R+V: Gutes Jahr 2020, aber nicht ohne "Kratzer und Schrammen"

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Positive Meldungen in schlechten Zeiten verkünden, wer möchte dies nicht. Die R+V konnte dies auf ihrer jüngsten Bilanz-PK. Jedenfalls für den Großteil ihrer Sparten. Doch einige „Kratzer und Schrammen“ musste der Versicherer aus Wiesbaden doch melden, Corona-bedingt.

„Trotz der schmerzlichen Katastrophe“ sieht sich die R+V „weiter im Takt“ und ist überzeugt davon, dass ihre „Erfolgsgeschichte weitergehen kann“, frohlockte Norbert Rollinger, seines Zeichens Vorstandsvorsitzender der R+V Versicherung AG, auf der Online-Pressekonferenz seines Hauses. Dies belegte er gleich zu Beginn seiner Präsentation mit diversen Zahlen.

Ganz gleich, ob es um die Beitragseinnahmen (19,9 Milliarden Euro), um das Konzernergebnis vor Steuern (291 Millionen Euro), die Zahl der Mitarbeiter (16.526 Personen im Inland) oder die Anzahl der Kunden und ihrer Verträge ging (8,9 Millionen Kunden / 26,5 Millionen Verträge), die Kurve zeigte bei der R+V Gruppe 2020 nach oben.

Erhöhter Schadenaufwand infolge der Pandemie

Der R+V Konzern schloss das Geschäftsjahr 2020 mit einem Vorsteuergewinn in Höhe von 291 Millionen Euro ab. Dieser fiel aber erkennbar niedriger aus als der außergewöhnlich hohe Vorjahresgewinn von knapp einer Milliarde Euro. Der Grund hierfür: Erhöhter Schadenaufwand infolge der Pandemie sowie Bewertungseffekte durch die IFRS-Rechnungslegung. 2019 hatte die R+V von einer besonders positiven Entwicklung der Kapitalmärkte profitiert und konnte so ein Rekord-Kapitalanlageergebnis verzeichnen. 2020 war die Entwicklung an den Kapitalmärkten Corona-bedingt weitaus weniger günstig, was das Kapitalanlageergebnis natürlich drückte (1,8 Milliarden Euro). 

Die Sparten im Detail: Die gebuchten Beiträge im Sektor „Erstversicherer Inland“ stiegen um 7,5 Prozent. In konkreten Zahlen bedeutet das für den Sektor Schaden/Unfall ein Plus von 6,3 Milliarden Euro, für den Bereich Leben/Pension neun Milliarden Euro und die Krankenversicherung 0,7 Milliarden Euro. Das macht in Summe 16 Milliarden Euro. 2019 lag dieser Wert noch bei 14,9 Milliarden Euro. Rollinger freute sich auch über die Ergebnisse ihres „kleinen, aber feinen Italien-Geschäftes“. Das um ordentliche 21,8 Prozent zulegte. Effektiv stiegen hier die Beiträge von 0,7 Milliarden Euro auf 0,8 Milliarden Euro.

Freut sich über Platz 2 auf dem deutschen Markt

Das Fazit von Rollinger dazu: „Das ist ein ordentliches Ergebnis, denn wir haben so unser Wachstumsziel nahezu erreicht.“ Was ihn aber noch mehr schmunzeln ließ, ist die Tatsache, dass die R+V Gruppe nun „klar die Nummer 2 im deutschen Markt ist“.  Dass die Gruppe fast in allen Bereichen, aber vor allem im Leben-Sektor „deutlich Marktanteile hinzugewonnen habe“, sei vor allem darauf zurückzuführen, dass die Menschen die neuen Garantien angenommen hätten und Unternehmen noch mehr von den Vorteilen der bAV überzeugt werden konnten.

Die Details zum Gebundenen Beitrag Leben/Pension 2020 sehen folgendermaßen aus: Laufende Beiträge: 6,7 Prozent (2019: 6,5 %), Einmalbeiträge: 12,1 Prozent (2019: 10,3 %) und die bAV: 15,1 Prozent (2019: 14,0 %). Vor allem, dass sein Haus bei den laufenden Beiträgen zulegen konnte, freut den R+V-Chef. „Die enorme Vertriebskraft der Gruppe“ sei hierfür auch eine wichtige Grundlage.

Zu dem schönen Ergebnis hätte aber noch ein anderer Faktor beigetragen, und zwar die niedrige Verwaltungskostenquote seines Hauses. Die liegt aktuell bei 10,6 Prozent, der Markt weist hier 14,1 Prozent aus. In der Lebens- und Pensionsversicherung und in der Schaden/Unfallversicherung sei die Quote gegenüber dem Vorjahr weiter gesunken: Leben/Pension: 1,1 Prozent (Vorjahr 1,2 Prozent), Schaden/Unfall: 10,6 Prozent (Vorjahr 10,9 Prozent). In der Krankenversicherung hätte sie unverändert 1,6 Prozent betragen.

Pandemieschäden verhageln etwas das gute Ergebnis

Doch wo viel Licht ist, kann es auch Schatten geben, so auch bei der R+V. Die Ursache hierfür sieht Rollinger unter anderem an den IFRS-Bewertungseffekten. Mit anderen Worten: Der Wiesbadener Versicherer muss im Vergleich zu vielen anderen Mitbewerbern nach IFRS 9 bilanzieren, weil er Teil eines Finanzkonglomerates ist. Aber neben der Notwendigkeit, strenger zu bilanzieren, sind natürlich in erster Linie Pandemieschäden die Ursache für hohe Belastungen, die der Versicherer stemmen musste, vor allem im Schaden-Unfall-Sektor. So musste die Gruppe insgesamt 321 Millionen Euro zusätzlichen Aufwand verbuchen, verursacht durch Corona-Belastungen.

Start ins Jahr 2021 gut gelungen

Und wie ist das laufende Geschäftsjahr gestartet? Obwohl die Corona-Pandemie weiterhin stark das gesellschaftliche Leben beeinflusst, ist die R+V Versicherung gut in das laufende Geschäftsjahr 2021 gestartet. Das belegen auch die Zahlen: Gegenüber dem Jahresauftakt 2020 legten die Einnahmen der Erstversicherer in den ersten beiden Monaten 2021 um 5,9 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro zu. In diesem Kontext wuchs die Lebens- und Pensionsversicherung um 13,1 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. Die Schaden-/Unfallversicherung steigerte die Beiträge um 1,8 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro, der R+V Krankenversicherer wuchs um 6,5 Prozent auf 147 Millionen Euro.

Mit der guten Geschäftsentwicklung der R+V im Jahr 2020 hat sich auch – wie bereits angedeutet - die Zahl der Mitarbeiter erhöht: Ende 2020 beschäftigte die R+V Gruppe in Deutschland 16.526 Mitarbeiter, 446 mehr als im Vorjahr. Ein Anstieg der sowohl für den Innen- als auch Außendienst gilt.

In schwierigen Zeiten als zentraler Erfolgsfaktor erwiesen

Der gute Start in das laufende Geschäftsjahr lässt den R+V-Boss auch optimistisch auf das Kommende blicken und glaubt, dass „die sehr gute Reputation der Genossenschaftlichen Finanz-Gruppe und das große Vertrauen der Kunden in die Genossenschaftsorganisation sich gerade auch in schwierigen Zeiten als zentraler Erfolgsfaktor erwiesen haben“.

Welche Pläne der Versicherer noch schmiedet und welche Projekte er sonst noch auf den Weg gebracht hat, erfahren Sie morgen.

Autor(en): Meris Neininger

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