Steigende Bauzinsen hinterlassen erste Bremsspuren

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Wer im Süden Deutschlands ein Haus kaufen will, muss tief in die Tasche greifen: 2,5 Millionen Euro kostet ein gebrauchtes Einfamilienhaus in München, belegt der aktuelle LBS-Preisspiegel "Markt für Wohnimmobilien", der auf den Daten der Immobilienvermittler von Landesbausparkassen (LBS) und Sparkassen basiert. In Stuttgart müssen Käufer immerhin 1,1 Millionen Euro für ein solches Objekt bezahlen.

In Großstädten mit bis zu 500.000 Einwohnern liegt Wiesbaden mit 1,2 Millionen Euro vor Freiburg und Regensburg mit jeweils einer Million Euro. Selbst in den Gemeinden im Umland beliebter Städte sind die Preise siebenstellig. Die Top 8 belegen ausschließlich bayerische Kommunen - darunter Herrsching am Ammersee oder Bad Tölz. Am günstigen sind entsprechende Immobilien hingegen im südöstlichen Vorharz in der Kleinstadt Eisleben mit 80.000 Euro. Aber auch im thüringischen Nordhausen sind Käufer schon mit 100.000 Euro dabei, in Sonderhausen sind es 120.000 Euro. 

Preisplus bei Bestandsimmobilien schrumpft

Obwohl in den Metropolen und ihrem Umland Wohnimmobilien nach wie vor teuer sind, hat die Verdrei- bis Vervierfachung der Bauzinsen erste Bremsspuren hinterlassen, zeigt die Analyse. Im Frühjahr 2023 haben die Preise für ältere Einfamilienhäuser aus der LBS-Vermittlungstätigkeit im bundesweiten Durchschnitt gerade noch um knapp drei Prozent über ihrem Vorjahresniveau gelegen. Im Vorjahr betrug der Preisanstieg noch 14 Prozent. Für gebrauchte Reihenhäuser und Eigentumswohnungen meldeten die Marktbeobachter zuletzt lediglich ein Preisplus von weniger als zwei Prozent. Das gilt allerdings nicht für den Neubau und Bauland: Diese haben sich zwischen fünf und neun Prozent verteuert.

Weil Immobilienfinanzierungen durch das Zusammentreffen von hohen Preisen und Zinsen für private Haushalte kaum noch zu stemmen sind, gehen die Vermittler erstmals seit der Finanzkrise 2009 nicht mehr von einer steigenden Nachfrage nach Wohnimmobilien aus. Bis Jahresende rechnen sie sogar mit einer kräftigen Abnahme. Für Eigentumswohnungen als auch Einfamilienhäuser und Reihenhäuser aus dem Bestand könnte das einen Rückgang von rund sechs bis sieben Prozent bedeuten. 

Preisrückgang in Städten und ländlichem Raum

In den Städten, aber auch in abgelegeneren ländlichen Regionen wird der Preisrückgang voraussichtlich noch etwas größer ausfallen, im Umland der Städte und in anderen verdichteten Regionen dagegen moderater, so die Prognose. Für Bauland erwarten die Immobilienvermittler insgesamt nur leichte Preisrückgänge, und beim Neubau besteht wohl kein Preisspielraum nach unten.

"Unsere Immobilienvermittler erleben immer wieder, dass die Kaufinteressenten alle Register ziehen, um den Sprung in die eigenen vier Wände trotzdem zu schaffen", betont LBS-Verbandsdirektor Axel Guthmann. Dabei setzen die Käufer laut 72 Prozent der Vermittler auf mehr Eigenleistung. Aber auch Kompromisse bei Objekt und Standort seien an der Tagesordnung. Wer könne, mobilisiere zudem weitere Kapitalquellen. 

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Springer Professional.

Autor(en): Angelika Breinig-Schilly

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