gegeben. Alle Informationen würden bereits an der Quelle verschlüsselt. Geplant ist die Anbindung von Zahnärzten und eine Apothekensuche. Außerdem können die Patienten künftig über das Portal eine Zweitmeinung bei Experten anfordern. Solche Portale sollen die PKV nicht nur attraktiver machen und die Bindung der Kunden stärken. Sie sollen auch die Schadenregulierung schneller und effektiver gestalten.

Kosten gestiegen

Bei vielen PKV-Versicherten sind die Kostenquoten im vorigen Jahr gestiegen. So kommt etwa die Huk-Coburg nun auf eine Quote von 88,1 (Plus 1,7 Prozentpunkte). Mit hohen Kosten hat auch die Debeka, die Pax-Familienfürsorge, die BBK, die Continentale, die SDK, die Barmenia oder die Nürnberger zu kämpfen. Am positiven Ende der Skala liegt die kleine Mecklenburgische mit einer Schadenquote von 54,1 Prozent. Auch Ergo, Württembergische oder DEVK sind kostentechnisch gut aufgestellt.

Mehr Informationen liefert die kompakte Kennzahlenübersicht, die  Versicherungsmagazin erstellt hat und im Novemberheft veröffentlicht. Dargestellt wurden 32 private Krankenversicherer. Lediglich eine Gesellschaft – die neue Ottonova – lieferte keine Daten. Erste öffentliche Zahlen will das rein digitale PKV-Unternehmen Ende 2019 liefern.

 

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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