Warum der Preis nicht alles ist

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Bei der Altersvorsorge in Deutschland gibt es viel Verbesserungsbedarf, so das Ergebnis einer Diskussionsrunde. Auch zur Garantie-Frage gibt es einen Konsens.

Hans-Peter Burghof, Professor an der Universität Hohenheim, blickt kritisch auf Verbraucherschützer. Bei einer Diskussionsrunde zur Altersarmut im Rahmen einer Konferenz des Instituts für Finanzdienstleistungen (iff) bezeichnete er es als "verheerend", dass Finanzprodukte mit dem niedrigsten Preis oft am besten bewertet werden. Doch was empfiehlt er um die Altersvorsorge in Deutschland zu stärken?  

Der Wirtschaftswissenschaftler sprach von "Scheinobjektivität". Gerade bei lang laufenden Verträgen spielten der Anbieter selbst und sein Verhalten eine große Rolle, "wenn mal was schiefgeht". Verbrauchern rät er - neben dem prüfenden Blick auf den Anbieter -, nur Produkte abzuschließen, die sie verstehen, dabei langsam auch risikoreichere Investments einzugehen und zugleich das Portfolio gut zu diversifizieren. Wie viele Finanzexperten ist auch Burghof der Ansicht, dass in Deutschland eine Kapitalmarktkultur etabliert werden muss, um die Altersvorsorge der Bevölkerung zu optimieren.

MiFID II behindert Beratung von Kleinanlegern

Eine neutrale Beratung zu finden sei nicht einfach, erklärte Burghof weiter. Manche Verbraucherschützer seien genauso "partialanalytisch" unterwegs wie Angehörige der Finanzindustrie, das qua Funktion sein dürften. Dem Regulierer wirft er vor, die Beratung von Kleinanlegern unwirtschaftlich zu machen: "MiFID II ist eine Katastrophe." 

Frauen müssen sich endlich selbst um Altersvorsorge kümmern

Warum Fairr.de, Anbieter von Altersvorsorge mit ETFs, der 2019 vom Spar- und Zinsportal Raisin übernommen wurde, keine Familienkonten anbietet, erläuterte Fairr-Mitgründer Alexander Kihm. Sein Unternehmen erhalte viele Anfragen nach Familienkonten von Ehemännern, die darüber die Altersvorsorge ihrer Frauen optimieren wollten. Dies sei ein regelrechtes "Massenphänomen". Deshalb gebe es bei Fairr nur Einzelkonten. Damit will das Fintech zum gerade bei Frauen dringend benötigten "Financial Empowerment" beitragen und ihre Altersvorsorge optimieren. 

Einigkeit herrschte bei den Teilnehmern der Diskussionsrunde, an der neben Burghof und Kihm auch Christian Nuschele von Standard Life und Constantin Papaspyratos vom Bund der Versicherten (BdV) teilnahmen bei der Garantiefrage. "Abschaffen" lautete die einhellige Meinung.

 

Autor(en): Stefanie Hüthig

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