Umsatzeinbußen ungleich verteilt

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Bereits zum dritten Mal hat der Bundesverband deutscher Versicherungskaufleute e.V. (BVK) seine Mitgliedsunternehmen zu den Folgen der Corona-Pandemie befragt. Im vergangenen August hatte der Verband zuletzt eine ad hoc-Umfrage durchgeführt. Damals hatten gut sechs von zehn Befragten geäußert, sie hätten Umsatzeinbußen durch die Kontaktbeschränkungen erlitten.

Im Mai antworteten 400 Versicherungsvermittler. Darunter war mit 89 Prozent ein BVK-typisch hoher Anteil Ausschließlichkeitsvertreter, aber es nahmen auch 7,5 Prozent Versicherungsmakler und 3,5 Prozent Mehrfachvertreter teil.

Jeder vierte Betrieb mit Umsatzrückgang

Einen Umsatzrückgang gegenüber dem Vor-Pandemie-Jahr 2019 haben 25 Prozent der Befragten hinnehmen müssen. Und elf Prozent konnten den Umsatz sogar steigern. Im Mittel ist der Umsatz von rund 217.000 auf rund 201.000 oder um 7,0 Prozent gesunken.

Abgefragt wurden dabei die Umsätze in elf verschiedenen Klassen, gemessen wurden die veränderten Zuordnungen zu Umsatzklassen. Das bedeutet, dass auch innerhalb der Umsatzklassen Umsatzveränderungen stattgefunden haben können, die in den vorgenannten Zahlen nicht sichtbar werden.

BVK Corona-Umfrage Nr. 1 6/2021

Jeder Siebte konnte den Gewinn steigern

Auch einen Gewinnrückgang beobachteten 24 Prozent der teilnehmenden Betriebe, dagegen konnten 15 Prozent ihn steigern. Im Mittel ist der Gewinn von rund 99.000 auf rund 89.000 oder um 9,8 Prozent gesunken. Das ist weniger als noch im August 2020 mit rechnerischen 24 Prozent Gewinneinbruch befürchtet, aber durchaus empfindlich. Auch die Gewinne wurden in Klassen abgefragt, hier waren es elf verschiedene einschließlich "Verlust".

Für das laufende Geschäftsjahr 2021 zeigten sich die Vermittler in der Tendenz etwas pessimistischer. Offenbar sehen viele die Pandemie noch lange nicht als bewältigt an. Immer noch können Insolvenzen und damit Risikofortfälle im Gewerbegeschäft oder Arbeitsplatzabbau und in der Folge Kündigungen und Beitragsfreistellungen von Versicherungen drohen. In den Vergütungssystemen der Ausschließlichkeitsvertreter spielen zudem die erfolgsabhängigen Vergütungen immer noch eine wichtige Rolle, bei denen sich Absatz- und Umsatzeinbußen typischerweise erst zeitversetzt niederschlagen.

BVK Corona-Umfrage Nr. 2 6/2021

Jeder Zweite erwartet Umsatzausfälle im laufenden Jahr

Diese Einschätzungen beruhen auch auf der Tatsache, dass immerhin 55 Prozent der Betriebe bereits Stornierungen wegen Corona im Bestand festgestellt haben. Ein Schwerpunkt liegt bei Lebensversicherungen, aber auch Schadenversicherungen wurden häufiger gekündigt.

Insgesamt gehen 49 Prozent der vom BVK Befragten für 2021 von Umsatzrückgängen aus, nur 21 Prozent von Umsatzsteigerungen. Durchschnittlich wird von den Vermittlern, die einen Umsatzrückgang erwarten, ein Minus von knapp 17 Prozent vorausgesagt. Umgekehrt gehen diejenigen, die eine Umsatzmehrung erwarten, von durchschnittlich etwas mehr als zwölf Prozent Wachstum aus.

Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung der Beratung

Die Pandemie wirkt sich spürbar auf die Arbeitsweise der Vertreter und Makler aus. Mehr als 90 Prozent haben weniger oder sogar keine persönlichen Kundentermine mehr. Allerdings beobachteten mit knapp 62 Prozent deutlich weniger eine Zunahme von telefonischen Beratungen.

Mit knapp 40 Prozent noch seltener ist die Zunahme bei Videoberatungen. Immer noch 39 Prozent der Befragten sagen, dass Videoberatung für sie "nicht relevant" sei. Das ist zwar ein erheblich geringerer Anteil als noch im August 2020 (54 Prozent). Aber offenbar stehen immer noch viele Vermittlerbetriebe vor dem Schritt, ihren Betrieb stärker zu digitalisieren und damit krisensicherer auszugestalten.

Nur gering sind die Änderungen bei Onlineverkäufen gegenüber der Umfrage aus dem letzten Jahr -mit 34 Prozent Anteil sagen vier Prozent mehr, dass sie online Versicherungen vertreiben, und mit 36 Prozent insgesamt drei Prozent weniger, dass diese Methode für sie nicht relevant sei.

Autor(en): Matthias Beenken

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