Aus und Schluss für den Kaffeeröster Tchibo: Versicherungen sollen künftig nicht mehr verkauft werden. Der Hamburger Einzelhändler hat die Kooperation mit dem Direktversicherer Asstel aus dem Gothaer-Konzern beendet und wird künftig weder auf der Homepage noch in einem seiner Läden Versicherungen anbieten. Laut Asstel ist dies eine strategische Entscheidung von Tchibo. Mit dem allgemeinen Streit um die Vermittlung von Versicherungen über den Einzelhandel, habe diese nichts zu tun.
Tchibo hat bereits in ersten Instanz eine Schlappe einstecken müssen (LG Hamburg; Urteil vom 30. April 2010 -Az.: 408 O 95/09). Stein des Anstoßes war, dass dem Kunden mehr oder weniger suggeriert wurde, er schließe mit dem Einzelhändler, einem starken Image-Träger, einen Vertrag ab. Doch wer Versicherungen vermittelt, der muss sich Mindestqualifikationen unterwerfen, die Tchibo nicht vorweisen kann. Als Versicherungsvermittler hätte der Einzelhändler eine Registrierung bei der Industrie- und Handelskammer sowie seine Sachkunde und eine Vermögensschadenhaftpflichtversicherung nachweisen müssen. Demgegenüber sieht der Asstel-Marketing-Chef Carlo Bewersdorf den Kooperationspartner lediglich als Tippgeber an, den keine besonderen Pflichten treffen. Information und Beratung erhielten Kunden über die Asstel. Daher wolle man die Revision des erstinstanzlichen Urteils gemeinsam mit Tchibo weiterführen. Bewersdorf: "Es besteht ein grundsätzliches Interesse an der Klärung."
Asstel setzt weiter auf Kooperationen
Während der Düsseldorfer Rechtsschutzversicherer Arag 2008 seine Zusammenarbeit mit der Rewe-Discount-Tochter Penny nach einem Urteil des Landgerichts Wiesbaden beendet hatte, ist Asstel weiterhin davon überzeugt, erfolgreich per Einzelhandel und Kooperation Versicherungen zu verkaufen. "Neben unseren bestehenden Partnern wie beispielsweise Rewe, Metro, Payback oder Miles & More befinden wir uns fortlaufend in Gesprächen mit potenziellen Kooperationspartnern", so Marketing-Chef Bewersdorf. Daher will Asstel sein Geschäft 2011 noch ausbauen. Jüngster Partner ist die Internet-Apotheke DocMorris. Zudem sollen mehr Produkte über Vergleichsportale verkauft werden.
Demgegenüber feierte der Bundesverband der Versicherungskaufleute (BVK) den Tchibo-Ausstieg als Erfolg. Nach seiner Meinung dürften sich milliardenschwere Einzelhändler - wie Tchibo oder der Autoteilehändler A.T.U. - nicht einfach auf die Rolle des Tippgebers zurückziehen. Derzeit verkauft noch C & A Versicherungen. Der Modefilialist kooperiert mit der Zürich-Tochter DA Direkt. Kritik an dem Verkauf über den Einzelhandel kommt auch von Verbraucherschützern. Viele Versicherungspolicen seien nun einmal beratungsintensiv, heißt es bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Ein Kaffeeröster könne diese Beratungsleistung nicht erfüllen. Dafür sei geeignetes Personal erforderlich, so die Verbraucherschützer.
Verbraucherzentralen ohne Beratungserlaubnis?
Ironie der Geschichte: Den Verbraucherschützern selbst wird die geforderte Beratungskompetenz in Sachen Versicherung abgesprochen. So kritisiert der BVK-Präsident Michael Heinz: "Auch Verbraucherzentralen verfügen offensichtlich nicht über eine Erlaubnis zur Versicherungsberatung."
Bild: © Lilo Kapp/
Tchibo hat bereits in ersten Instanz eine Schlappe einstecken müssen (LG Hamburg; Urteil vom 30. April 2010 -Az.: 408 O 95/09). Stein des Anstoßes war, dass dem Kunden mehr oder weniger suggeriert wurde, er schließe mit dem Einzelhändler, einem starken Image-Träger, einen Vertrag ab. Doch wer Versicherungen vermittelt, der muss sich Mindestqualifikationen unterwerfen, die Tchibo nicht vorweisen kann. Als Versicherungsvermittler hätte der Einzelhändler eine Registrierung bei der Industrie- und Handelskammer sowie seine Sachkunde und eine Vermögensschadenhaftpflichtversicherung nachweisen müssen. Demgegenüber sieht der Asstel-Marketing-Chef Carlo Bewersdorf den Kooperationspartner lediglich als Tippgeber an, den keine besonderen Pflichten treffen. Information und Beratung erhielten Kunden über die Asstel. Daher wolle man die Revision des erstinstanzlichen Urteils gemeinsam mit Tchibo weiterführen. Bewersdorf: "Es besteht ein grundsätzliches Interesse an der Klärung."
Asstel setzt weiter auf Kooperationen
Während der Düsseldorfer Rechtsschutzversicherer Arag 2008 seine Zusammenarbeit mit der Rewe-Discount-Tochter Penny nach einem Urteil des Landgerichts Wiesbaden beendet hatte, ist Asstel weiterhin davon überzeugt, erfolgreich per Einzelhandel und Kooperation Versicherungen zu verkaufen. "Neben unseren bestehenden Partnern wie beispielsweise Rewe, Metro, Payback oder Miles & More befinden wir uns fortlaufend in Gesprächen mit potenziellen Kooperationspartnern", so Marketing-Chef Bewersdorf. Daher will Asstel sein Geschäft 2011 noch ausbauen. Jüngster Partner ist die Internet-Apotheke DocMorris. Zudem sollen mehr Produkte über Vergleichsportale verkauft werden.
Demgegenüber feierte der Bundesverband der Versicherungskaufleute (BVK) den Tchibo-Ausstieg als Erfolg. Nach seiner Meinung dürften sich milliardenschwere Einzelhändler - wie Tchibo oder der Autoteilehändler A.T.U. - nicht einfach auf die Rolle des Tippgebers zurückziehen. Derzeit verkauft noch C & A Versicherungen. Der Modefilialist kooperiert mit der Zürich-Tochter DA Direkt. Kritik an dem Verkauf über den Einzelhandel kommt auch von Verbraucherschützern. Viele Versicherungspolicen seien nun einmal beratungsintensiv, heißt es bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Ein Kaffeeröster könne diese Beratungsleistung nicht erfüllen. Dafür sei geeignetes Personal erforderlich, so die Verbraucherschützer.
Verbraucherzentralen ohne Beratungserlaubnis?
Ironie der Geschichte: Den Verbraucherschützern selbst wird die geforderte Beratungskompetenz in Sachen Versicherung abgesprochen. So kritisiert der BVK-Präsident Michael Heinz: "Auch Verbraucherzentralen verfügen offensichtlich nicht über eine Erlaubnis zur Versicherungsberatung."
Bild: © Lilo Kapp/
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek