Veraltete IT-Infrastruktur wird in der Versicherungsbranche zum Problem

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Die Themen IT und Digitalisierung sind neben Regulierung und Fachkräftemangel künftig die größten Baustellen für die Assekuranz. Dies sind Ergebnisse des vierten Insight-Panels, das die Stimmung der Branche beleuchtet.

Während die Mehrheit der befragten Versicherer und Dienstleister die aktuelle Marktlage als überwiegend positiv bewertet, zeigen sich die Experten mit Blick auf die Zukunft deutlich pessimistischer. Rund 50 Prozent der Teilnehmer gehen von einer Verschlechterung der allgemeinen Marktlage innerhalb der kommenden drei Jahre aus, beeinflusst durch regulatorische Themen, schwierige Bedingungen am Kapitalmarkt sowie den Mangel an Fachkräften. Besonders schlechte Prognosen stellen dabei die Dienstleister: Rund 20 Prozent von ihnen gehen von einer wesentlichen Verschlechterung der Marktbedingungen aus.  

Die drängendsten Probleme

Überraschende Ergebnisse zeigen sich bei Versicherern und Dienstleistern, wenn es um die künftigen strategischen Hauptaufgaben der Assekuranz geht. Aufklärung über die Risikosituation, das Outsourcing von Wertschöpfungsprozessen sowie die Risikotragung stehen bei beiden Teilnehmergruppen ganz oben auf der Liste der zu bewältigenden strategischen Aufgabenfelder und damit deutlich vor der Entwicklung innovativer Produkte. Handlungsbedarf beim Thema "Outsourcing" schätzen Versicherer und Dienstleister der Branche allerdings unterschiedlich ein. Während 95 Prozent der Versicherer das Outsourcing von Wertschöpfungsprozessen als eines der wichtigsten strategischen Aufgabenfelder betrachten, sind es bei den Dienstleistern nur 78 Prozent.

Die aktuell drängendsten Herausforderungen für die Branche sind nach Meinung der Teilnehmer die Digitalisierung der Prozesse und die veraltete IT-Infrastruktur, die von über 90 Prozent der Befragten als relevant eingestuft werden. Auch die anhaltende Niedrigzinsphase macht der Branche nach wie vor zu schaffen, sind sich fast 90 Prozent der Befragten sicher. Besonders betroffen sind dabei die Lebensversicherer, deren Gesamtrentabilität durch das Niedrigzinsumfeld stark belastet wird. Als weit weniger relevant erachten die Experten hingegen Themen wie Imageprobleme oder eine unzureichende Nachfrage. Weniger als fünf Prozent der Dienstleister und Versicherer bewerten diese als "sehr relevante" künftige Herausforderungen.

Solvency II, Datenschutz und IDD

Im Hinblick auf die regulatorischen Herausforderungen der kommenden Jahre führen die Themen Solvency II (34,0 Prozent der Befragten haben dieses Thema am höchsten bewertet), Datenschutz (21,8 Prozent) sowie IDD (14,5 Prozent) das Ranking an. Diese Bereiche binden nach wie vor viele Ressourcen, um die Anforderungen zu erfüllen.

Die Ergebnisse der -Befragung zeigen: Investitionen sollen in den kommenden drei Jahren in nahezu allen Unternehmensbereichen eines Versicherers steigen. Besonders viel Kapital soll dabei in die IT und die Modernisierung von Organisationsstrukturen fließen. Mehr als 80 Prozent der Befragten rechnen mit einem "geringen" bis "wesentlichen" Anstieg der Investitionen in der IT. Investitionen in die Organisationsstruktur der Unternehmen sollen nach Meinung von über 60 Prozent der befragten Versicherer ansteigen. Bei den Dienstleistern rechnet rund ein Drittel der Befragten mit einem "wesentlichen" Anstieg der Investitionen.

Beschäftigtenzahlen im Vertrieb gehen zurück

Ein völlig anderes Bild zeichnet sich bei der Frage nach der Entwicklung der Beschäftigungszahlen in den kommenden drei Jahren ab. Diese werden nach Meinung der befragten Versicherer und Dienstleister in den meisten Bereichen sinken. Besonders betroffen sind dabei der Vertrieb- und Kundenservice, aber auch die Bereiche Underwriting und Schadenmanagement. Von diesen eher pessimistischen Prognosen ausgenommen ist erneut der Bereich der IT. Versicherer wie Dienstleister rechnen hier mit einem erheblichen Anstieg der Beschäftigungszahlen binnen der nächsten Jahre. Dabei gehen 23,1 Prozent der Versicherer von einem "wesentlichen" Anstieg aus, bei den Dienstleistern teilen sogar 36,7 Prozent diese Ansicht.

Über Insight

Das Expertennetzwerk "Insight" wurde von den Versicherungsforen Leipzig und dem Insurance Innovation Lab im September 2017 ins Leben gerufen. Das Online-Panel will Experten aus der Versicherungswirtschaft sowie branchennahe Dienstleister zusammenbringen und in regelmäßigen Umfragen zu aktuellen Herausforderungen und Themen der Branche befragen. Zudem soll das Netzwerk als Plattform zum gegenseitigen Austausch von Wissen und Erfahrungen dienen. 72 Experten aus Versicherungs- und Dienstleistungsunternehmen wurden für das vierte Insight-Panel befragt.

Autor(en): Katharina Thiemann, Versicherungsforen Leipzig

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