„Überflüssiger Schwachsinn“

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Die Meinungen der Versicherungsmaklerinnen und Versicherungsmakler über Soziale Medien als Kontaktkanal zu ihren Kunden gehen weit auseinander. Welche Chancen und Risiken gesehen werden.

Soziale Medien sind für eine Mehrheit der Versicherungsvermittlerinnen und Versicherungsvermittler von großer Bedeutung, jedenfalls gilt dies für die nächsten fünf Jahre. 61 Prozent der von der Zeitschrift Asscompact befragten Makler und Mehrfachvertreter sehen das so und erkennen dabei eine rasanten Bedeutungszuwachs: Noch vor fünf Jahren waren diese Medien nur für sieben Prozent wichtig, aktuell sind es schon 45 Prozent.

Erst gut jeder Vierte nutzt Soziale Medien aktiv

Etwas verhaltener wird die Relevanz Sozialer Medien für die eigene Tätigkeit der Befragten eingeschätzt. Aktuell sehen 32 Prozent sie als relevant an, in Zukunft sind das 48 Prozent. Gering ist zudem die gegenwärtige Nutzung: Nur 27 Prozent der über 300 Befragten sind in Sozialen Medien selbst aktiv unterwegs. 44 Prozent sind sogar nicht einmal passiv in Sozialen Medien unterwegs, also rein zur Informationsbeschaffung.

Als Gründe gegen die Nutzung werden mehrheitlich andere Informationskanäle zum Kunden sowie ein fehlender Mehrwert der Sozialen Medien genannt. Immerhin gut jeder Dritte gibt zu, dass ihm das Know-how fehlt, während nur knapp jeder Vierte glaubt, über Soziale Medien seine Kunden nicht erreichen zu können.

Gegen die Nutzung eingewendet werden vor allem Datenschutz-Bedenken und die Sorge um den Zeitaufwand. Der Zeitaufwand beträgt im Mittel fünf Stunden pro Woche, jedenfalls bei den wenigen, die Angaben dazu machen. Einzelne Stimmen bekennen sich jedoch als „Nonliner“ oder halten Soziale Medien für „überflüssigen Schwachsinn“.

Welche Medien wofür genutzt werden

Insgesamt am häufigsten genutzt wird Whatsapp, gefolgt von Facebook und Instagram. Wenn, dann werden am ehesten der Bekanntheitsgrad und das eigene Image gepflegt. Das geschieht am häufigsten über Facebook, mit deutlichem Abstand gefolgt von Instagram, Linkedin und Whatsapp.

Kundenbindung und Neukundengewinnung werden dagegen seltener und über eine größere Bandbreiten an verschiedenen Medien verfolgt. Kundenberatung und Kundenbetreuung erfolgen sehr selten per Sozialen Medien, und wenn, dann über Whatsapp.

Ein weiterer Nutzen ist der Austausch in Fachgruppen, für den am ehesten Facebook, Linkedin und Xing genutzt werden. Mit Versicherern und Pools wird nur äußerst selten kommuniziert, und wenn, dann über Whatsapp.

Der Chef bastelt selbst

Vermittler setzen bisher keine oder kleinere Budgets für ihre Aktivitäten in Sozialen Medien ein. Im Mittel sind es 362 Euro im Monat, allerdings machten nur wenige Befragte überhaupt Angaben. In drei Viertel der Fälle sind die Sozialen Medien Chefsache, in knapp drei von zehn Fällen dürfen sich auch Innendienst-Mitarbeitende engagieren. Inhalte (Content) werden mehrheitlich ohne fremde Hilfe selbst erstellt. Wenn, dann werden am ehesten Angebote von Maklerpools verwendet.

Überalterung der Makler bremst Euphorie

Soziale Medien werden immer noch von vielen Vermittlern als etwas Privates angesehen. Angesichts eines Durchschnittsalters von über 56 Jahren in der verwendeten Stichprobe oder 55 Prozent Anteil der mindestens 56 Jahre alten Vermittler überrascht diese Haltung nicht allzu sehr.

Dennoch werden auch viele Chancen erkannt. So glauben viele Befragte, dass man durch Aktivitäten in Sozialen Medien Aufmerksamkeit erlangen und seinen Bekanntheitsgrad erhöhen kann. Der Draht zum Kunden sei kurz, und eine junge Kundenklientel viel leichter zu erreichen.

Umgekehrt zeigen sich viele Befragte ängstlich, dass die Geschwindigkeit, die Informationsflut sowie eine virale Verbreitung von kritischen Informationen sie überfordern könnten. Auch glauben viele Makler nicht, auf diesem Weg die Kundenbindung steigern zu können. Soziale Medien werden als unpersönlich empfunden.

Die Studie Asscompact Trends III/2022 einschließlich dem Sonderthema Social Media kann kostenpflichtig bei der BBG Betriebsberatungs GmbH (Mail tannreuther@bbg-gruppe.de) erworben werden.

Autor(en): Matthias Beenken

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