Trotz Krise kaum weniger Zinsen aus Lebensversicherungen

Die Finanzkrise hat überraschenderweise kurzfristig bei der Überschussbeteiligung der deutschen Lebensversicherer kaum Spuren hinterlassen. Das zeigen zwei aktuelle Untersuchungen, die in dieser Woche vorgelegt worden sind.

Wie der Marktbeobachtungsdienst "map-report" durch eine Umfrage unter 66 Gesellschaften herausfand, werden die Guthaben der Kunden in der Kapitallebensversicherung (KLV) mit 4,28 Prozent laufend verzinst. Das ist etwas weniger als 2008, als 4,37 Prozent geboten wurden, und etwa der gleiche Wert wie 2007. Zuvor hatte jahrelang eine Abwärtsbewegung stattgefunden, die ihren vorläufigen Tiefpunkt 2006 mit 4,22 Prozent erreichte.

Zwei Drittel der Anbieter halten ihre laufende Gesamtverzinsung trotz Finanzkrise konstant, berichtet "map-report". Die Spanne reicht 2009 in der KLV von 3,58 Prozent (Inter) bis 5,0 Prozent (Europa). Allerdings haben einige Versicherer keine Daten gemeldet, darunter AXA und Deutscher Ring. Zu Versicherern mit hohem Marktanteil, die 2009 weniger Zinsen gutschreiben, gehören auch Top-Verzinser wie Europa, Debeka (jetzt: 4,8 Prozent) und Volkswohl Bund (jetzt: 4,75 Prozent).

Nachhaltigere Ergebnisse als die einjährige Betrachtung liefert aus Sicht von "map-report" die Beispielrechnung, da dort nicht nur laufende Zinsen, sondern auch Risiko– und Kostengewinne, Schlussgewinne und Reserveanteile eingingen. Anbieter wie Europa, Asstel, Debeka oder Volkswohl Bund seien deutlich besser als der Durchschnitt. Marktführer Allianz liege bei Musterverträgen für die KLV dagegen unter dem Durchschnitt.

Lebensversicherer insgesamt in einer Anlagekrise
Mittelfristig sieht map-report die Lebensversicherer insgesamt in einer Anlagekrise. Während die aktuell niedrige Aktienquote von rund 5 Prozent keine Probleme bereiten sollte, sei das künstliche Ankurbeln der Konjunktur mit Zinssenkungen Gift für die Altersvorsorge. "Wenn die Versicherer, die ja stark auf Festverzinsliche setzen müssen, auf Dauer Bundesanleihen mit einer Verzinsung von 3 Prozent oder weniger kaufen müssten, kämen sie in spätestens zwei oder drei Jahren in arge Schwierigkeiten", sagt Manfred Poweleit, Chefredakteur des "map-report": "Wer im Schnitt seinen Kunden 3,5 Prozent Zinsen garantiert, kann sich mit knapp 3 Prozent nicht refinanzieren."

Assekurata-Studie bestätigt Ergebnisse
Die Studie "Überschussbeteiligung 2009" der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Sie umfasst Angaben von 76 Gesellschaften mit einem Marktanteil von über 91 Prozent. Danach sinkt die laufende Gesamtverzinsung über alle Produktarten und Tarifgenerationen hinweg nur leicht und liegt im arithmetischen Mittel bei 4,26 Prozent (Vorjahr: 4,34 Prozent).

In der KLV fällt die Kürzung am stärksten aus – bei Policen mit 2,25 Prozent Rechnungszins auf 4,28 Prozent (Vorjahr: 4,38 Prozent). Laut Assekurata halten 46 Gesellschaften die laufende Verzinsung konstant, während 29 Unternehmen die Verzinsung der Kundenguthaben um durchschnittlich 0,26 Prozentpunkte verringern. Als einziger Anbieter erhöht die ÖSA Öffentliche Lebensversicherung Sachsen-Anhalt die laufende Gesamtverzinsung um 0,2 Prozentpunkte auf nun 4,35 Prozent.

Mehr zum Thema gibt es in der März-Ausgabe des Versicherungsmagazins.

Info
Die Studie von Assekurata steht auf der der Rating-Agentur kostenlos zum Herunterladen bereit.
Die Studie von "map-report" kann unter für 65 Euro als pdf bzw. für 75 Euro als Heft bestellt werden (Nr. 700 – 701: LV Deklarationen für 2009: Private Vorsorge in der Krise).

Autor(en): Detlef Pohl

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