Stresstest: Jeder zehnte Versicherer hätte in der Krise große Probleme

Die europäische Aufsicht über Versicherungen und die betriebliche Altersversorgung (EIOPA) hat am 4. Juli in Frankfurt die Ergebnisse ihres jüngst durchgeführten Stresstests präsentiert. In dem Test wurden Versicherungsunternehmen und Einzelunternehmen mit einem aggregierten Marktanteil von rund 60 Prozent durchleuchtet. Laut der Aufsichtsbehörde wird das geforderte Mindestkapital von 152 Milliarden Euro um satte 425 Milliarden Euro überboten. Sollten die erwarteten Stressszenarien eintreten, würden die Gesellschaften davon zwischen 33 Milliarden Euro und im schlimmsten Fall 150 Milliarden Euro einbüßen.

Die Untersuchung sollte die Frage beantworten, ob das vorhandene Eigenkapital eines Versicherers bei einem solchen Krisenereignis ausreicht, um die Mindestkapitalanforderung unter dem neuen EU-Aufsichtsregime zu erfüllen. Laut der Aufsichtsbehörde fehlen den betroffenen 13 Versicherern lediglich insgesamt 4,4 Milliarden Euro. Kann sich die Behörde bei derart hohen Kapitalreserven nun zurücklehnen und die weitere Entwicklung an den Kapitalmärkten abwarten, oder besteht dennoch Grund die Ergebnisse der Eiopa anzuzweifeln?

Szenario nicht konsequent durchgespielt
Bei diesem Test drängen sich Vergleiche mit dem europäischen Bankenstresstest im vergangenen Jahr auf. Auch damals wurde das Risiko, dass Banken pleite gehen können unterschätzt. Denn kurze Zeit später mussten irische Banken vom Staat gerettet werden. Ähnlich wie beim Banken-Stresstest wurde das realistische Szenario, dass ein europäischer Staat zahlungsunfähig wird, auch bei der Eiopa nicht konsequent durchgespielt. Es ist davon auszugehen, dass griechische Lebensversicherer im Falle einer Staatspleite wohl in große Schwierigkeiten kommen werden. Ferner ist unklar, ob die durchgespielten Inflations- und Negativ-Szenarien der Behörde hart genug formuliert wurden sind. Hinzu kommt, dass die Eiopa die Namen der durchgefallenen Gesellschaften nicht benannte. Das soll erst beim künftigen Tests nach Einführung der Eigenkapitalregeln Solvency II ab 2013 geschehen.

Autor(en): Karl-Heinz Goedeckemeyer

Alle Branche News