Unisex-Tarife: Höheres Prämienniveau durch Sicherheitszuschläge

Der Zwang zu Unisex-Tarifen durch das Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom 1. März 2011 (C 236/09) soll gegenüber den heutigen geschlechtsspezifische Prämien insgesamt zu höheren Preisen führen. Zu diesem Schluss kommt jedenfalls das Beratungsunternehmen Oxera in einer Studie ("The impact of a ban on the use of gender in insurance").

Dort wurden im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) die wirtschaftlichen Auswirkungen von obligatorischen Unisex-Tarifen auf die Versicherungskunden untersucht.
Beide Geschlechter müssen mit höheren Preisen rechnen
Je nach Versicherungsprodukt, werden sich demnach die Prämien mal für Frauen, mal für Männer erhöhen. Doch anscheinend ist – Gleichverteilung der Geschlechter vorausgesetzt – insgesamt mit höheren Preis zu rechnen. So müssten laut GDV die Unternehmen Sicherheitszuschläge einkalkulieren, da diese nicht wissen, welcher Anteil die Geschlechter in ihrem Neugeschäft haben werden. Diese Unsicherheit würde das Risiko erhöhen. Daher müsste das in der Kalkulation berücksichtigt werden.


Weitere Studie soll Nachteile für Kunden skizzieren
Vorgestellt wurde die Studie von der CEA, dem Europäischen Versicherungs-und Rückversicherungs-Verband. Gleichzeitig bereitet die CEA eine weitere Studie vor, die zeigen soll, welche Folgen ein Verbot der Verwendung von Alter und Gesundheitszustand haben würde. Es hat den Anschein, dass ein solches Verbot im Rahmen der EU-Antidiskriminierungsrichtlinie Realität werden könnte. "Es würde das Geschäftsmodell der Versicherer zum Nachteil des Verbrauchers untergraben", sagte Michaela Koller, CEA Generaldirektorin. "Dann wären Versicherungen nicht mehr für jeden erschwinglich."

30 Prozent mehr bei der Risikolebensversicherung
Laut aktueller Studie zahlen Frauen nach Einführung der Unisex-Tarife spätestens ab dem 21. Dezember 2012 beispielsweise in der Rentenversicherung in Deutschland fünf Prozent weniger; Männer fünf Prozent mehr. In den Niederlanden liegt der Anstieg für Männer sogar bei über sieben Prozent, während Frauen rund sieben Prozent günstiger werden. Bei der Risikolebensversicherung müssen Frauen in Deutschland rund 30 Prozent tiefer in die Tasche greifen; für Männer sinkt die Prämie aber nur um etwa elf Prozent.

Prämien für Männer sinken nur mäßig
Die Frauen in Spanien zahlen hingegen 39 Prozent mehr, polnische Frauen 40 Prozent, während das weibliche Geschlecht in Tschechien sogar mit 61 mehr Prämie zu Kasse gebeten wird. Für Männer sinken die Prämien demgegenüber nur mäßig. Die günstigste Entwicklung gilt für Männer in Tschechien, die rund 17 Prozent weniger zahlen werden. Die Kfz-Versicherungsprämien sinken in Deutschland für Männer um rund acht Prozent, während sie für Frauen um über zehn Prozent steigen. In Spanien sind die Ausschläge extremer, in Frankreich geringer als in Deutschland.

Vorwurf: Tarife nur zu Gewinnmaximierung erhöhen
Die Erhöhung der Kfz-Prämien für Frauen überrascht. Denn im deutschen Markt gibt es geschlechtsspezifische Differenzierungen in der Regel nur für Anfänger. Bis zum Alter von 23 bis 25 Jahren zahlen Frauen weniger für ihre Autoversicherung. Das ist aber nur eine kurze zeitliche Spanne. Kritiker, wie der Bund der Versicherten (BdV), fürchten daher, dass die Versicherer unter dem Deckmäntelchen der Einführung von Unisex-Tarifen, ihre Tarife allein zur Gewinnmaximierung erhöhen könnten.

Bild: © Thommy Weiss /

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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