Risikobewusstsein reicht nicht für Abschluss

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Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) tragen ein hohes unternehmerisches Risiko. Viele Risiken aus ihrem Betrieb oder Beruf könnten versichert werden - sind es aber nicht. Tatsächlich verzichten allerdings viele KMU auf sinnvolle Versicherungen. Am Risikobewusstsein allein liegt es offensichtlich nicht, wie eine Studie des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute e.V. (BVK) zeigt.

So haben zum Beispiel 51 Prozent von 132 befragten KMU nach eigenen Angaben keine Betriebs- oder Berufshaftpflichtversicherung, obwohl sie gleichzeitig das allgemeine Haftungsrisiko als existenzgefährdend einschätzen. Dazu hatten sie auf einer fünfteiligen Skala von "unerheblich, selbst tragbar" bis "existenzvernichtend (z.B. Insolvenzgefahr)" die beiden oberen Werte angegeben.

Existenzvernichtende Risiken nicht versichert

Dieser Befund zieht sich wie ein roter Faden durch diese Studie, für die insgesamt rund 500 KMU verschiedenster Branchen befragt wurden. So finden 103 KMU, dass die besonderen Haftungsrisiken für Geschäftsführer existenzielle Auswirkungen haben, aber nur 15 Prozent haben die dazu passende D&O-Versicherung abgeschlossen.

Nur bei Rechtsschutz ist es (knapp) anders

Einzig bei Rechtsschutzrisiken hat eine knappe Mehrheit von 51 Prozent derjenigen 97 KMUs, die solche Risiken für existenziell halten, auch eine entsprechende Versicherung abgeschlossen. Dagegen verzichten erstaunlicherweise zwei Drittel aller Befragten, die Feuer- und Einbruchdiebstahlrisiken für ihren Betrieb für existenziell halten, auf eine Inventarversicherung. Noch größer ist die Enthaltung beim Besitz von Betriebsunterbrechungs- sowie bei den in der Corona-Pandemie besonders bekannt gewordenen Betriebsschließungsversicherungen.

Auch wer Transportrisiken oder Zahlungsausfälle für gravierend hält, schließt deshalb noch lange keine Transport- oder Kreditversicherung ab. Das gilt erst recht nicht für Rückrufkosten, wo allerdings auch passende Deckungen für KMU selten sein dürften. Anders sähe das wohl bei Elektronik- sowie bei Maschinenversicherungen aus, doch auch hier geben deutliche Mehrheiten an, keinen passenden Versicherungsschutz zu besitzen.

Selbst bei Personenrisiken ergibt sich kein anderes Bild. Nur zwölf Prozent der 253 KMU, für die nach eigener Einschätzung der Tod von Geschäftsleitungs-Mitgliedern oder anderen Schlüsselpersonen existenzielle Folgen hätte, verfügen über eine Risikolebensversicherung für diesen Personenkreis. Ähnlich sieht es beim Thema Unfallrisiken aus.

Vermittler werden weiter benötigt

Offenbar reicht es daher selbst in dieser Kundengruppe nicht aus, dass ein hinreichendes Risikobewusstsein bei den Inhabern vorliegt, um sodann eine rationale Entscheidung für entsprechende Versicherungsabschlüsse erwarten zu können. Versicherungsvermittler sind im Firmengeschäft weiterhin notwendig, um Unternehmer immer wieder mit ihren existenziellen Risiken zu konfrontieren und auf eine ausreichende Absicherung des Betriebs einzuwirken.

Wenn man diesen Zahlen Glauben schenken will, bedeutet das aber auch umgekehrt für die Versicherungsvermittler, dass sie noch reichlich Potenzial für Versicherungsabschlüsse vorfinden können.

Die Studie "Risikomanagement und Risikoberatung von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU)" umfasst 99 Seiten und kann gegen eine Schutzgebühr bei der BVK-Dienstleistungsgesellschaft-mbH (https://www.bvk.de/ueber-den-bvk/dlg/) bestellt werden.

Risikobewusstsein KMUs

Autor(en): Matthias Beenken

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