Vermögende setzen weniger auf Berater

740px 535px

Wie investieren Vermögende in Deutschland? Häufig legen sie ihr Kapital in Immobilien und Aktien an. Ein Großteil verzichtet dabei auf professionelle Hilfe. Offenbar vertrauen die Menschen den Finanzinstituten und ihren Beratern nicht, zeigt eine Umfrage.

Wohlhabende Deutsche setzen bei Finanzangelegenheiten in der Regel auf die eigenen Fähigkeiten, anstatt auf das Wissen von Experten. So nutzen 63 Prozent der Menschen mit einem Gesamtvermögen von mindestens 500.000 Euro, die wenigstens ein Geldanlageprodukt haben, keine externe Hilfe zur Betreuung ihrer Geldanlagen. 

Das hat eine aktuelle Studie ergeben, für die das Multi Family Office Finvia gemeinsam mit dem Handelsblatt Research Institute rund 300 vermögende Personen ab 18 Jahren befragt hat. Bei der Umfrage standen die Verteilung des Kapitals auf verschiedene Anlageklassen sowie Motive und Strategien der Teilnehmer im Fokus. 

Immobilien und heimische Aktien beliebt

Mit einem Anteil von gut 43 Prozent sind Immobilien unter den Befragten besonders beliebt. Diesen folgen Aktien mit immerhin rund 25 Prozent. Private Equity macht hingegen nur 2,3 Prozent der Vermögensanlagen aus. Bei Aktien und Anleihen setzen die Befragten vor allem auf heimische Wertpapiere. Alternative Investments gehören nur für 33 Prozent der Befragten als Beimischung in das Portfolio. 36 Prozent der Teilnehmer halten diese dagegen für intransparent. 

Blickt man auf die weltweite Vermögenslage, sind die Strategien laut Global Data Wealth Market Analytics deutlich diversifizierter: So haben Private-Equity-Fonds in den Portfolios wohlhabender Menschen auf globale Sicht einen Anteil von knapp 17 Prozent. Eigene Private-Equitiy-Beteiligungen machen rund 16 Prozent aus. Hedgefonds bringen es auf 14 Prozent, Kunst und Sachwerte auf fast elf Prozent und Kryptoanlagen sowie sonstige strukturierte Produkte auf jeweils rund zwölf Prozent. 

Finanzwissen wird in den Schulen nicht ausreichend vermittelt 

Insgesamt verfügt mehr als die Hälfte der Vermögenden (53 Prozent) in Deutschland allerdings nicht über eine umfassende Strategie zum Vermögensaufbau und dessen Verwaltung. In Deutschland sei eine zentrale Voraussetzung für die Erarbeitung einer solchen Strategie seltener gegeben als in anderen Ländern, schreibt Reinhard Panse, Chief Investment Officer der Finvia, in der Einführung der Studie seines Hauses. In der Bundesrepublik fehle es häufig am entsprechende Wissen, das in den Schulen nicht ausreichend vermittelt werde. 

Vermögende fürchten Kosten und weniger Rendite

"Wir sind überrascht, wie wenig professionell viele Vermögende immer noch agieren. Dass unter anderem Anlageklassen opportun, nahezu willkürlich, ausgewählt werden, und bei Aktieninvestments ein klarer Home Bias existiert, birgt große Risiken", so Panse. Als Grund für diesen Trend nennt die Studie ein mangelndes Vertrauen in die Finanzindustrie sowie externe Berater (64 Prozent). 56 Prozent scheuen zudem die Kosten für die freme Expertise und 43 Prozent fürchten eine schlechtere Performance bei der Fremdverwaltung. 

Der Artikel ist ursprünglich auf Springer Professional erschienen.

 

Autor(en): Angelika Breinich-Schilly

Alle Branche News