Trotz Angst wird nichts getan

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Es erscheint paradox: Junge Frauen haben zunehmend Angst vor Altersarmut, doch ihr Vorsorgeverhalten weist in die andere Richtung. Das heißt, immer weniger von Ihnen sorgen fürs Alter vor. Die Details.

84 Prozent der jungen Frauen zwischen 17 und 27 Jahren haben Angst davor, im Rentenalter nur eine geringe Rente zu bekommen und in die Altersarmut abzurutschen. Bei den gleichaltrigen Männern sind es etwas weniger, aber auch noch drei Viertel (74 Prozent), die befürchten, im Alter nicht genug Geld zur Verfügung zu haben. Das zeigt die aktuelle Metall-Rente Jugendstudie offen.

Junge Männer sind beim Sparen aktiver

Besonders alarmierend: Nur noch 29 Prozent der jungen Frauen sparen regelmäßig für ihr Alter. Während von den jungen Frauen im Vergleich zu 2010 heute 10 Prozentpunkte weniger regelmäßig vorsorgen, haben junge Männer ihre Anstrengungen im gleichen Zeitraum deutlich erhöht: Statt 38 Prozent legen heute 45 Prozent regelmäßig Geld für ihren Ruhestand beiseite.

Tatsächlich sind Frauen statistisch wesentlich stärker von Altersarmut bedroht als Männer. Laut OECD haben Frauen im Rentenalter hierzulande 46 Prozent weniger Einkommen zur Verfügung als Männer. Damit gibt es in Deutschland im OECD-Ländervergleich das größte „Gender Pension Gap“, also den größten Geschlechterunterschied beim Alterseinkommen. Auch bei der gesetzlichen Rente zeigen sich signifikante Geschlechterunterschiede: Männer beziehen von der Deutschen Rentenversicherung im Durchschnitt eine Altersrente von 1.227 Euro pro Monat, Frauen erhalten nur 807 Euro – also 34 Prozent weniger.

Metallrente junge Frauen

Teilzeitarbeit ist und bleibt ein Frauenthema

Ein Grund für die große Rentenlücke zwischen Männern und Frauen liegt in den existierenden Gehaltsunterschieden und gesetzlichen Rahmenbedingungen. Außerdem beschreibt Klaus Hurrelmann, Herausgeber und wissenschaftlicher Leiter der Metall-Rente Studie, ein weiteres Dilemma: „So eine starke, emanzipierte Frauengeneration, wie wir sie heute haben, fällt bei der Altersvorsorge in alte Rollenmuster zurück, die wir eigentlich schon überwunden glaubten. Das wird beim Thema Teilzeitarbeit besonders deutlich. Frauen stecken für die Familie zurück und investieren deshalb viel zu wenig in ihre eigene Alterssicherung. Dabei wissen sie, dass sich das eines Tages rächt.“ Die Metall-Rente Studie bestätigt dieses Problem: Derzeit gehen 70 Prozent der jungen Frauen davon aus, dass sie in bestimmten Lebensphasen nur in Teilzeit arbeiten werden.

Frauen agieren vorsichtiger

Generell fördert die Jugendstudie deutliche Veränderungen im Sparverhalten der jungen Menschen zutage: Angesichts der Niedrigzinsphase sparen so viele wie nie zuvor mit Aktien und Fonds für ihre Altersvorsorge. Zwischen 2016 und 2022 hat sich der Gesamtanteil derjenigen verdreifacht, die aktien- und fondsbasiert für ihre Rente sparen – von 16 auf 50 Prozent. Auffällig ist jedoch, dass Frauen beim Thema Aktiensparen deutlich zurückhaltender sind: Sorgen bei den jungen Männern bereits 62 Prozent auch mit Aktien und Fonds vor, sind es bei den jungen Frauen lediglich 34 Prozent. Im Vergleich zur letzten Erhebung ist dieser Wert jedoch stark angestiegen (von 18 Prozent in 2019). 

Festverzinsliche Anlagen verlieren bei beiden Geschlechtern an Attraktivität, bleiben aber für Frauen weiterhin die meist genutzte Sparform. 54 Prozent der Alterssparerinnen lassen ihr Geld auf ein Festgeldkonto, ein Sparbuch oder in festverzinsliche Wertpapiere fließen. 

Betriebsrenten können für Frauen attraktiv sein

Die betriebliche Altersversorgung hält sich bei beiden Geschlechtern stabil. Etwas mehr als ein Drittel (37 Prozent) sorgt betrieblich fürs Alter vor – 35 Prozent der jungen Frauen und 38 Prozent der jungen Männer. „Frauen sind generell risikoaverser und ersparen sich so durchaus häufiger Verluste an den Kapitalmärkten als Männer. Aber individuelle Risikoaversion kann auch selbst zum Risiko werden. 

Auch bei steigenden Zinsen reicht eine Altersversorgung auf dem Festgeldkonto nicht aus. Kollektive Systeme wie die betriebliche Altersversorgung verbinden dagegen Rentabilität mit Sicherheit“, betont Jugendstudie-Herausgeber Heribert Karch.

Altersarmut Metallrente

Hintergrundinformationen

Die Metall-Rente Studie „Jugend, Vorsorge, Finanzen“ ist die größte repräsentative Langzeituntersuchung zur Vorsorge junger Menschen in Deutschland. Im Abstand von drei Jahren werden für die Studie rund 2.500 junge Erwachsene im Alter zwischen 17 und 27 Jahren zu ihren Vorstellungen für die persönliche Zukunft, zu ihrem Sparverhalten, ihren finanziellen Kenntnissen sowie zu ihren Einstellungen und persönlichen Strategien zur Altersvorsorge befragt.

Quelle: Metallrente

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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