PKV: Kostentreiber im Geschäftsmodell

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In der aktuellen Ausgabe der "Zeitschrift für Versicherungswesen" hat der Chefredakteur Marc Surminski seine jährlichen Übersichten über die Geschäftszahlen der privaten Krankenversicherung (PKV) zusammengetragen. Mehr als jeder dritte neue Vollversicherte hat sich 2018 für die Debeka entschieden, das waren 80.880 Personen oder 36,4 Prozent. Allerdings machten sechs von 32 Krankenversicherern keine Angaben zu ihrem Neugeschäft. Die Debeka lockte damit 2.000 Personen mehr an als im Jahr zuvor.

Sehr erfolgreich waren wie im Vorjahr die Hanse Merkur mit 24.821 neuen Vollversicherten, eine Steigerung um mehr als 3.000 Personen, die Signal Iduna mit 22.825 Vollversicherten, rund 5.500 weniger als 2017, sowie auf Platz drei die Continentale. Für sie entschieden sich 17.232 Personen, rund 1.000 weniger als im Vorjahr.

Neugeschäft durch Umdeckung

Die neuen Versicherten brachten häufiger als im Jahr zuvor eine wertvolle Mitgift ein, und zwar Alterungsrückstellungen von der Vorgesellschaft im Rahmen der so genannten Portabilität. Zwar verweigerten Axa, Central und Landeskrankenhilfe entsprechende Zahlen. Aber die übrigen 29 Krankenversicherer verbuchten 94,5 Millionen Euro Zuflüsse, die bei der Umdeckung entstanden sind. Das waren gut sieben Millionen Euro mehr als 2017. Ein Teil der Steigerung dürfte darauf zurückzuführen sein, dass portable Alterungsrückstellungen überhaupt erst aus den seit 2009 neu abgeschlossenen Krankenversicherungen entstehen können. Dennoch deuten die Zahlen auf eine Zunahme von Umdeckungsfällen hin.

Dieselben Versicherer geben an, 65,1 Millionen Euro an andere Versicherer abgegeben zu haben, etwas weniger als 2017. Ob die erhebliche Differenz zwischen erhaltenen und abgegebenen Alterungsrückstellungen von über 29 Millionen Euro ausschließlich auf Verluste der oben genannten drei Datenverweigerer zurückzuführen ist, kann aus diesen Angaben allein nicht beantwortet werden.

Gewinner beim Verschiebespiel der Alterungsrückstellungen war wie in den Vorjahren die Hanse Merkur mit 17,3 Millionen Euro Nettogewinn, gefolgt von Signal Iduna mit 11,7 Millionen Euro und Continentale mit 7,3 Millionen Euro. Größter Verlierer unter den Gesellschaften, die Daten lieferten, war die DKV mit netto 9,8 Millionen Euro Verlusten. Erst mit weitem Abstand folgen Allianz mit netto minus 2,4 Millionen Euro und Münchener Verein mit netto minus 1,4 Millionen Euro.

PKV Portabilität Gewinner + Verlierer 10/2019

Umdeckung oft nachteiliger als Tarifwechsel

Neugeschäft wird nur bedingt über Provisionshöhen eingekauft. Insbesondere in der Ausschließlichkeit ist sogar das Gegenteil zu beobachten, was vor allem an dem besonderen Vertriebssystem und Vertriebserfolg der Debeka liegt.

Zusammenhang PKV Neugeschäft AO 10/2019

Im Vertriebsweg Makler gibt es auch nur einen sehr schwachen, statistischen Zusammenhang zwischen der Höhe der Abschlusscourtage und dem Neugeschäft der Versicherer. Allerdings liegen für beide Vertriebswege nur wenige Daten aus der Provisionserhebung des Jahres 2017 vor (elf beziehungsweise 14 Versicherer mit Ausschließlichkeits- oder Maklervertrieb), und insbesondere die in der PKV bedeutsamen Großvertriebe fehlen in solchen Umfragen.

Zusammenhang PKV Makle rund Neugeschäft 10/2019

Entweder teure oder preiswerte Organisation des Versicherers

Gedanken machen sollten allerdings andere Zusammenhänge. So sind Abschluss- und Verwaltungskosten der Krankenversicherer signifikant positiv korreliert, das heißt es gibt tendenziell Versicherer mit entweder generell hohen oder generell niedrigen Kosten in den beiden Bereichen Abschluss und Verwaltung.

Zudem scheint es einen Trend zur Größe zu geben, denn den beitragsstarken Versicherern gelingt es leichter als den kleineren Wettbewerbern, günstige Kostenquoten zu erreichen. Die schlagen sich letztlich wieder in der Tarifkalkulation und der Beitragsanpassung nieder.

Neugeschäft zulasten der Bestandsversicherten?

Die im Neugeschäft erfolgreichen Versicherer fallen nicht nur mit besonders intensiven Bewegungen bei der Portabilität von Alterungsrückstellungen auf. Bei ihnen befinden sich statistisch hoch signifikant auch mehr Kunden in einem der drei verschiedenen Sozialtarife der Branche, Standard-, Basis- und Notlagentarif. Ursächlich dafür ist, dass vor allem die großen Versicherer neugeschäftsstark sind, aber naturgemäß auch mehr Versicherte in den Sozialtarifen haben.

Zum anderen aber könnte es auch daran liegen, dass das Neugeschäft bei vielen Versicherern jedenfalls bis zur Einführung des Produktgenehmigungsverfahrens im Zuge der IDD-Umsetzung durch häufigere Neuauflage von knapp kalkulierten Tarifen befördert wurde, die später durch Beitragsanpassungen ausgeglichen werden mussten. Hinweise darauf gab jedenfalls eine schon fast wieder vergessene Studie des IGES-Instituts von 2010. In einer jüngeren Studie lobt dasselbe Institut zwar die Beitragsstabilität, aber auf Basis nur von Daten der Debeka, die für ihre besondere Konstanz bei der Tarifentwicklung bekannt ist. Seit der IDD-Umsetzung aber scheint es erst einmal ruhiger geworden zu sein in Sachen neue PKV-Tarife.

Im aktuellen Heft 19/2019 der "Zeitschrift für Versicherungswesen" finden sich eine Reihe weitere interessante Zahlen zur Geschäftsentwicklung sowie wichtige Unternehmenskennzahlen der PKV im vergangenen Jahr.

Autor(en): Matthias Beenken

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