Plädoyer für die private Vorsorge: Weniger Wohlstand im Ruhestand

Die Diskussion um die „Rente mit 70“ geht angesichts des tatsächlichen Renteneintrittsalters von aktuell gut 60 Jahren am Thema vorbei. Denn die Menschen, die heute 50 Jahre oder älter sind, wünschen sich, ihren Ruhestand früher zu beginnen. Doch wer vorzeitig aussteigt, den bestraft die gesetzliche Rentenversicherung.

Wer heute über 50 ist und noch im Arbeitsleben steht, hat sich an wachsenden Wohlstand gewöhnt. Und: „Best Ager“ möchten nach einem intensiven Arbeitsleben nachholen, wozu bisher die Zeit fehlte – Reisen, Kultur …. Und sie wollen oft auch nicht mehr lange warten. 2009 gingen Männer und Frauen im Schnitt mit 60,7 Jahren in Rente.

Zwölf Prozent weniger - ein Leben lang
Unsere Gesellschaft wird immer älter, und immer weniger Junge zahlen in die Rentenkassen ein. Vor drei Jahren wurde die schrittweise Anhebung der Altersgrenze auf 67 beschlossen. Für jeden Monat, den die Menschen die gesetzliche Rente früher als vorgesehen beziehen, müssen sie einen Abschlag von 0,3 Prozent hinnehmen. Wer etwa 1960 geboren wurde und bereits ab 63 nicht mehr arbeiten will, bekommt zwölf Prozent weniger – sein Leben lang.

Vergleicht man diesen Wert mit der insgesamt geleisteten Lebensarbeitszeit, wird deutlich, wie unverhältnismäßig hart sich diese Maßnahme auswirkt. Und sie wird nicht nur die treffen, die den Ruhestand von sich aus vorziehen möchten. Denn auch künftig wird wohl nur eine Minderheit bis zum Erreichen der offiziellen Altersgrenze arbeiten. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist angespannt und wird es wahrscheinlich bleiben. Auch wenn es ständig heißt, auf Können und Erfahrungsschatz der Älteren könne man nicht verzichten – eingespart werden häufig genau deren Jobs. 89 Prozent der Menschen ab 65 bezogen 2007 eine gesetzliche Rente – damit ist sie nach wie vor die wichtigste Geldquelle im Alter. Sie machte dabei 77 Prozent aller bezahlten Alterssicherungsleistungen und 65 Prozent des gesamten durchschnittlichen Einkommens im Alter aus.

Altersarmut droht - vor allem den Frauen
Dazu kamen unter anderem noch Einkünfte aus betrieblicher Alterversorgung. Der Anteil der Zahlungen aus privaten Lebens- oder Rentenversicherungen war wesentlich niedriger. Solche Leistungen erhielten vier Prozent der Ehepaare sowie zwei Prozent der Alleinstehenden. Die gesetzliche Durchschnittsrente betrug 848 Euro – bei Männern waren es allerdings 1.205, bei Frauen nur 577 Euro.

Wer ausschließlich oder vorwiegend auf die gesetzliche Rente angewiesen ist, dem droht Altersarmut – ganz besonders den Frauen. Zudem blicken Frauen im Schnitt auf 25, Männer aber auf 44 Erwerbsjahre zurück. Und sie haben nur halb so viel eigenes Vermögen wie die Männer. Speziell bei geschiedenen Frauen ist das Armutsrisiko hoch. Ein Problem gilt für beide Geschlechter: Durch die Folgen der Finanzkrise haben sie oft einen Teil ihrer Rücklagen fürs Alter verloren.

Prüfen, ob Altersvorsorge doch noch aufgestockt werden kann
Constanze Hintze, Geschäftsführerin von Svea Kuschel + Kolleginnen, rät den Menschen zu einer realistischen Bestandsaufnahme: „Was habe ich zu erwarten, welche Ziele habe ich – und was kann ich ab heute unternehmen, um sie zu erreichen?“ Hintze gibt weiter zu bedenken: „Prüfen Sie, ob sich für Ihre Altersvorsorge noch etwas abzweigen lässt. Vielleicht können Sie auch aus Erspartem Einmalzahlungen in eine private Rentenversicherung leisten. Wenn Sie ein Wertpapierdepot besitzen, prüfen Sie, ob es wirklich risikobewusst und flexibel aufgestellt ist.“

Quelle: Svea Kuschel + Kolleginnen

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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