Vertriebsoffensive Altersvorsorge 2008: Vertrieb im Umbruch – Herausforderungen durch das neue VVG

Am Ende wollte es mal wieder keiner gewesen sein. Und eigentlich waren sich die gegnerischen Parteien absolut einig, dass das nach langen Kämpfen Erreichte von beiden Seiten so nicht gewollt war. Schnell war dann auch noch der Schuldige ausgemacht: die Politik. So geschehen bei der von VM-Chefredakteur Bernhard Rudolf geleiteten Podiumsdiskussion "Vertrieb im Umbruch - Herausforderungen durch das neue VVG" auf der Konferenz "Vertriebsoffensive Altersvorsorge 2008" von Versicherungsmagazin. Dort stritten sich die Interessenvertreter der Versicherer, Makler und Versicherten unter anderem über die Auswirkungen der VVG-Reform im Allgemeinen und das Produktinformationsblatt im Besonderen.

Umfang des Produktinformationsblattes nicht gewünscht
Dabei verteidigte Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten die Einführung des Produktinformationsblattes als einen notwenigen Schritt in die richtige Richtung, gab aber zu, dass der Umfang dieses von bis zu 70 Seiten von seinem Verband keineswegs gewünscht worden sei. "Das holländische Modell, das mit zwei Seiten auskommt, ist auch unsere Wunschvorstellung gewesen".
Auch der Ausweis der Kosten in Euro und Cent schaffe falsche Anreize. Es sei nur wichtig, dass ersichtlich sei, wie viel der Kunden anspart. Rudnik wörtlich: "Auch wir sind dafür, dass dieser Kostenausweis geändert wird". Die Versicherer wird diese neue Beweglichkeit der Verbraucherschützer freuen.

Auskömmliches Geschäft für Makler in Gefahr
Auch Hans-Georg Jenssen, geschäftsführender Vorstand beim Verband Deutscher Versicherungsmakler (VDVM), wetterte gegen die bürokratischen Auswüchse des neuen VVG wie dem Informationsblatt. So hätten sich die Reform-Beteiligten bei diesem Thema weitaus geschickter anstellen müssen und das Problem frühzeitiger erledigen können. Dadurch, dass dies nicht geschehen sei, sei es zu dem jetzigen "Overkill" gekommen.

Jenssen bestimmt: "Es herrscht dringender Nachbesserungsbedarf! Auch deshalb, weil, der Makler darum fürchten muss, bald kein auskömmliches Geschäft mehr machen zu können." Dabei orakelt er, dass deutsche Makler vielleicht bald mit englischen Verhältnisse konfrontiert seien, sprich die Beratungsklientel sich nur noch auf die oberen Gesellschaftsschichten beschränkt. "Die Vergütung von nicht sichtbaren Leistungen ist bei den deutschen Kunden nicht gerne gesehen. Doch das gegenwärtige Modell, dass Beratung nichts kostet, kann auf Dauer nicht funktionieren. Sonst haben wir eine Scheintransparenz."

Finanzkrise ist auch Rating-Krise
Ein wichtiger Streitpunkt bei der Diskussionsrunde war auch die Finanzkrise und deren Auswirkungen auf die Versicherungsunternehmen. Die Diskussionsteilnehmer waren sich einig, dass diese bislang nur marginal auf ihre Branche ausstrahlt, doch GDV-Präsident Bernhard Schareck räumte ein: "Wenn Hypo Real Estate gefallen wäre, hätte dies unschöne Auswirkungen auf die Versicherer gehabt."

Jenssen ist davon überzeugt, dass konservative Versicherer unbeschadet aus der Krise hervorgehen werden, Zocker dagegen mit Problemen zu kämpfen hätten. Schmerzlich sei auch die Tatsache, dass die Finanzkrise im Kern auch eine Rating-Krise ist. Jenssen ernüchtert: "Worauf kann man sich noch verlassen?" Die Verunsicherung der Makler wirke sich natürlich auch auf das Kundengespräch aus und der Makler frage sich verständlicherweise, was er nun seinem Kunden raten solle. Als weitaus unproblematischer erachtete er dagegen die Stellung der deutschen Aufsichtsysteme. "Unsere Aufsichtssysteme sind sehr stabil und meines Erachtens auch sehr gut."

Große Harmonie
Kritisch betrachtete Verbraucherschützer Rudnik die Fokussierung der Branche auf fondsgebundene Versicherungen und appellierte an die Verbraucher, sich diese in Zukunft genauer anzusehen. Kein Problem stellten dagegen klassische LV-Versicherungen dar. Beim Thema Transparenz war er sich mit seinen Gegenspielern wieder einig: "In Sachen Transparenz muss noch einiges getan werden." Bei soviel Einigkeit und Harmonie zwischen, Makler, Versicherern und Verbraucherschützern sollte der Branche für die Zukunft doch nicht bange sein.

Foto: Birgit Cordt

Autor(en): Meris Neininger

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