Viel Weiterbildung für wenig Geld

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Die Zeitschrift Asscompact wollte wieder wissen, wie sich Versicherungsmaklerinnen und Versicherungsmakler weiterbilden und wem sie dabei am ehesten vertrauen.

Im Rahmen der „Trends“-Markstudien hat die Zeitschrift Asscompact 380 Versicherungsmaklerinnen und Versicherungsmakler sowie Mehrfachvertreterinnen und Mehrfachvertreter zu ihren Bildungsaktivitäten und Erfahrungen mit Bildungsanbietern befragt. Die Teilnehmer waren im Durchschnitt 57 Jahre alt und 28 Jahre in der Branche tätig. Sie setzten mit ihrem Betrieb im Mittel 257.000 Euro an Vergütungen um.

Pools und Verbünde am vertrauenswürdigsten

Die Befragten vertrauen am ehesten Maklerpools und Maklerverbünden, was ihren persönlichen Weiterbildungsbedarf angeht (76 Prozent). Dahinter folgen unabhängige Bildungsanbieter (71 Prozent), Produktgeber (65 Prozent) und Berufsverbände (62 Prozent).

Interessant ist das Ergebnis vor dem Hintergrund der Kleinanlegerstrategie. Denn mit ihr ist unter anderem geplant, in der Versicherungsvertriebsrichtlinie die Bildungsanforderungen inhaltlich nachzuschärfen. Im Fokus stehen dabei neue Versicherungsprodukte – hierüber müssten eigentlich die Produktgeber am besten Weiterbildungen anbieten können.

Mehr Weiterbildung als notwendig, aber oft kostenlos

Im Mittel investieren die Befragten zwölf Tage pro Jahr in die Weiterbildung und damit weitaus mehr als die gesetzlich geforderten 15 Stunden. Weitere acht Stunden werden für die Beschäftigten aufgewendet.

Allerdings wird wenig für die Weiterbildung ausgegeben. Im Schnitt sind es 1.031 Euro im Jahr für die persönliche und weitere 644 Euro für die Weiterbildung der Mitarbeitenden. Das macht gerade einmal 0,65 Prozent des mittleren Umsatzes der Befragten aus.

Leider wurde nicht erfragt, wie viel dieselben Betriebe für Leasing und Unterhalt ihrer Dienstfahrzeuge ausgeben, anzunehmen ist etwa das Zehnfache. Auch wenn der Vergleich zugebenermaßen hinkt – beides, Fahrzeug und Bildung, braucht man, um kompetent zum Kunden zu kommen.

Vielleicht gibt es aber einfach nach wie vor ein umfangreiches Angebot kostenfreier Weiterbildungen von Versicherern, Pools und anderen Anbietern. Ob dabei immer die richtigen Schwerpunkte gesetzt und ausreichend auf Unabhängigkeit geachtet wird, das kann diese Umfrage nicht beantworten. 14 Prozent der Befragten geben jedenfalls an, gar kein Geld für die eigene Weiterbildung auszugeben, drei Viertel geben insgesamt nicht mehr als 1.000 Euro aus. Für Mitarbeitende haben 32 Prozent der Makler gar kein Geld und für 86 Prozent maximal 1.000 Euro im Jahr übrig.

Selten professionelle Bildungsplanung

Nachholbedarf zeigt sich in der Planung des Weiterbildungsbedarfs. Dieser wird von 91 Prozent der Befragten selbst durchgeführt und bei fünf Prozent durch professionelle Partner – allerdings gilt das nur für den persönlichen Bildungsbedarfs der Inhaber. Bei Mitarbeitern hingegen ist eine systematische Bildungsplanung dieser Umfrage zufolge eine Seltenheit. Nur 18 Prozent der Befragten geben an, selbst eine solche Planung durchzuführen und ein Prozent durch Profis.

Die häufigsten Weiterbildungen sind in den letzten zwei Jahren im Bereich privater Vorsorge und Biometrie-Produkte (83 Prozent) erfolgt. Auch in den kommenden Jahren soll das der wichtigste Schwerpunkt sein, sagen 79 Prozent. Am zweithäufigsten erfolgten Maßnahmen mit dem Thema privater Kompositversicherung (77 Prozent), gefolgt von Krankenversicherungen (74 Prozent). Dieselbe Reihenfolge gilt für die nächsten zwei Jahre.

Haftung wichtiger als Haftungsvermeidung?

Knapp zwei Drittel haben sich zudem in den letzten beiden Jahren in Sachen Digitalisierung sowie Rechts- und Haftungsfragen weitergebildet. Das sollen auch künftig die wichtigsten Schwerpunkte außerhalb von Produktthemen bleiben.

„Mehr im Bereich Haftung und Rechtvorschriften“ wünscht sich beispielsweise ein Teilnehmer in freien Kommentaren. Keiner der Kommentatoren vermisst dagegen vertiefende Schulungen zur Beratungsqualität, mit der unangenehmen Rechts- und Haftungsfragen vorgebeugt werden könnte.

Führung muss man nicht lernen

Deutlich seltener nachgefragt werden betriebswirtschaftliche Weiterbildungen und solche zu Themen wie Nachhaltigkeit oder Marketing und Verkauf. Besonders selten bildeten sich Makler in Sachen Personalgewinnung und -führung weiter (14 Prozent), auch in den nächsten beiden Jahren kommt das selten auf die Agenda (18 Prozent). Hoffentlich steckt dahinter nicht die fasche Ansicht, dass man als Unternehmer automatisch Naturtalent in Sachen Führung ist und keiner weiteren Ausbildung dafür bedarf. So richtig will dieses Desinteresse jedenfalls nicht zu den weit verbreiteten Klagen über Fachkräftemangel und hohe Personalfluktuation passen.

Positive Grundeinstellung

Da ist selbst die Honorarberatung noch einen Hauch häufiger als Bildungsthema nachgefragt. Wobei auch das kurzsichtig sein könnte, je nachdem, wie die Diskussion über die Kleinanlegerstrategie und die darin jetzt schon geplanten, partiellen Provisionsverbote sowie die Androhung einer Revision nach drei Jahren weitergehen.

Trotz aller Kritik: Die Einstellung der Makler zur Weiterbildung ist positiv. 88 Prozent sehen einen Zusammenhang zwischen ihrer regelmäßigen Weiterbildung und der Qualität der Kundenberatung. Kaum einer findet, dass die Weiterbildungszeit verschwendet wird und vertriebliche Kapazitäten verdrängt.

Die ausführliche Studie Asscompact Trends III/2023 umfasst 181 Folien und kann kostenpflichtig bei der BBG Betriebsberatungs GmbH bestellt werden (tannreuther@bbg-gruppe.de).
Sie enthält Informationen zur Vertriebsstimmung, zu den beliebtesten Versicherern in verschiedenen Sparten, dem Produktabsatz und das Sonderthema Fort- und Weiterbildung.

Autor(en): Matthias Beenken

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