Umkehrhypothek: Neues Liquiditäts-Modell sucht Vermittler

Knapp bei Kasse sind selbst Immobilienbesitzer, die ihr Haus lastenfrei haben. Vor allem ältere Personen sind betroffen. Meist fehlt Geld für Pflege, altersgerechten Hausumbau oder Kinder und Enkel können nicht ausreichend finanzielle unterstützt werden. „Ein Verkauf oder Auszug kommt für viele aber unter keinen Umständen in Frage“, sagt Martin Lotz Vertriebsdirektor der Immokasse GmbH aus Gründwald bei München. Daher hat die Vertriebsgesellschaft gemeinsam mit der Deutschen Kreditbank aus Berlin mit der sogenannten Umkehrhypothek ein neues Produkt entwickelt, dass die Immobilie dem Kunden erhält, ihn gleichzeitig aber wieder flüssig macht.

Das Modell gibt es bereits in Großbritannien und den USA, wo jährlich rund 150.000 Abschlüsse getätigt werden sollen. Für Deutschland sieht die Immokasse ein Potenzial von 70.000 Verträgen pro Jahr. Bisher gebe es nur ein Konkurrenzprodukt, dass über die Investitionsbank Schleswig-Holstein laufe und somit regional begrenzt sei. Rund 250 Vermittler konnte die Immokasse derzeit für ihr Produkt gewinnen. Unter anderem kooperiert das Unternehmen mit der Fondsfinanz. Voraussetzung für eine Freischaltung auf der IT-Plattform ist die Erlaubnis der Finanzvermittlung nach § 34c der Gewerbeordnung. Zudem werde die Bonität des Vermittlers und sein Fähigkeit, das Modell zu vermitteln, geprüft. Die Provisionen liegen bei 1,5 bis 2,75 Prozent der Umkehrhypothek.

Hausbesitzer haften nicht persönlich
Verbraucherschützer haben das Produkt als teuer kritisiert. Gegenüber dem Verkauf des Hauses fallen deutlich höhere Kosten an. Dafür bleibt der Kunde aber voller Besitzer seiner vier Wände. Die Umkehrhypothek muss bei Auszug oder Tod des Darlehensnehmers zurückgezahlt werden. Als Kosten fallen Zinsen von derzeit 6,9 Prozent plus Stundungsgebühren an, die abhängig von der Laufzeit von 3,3 bis sechs Prozent betragen. Zudem müssen bei Abschluss des Vertrages eine Bearbeitungsgebühr von 1,5 Prozent sowie Notar- und Grundbuchkosten bezahlt werden. "Großer Vorteil unseres Modells ist, dass der Kunde nicht persönlich haftet, sondern allein das Haus als Sicherheit dient", so Lotz.

Nur für Ältere geeignet
Das Modell eignet sich trotzdem nur für ältere Immobilienbesitzer, weil die Bank das Langlebigkeits- und Überschulungsrisiko trägt, kann ein 65-Jähriger nur 15 Prozent des Verkehrswertes als Umkehrhypothek erhalten, ein 70-Jähriger knapp 22 Prozent und ein 80-Jähriger immerhin 35 Prozent. Die Zielgruppe der Interessenten dürfte aber nicht geringer werden. Denn laut einer aktuellen Allensbach-Studie spart jeder fünfte an der Altersvorsorge und die Lebenserwartung ist in den letzten 15 Jahren im Schnitt um vier Monate gewachsen.

Bild: © Rainer Sturm/

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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