Säumige Zahler nach Ausbruch der Pandemie gestiegen

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Deutsche und europäische Finanzchefs (CFOs) haben oft das gleiche Problem: Kunden, die zu spät zahlen. Selbst Cyber-Risiken sind aus Sicht der CFOs nicht so problematisch, ebenso wie Schwierigkeiten in den Lieferketten oder rückläufige Umsätze und Profitabilität. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "DNA of a CFO" des Kreditversicherers Euler Hermes, die auf einer repräsentativen Umfrage unter führenden Finanzvertretern von Unternehmen in Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien basiert – vor und nach Ausbruch der Corona-Pandemie.

"Schon vor der Covid-19-Pandemie war jedes zweite der befragten deutschen Unternehmen (51 %) von Zahlungsverzögerungen betroffen und beinahe jedes dritte (30 %) von der Insolvenz eines Abnehmers", sagt Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz. "Das ist eine relativ erschreckende Bilanz und zeigt, welch große Schneeballeffekte Insolvenzen in der gesamten Lieferkette auslösen können." 

Drei Viertel der deutschen Firmen kämpft einmal pro Woche mit Zahlungsverzögerungen

Nach dem Ausbruch der Pandemie waren in Deutschland mit rund 52 Prozent in etwa genauso viele Unternehmen von Zahlungsverzögerungen betroffen wie vor der Krise, im europäischen Schnitt waren es jedoch sogar zwei Drittel (65 %) der befragten Unternehmen (vor Covid-19: 47 %). 

"Mehr als drei Viertel (76 %) der betroffenen deutschen Unternehmen kämpft mindestens einmal pro Woche mit Zahlungsverzögerungen, mehr als ein Drittel (36 %) davon täglich und jeder zehnte Finanzchef sogar mehrmals am Tag (13 %)", sagt Van het Hof. "In Deutschland sind damit zwar insgesamt etwas weniger Unternehmen von Zahlungsverzögerungen durch die Covid-19-Pandemie betroffen als im europäischen Durchschnitt (52 % versus 65 %), die betroffenen deutschen Firmen erleben dies dafür wesentlich häufiger (36 % täglich versus 24 % in Europa)."

Nur etwa ein Drittel der befragten Unternehmen in Europa fühlt sich darauf wirklich gut vorbereitet. In Deutschland sind es mit 19 % sogar noch weniger und mehr als jedes zehnte der befragten Unternehmen in Deutschland fühlt sich sogar gar nicht für diese Situation gewappnet. 

Europäische Finanzchefs sorgen sich um Insolvenzen

Neben Zahlungsverzögerungen (47 %) sorgten sich die europäischen Finanzchefs vor Covid-19 vor allem um Insolvenzen (32 %) und Cyber-Angriffe (30 %).

"Knapp ein Drittel der befragten europäischen Unternehmen war im vergangenen Jahr Opfer eines Cyber-Angriffs", sagt Van het Hof. "Nicht alle Versuche waren erfolgreich, dennoch haben CFOs die damit verbundenen Gefahren auf dem Schirm und schätzen sie sogar noch höher ein als Schwierigkeiten bei der Lieferkette, Umsatz- oder Profitabilitätsrückgänge."

Nach Ausbruch der Covid-19-Pandemie zeichnet sich eine leichte Verschiebung der Risiken ab: Neben Zahlungsverzögerungen (65 %) waren europäische Unternehmen zwischen März und Mai 2020 insbesondere von Umsatzrückgängen (61 %, im Vergleich zu 25 % in 2019) und geringerer Profitabilität (43 %) gezeichnet. 

Nur die Hälfte der deutschen Chefs musste Umsatzrückgänge hinnehmen

In Deutschland war die Negativentwicklung beim Umsatz etwas moderater. Nur die Hälfte musste Umsatzrückgänge hinnehmen (50 % versus 61 % Durchschnitt). Dafür hatten deutsche Unternehmen wesentlich häufiger Probleme bei ihren Lieferketten (Deutschland 50 % versus 39 % Durchschnitt).

"Zahlungsverzüge sind aber nach wie vor das größte Problem", sagt Van het Hof. "Das ist in Verbindung mit rückläufigen Umsätzen natürlich eine große Herausforderung mit vielen Unwägbarkeiten für die Unternehmen und ihre Planungssicherheit – und die Finanzchefs. Es ist entsprechend wenig verwunderlich, dass ihr Stresslevel seit Ausbruch der Pandemie deutlich gestiegen ist."

Die Anzahl der europäischen CFOs, die optimistisch in die Zukunft schaut, ist durch die Covid-19-Pandemie von 48 % auf 42 % gesunken, 36 % sind noch zuversichtlich (vorher: 50 %). Im Gegenzug ist der Anteil derer, die sich gestresst fühlen von vorher 19 % auf 32 % gestiegen. Fast jeder vierte Finanzchef macht sich inzwischen sogar sehr große Sorgen 23 % (vorher 9 %).

„Das Risikobewusstsein der Finanzchefs ist insgesamt deutlich gestiegen", sagt Van het Hof. "Sie intensivieren ihr internes Risikomanagement, die Planung von Szenarien und betreiben zunehmend proaktives Cash-Management. Zudem verstärken sie Maßnahmen, die zur Risikominderung in der Einstiegsphase von Kunden beitragen."

Quelle: Euler Hermes

Autor(en): Versicherungsmagazin

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