Riester wird mit "Taschenspielertricks" schlecht geredet

"Derzeit wird die Riester-Rente systematisch schlecht geredet und zwar teilweise mit offensichtlichen Unwahrheiten, mit methodisch falschen Analysen und mit statistischen Taschenspielertricks", behauptete Professor Jochen Ruß vom Ulmer Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften auf dem Workshop "Kapitalgedeckte Altersvorsorge – Riester-Rente" der Goethe-Universität Frankfurt.

Der Nutzen der Riesterrente wurde auf der Veranstaltung sehr kontrovers diskutiert. So warf Axel Kleinlein, Vorstandvorsitzender des Bundes der Versicherten (BdV) der Versicherungsbranche ebenfalls „Taschenspielertricks“ vor. Weiterhin würden Kosten systematisch verschleiert.

Nur Momentaufnahme der Sterblichkeit
Professor Ruß begründete seine Vorwürfe damit, dass von Verbraucherschützern immer wieder sehr unterschiedlich berechnete Lebenserwartungen verglichen würden. Auf keinen Fall sei es legitim die Periodensterbetafeln des statistischen Bundesamtes heranzuziehen. Bei ihnen würde es sich um eine Momentaufnahme der Sterblichkeitsverhältnisse handeln, die die Entwicklung der Lebenserwartung in Zukunft nicht berücksichtigt.
So komme das statistische Bundesamt auf Basis der Periodensterbetafeln zu deutlich geringeren Lebenserwartungen, während die Lebensversicherungen beispielsweise die Restlebenserwartung für einen heute 65-Jährigen Mann im Schnitt mit 24,5 Jahren prognostiziere. Viele heute 65-Jährige werden also aller Voraussicht nach fast 90 Jahre alt.

Unterschiedliche Rechenansätze
Der Vorwurf, dass die deutlich höhere Lebenserwartung gegenüber dem statistischen Bundesamt aufgrund von Sicherheitszuschlägen der Assekuranzen entsteht, ist laut Ruß falsch. Im Beispiel des 65-Jährigen seien lediglich drei Jahre auf Sicherheitszuschläge zurückzuführen. Der Rest resultierte auf medizinischen Fortschritt und weil das Statistische Bundesamt die Lebenserwartungsprognose von Geburt ab berechne, während die Lebensversicherer mit der Restlebenserwartung kalkulierten.

Unversöhnlich standen sich in Frankfurt die Riester-Kritiker mit den Befürwortern in der Frage gegenüber, ob es bei Riester-Studien zur Rentabilität legitim sei, die staatliche Förderung auszublenden. „Dadurch wird nicht die Rendite aus Kundensicht verwendet, was methodisch objektiv falsch ist“, kritisierte Experte Ruß.

Attraktive Rendite bei geringem Risiko
Verbraucherschützer halten das Vorgehen hingegen für angemessen. "Ich will wissen, wie effektiv die aus Steuergeldern finanzierte Förderung eingesetzt wird", so BdV-Chef Kleinlein. Demgegenüber ist Ruß der Meinung, dass bei "korrekter Berechnung" die Riester-Rente für die meisten Menschen eine attraktive Rendite bei sehr geringem Risiko ermöglicht. „Die Riester-Rente ist aus Kundensicht daher für die meisten Menschen ein sinnvoller Baustein für die Altersversorgung“, so der Wissenschaftler.
Hinweis: Die gesamte Diskussion um die Riester-Rente und wie es mit der staatlichen geförderten Altersvorsorge weiter gehen könnte, lesen Sie im nächsten Versicherungsmagazin.

Bild: © lupo /

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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