Warum ein Kreditversicherer KI nutzt

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Auch der Kreditversicherer Atradius setzt bereits KI ein und zwar bei der Bewertung von Risiken und bei der Kundeninteraktion.

Atradius arbeitet bereits seit mehr als 25 Jahren mit automatisierten Tools zur Risiko-Analyse von Geschäftsberichten, Kreditberichten, Ratings oder Bilanzen. Neuronale Netze nutzt der Kreditversicherer seit 2020. Mit Erfolg. In den vergangenen vier Jahren konnten durch die Analyse der KI, die bis zu einer bestimmten Kreditlimithöhe automatische Entscheidungen trifft, bereits Schäden in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe vermieden werden.

KI verbessert Effizienz, Genauigkeit und Kundenzufriedenheit im Risikomanagementprozess 

„Drei von vier Entscheidungen, ob Atradius das Ausfallrisiko von Forderungen übernimmt, trifft mittlerweile unsere KI aufgrund der von uns festgelegten Parameter“, sagt Michael Karrenberg, Regional Director Risk Services Germany, Central and East Europe beim internationalen Kreditversicherer. Ein Beispiel: Bei einem Autoreifenhändler prognostizierte der Atradius-Algorithmus Temenos XAI ein Schadenrisiko von mehr als 80 Prozent. Die Folge: Das Risiko wurde abgelehnt. Wenige Monate später wurde das Insolvenzverfahren des Autoreifenhändlers eingeleitet.

Der Kreditversicherer ist zudem überzeugt, dass KI die Effizienz, Genauigkeit und Kundenzufriedenheit im Risikomanagementprozess verbessert. Mit dem Einsatz fortschrittlicher KI-Algorithmen will  Atradius die Risikobewertung und Entscheidungsfindung auf eine neue Ebene heben. Außerdem ist das Unternehmen überzeugt, dass die Technologie eine präzisere und schnellere Analyse großer Datenmengen ermöglicht, wodurch es in der Lage ist, detaillierte Einblicke in das Zahlungsverhalten von Schuldnern zu gewinnen und maßgeschneiderte Versicherungslösungen anzubieten. Konkretes Beispiel: Risikoprüfer konnten aus Zeitgründen in der Vergangenheit nur etwa wenige 1.000 Geschäftsberichte im Jahr lesen, jetzt analysiere die KI mehr als 100.000.

Durch KI Risiken in Echtzeit bewerten, Betrug effektiver erkennen

Michael Karrenberg ist überzeugt: „Durch die Nutzung von KI können wir Risiken in Echtzeit bewerten, Betrug effektiver erkennen und unsere Prozesse optimieren, was letztlich unseren Kunden zu Gute kommt.“ Ein wichtiger Effekt dabei sei: Durch die Übertragung von Routineaufgaben auf Algorithmen könnten sich die Risikoanalysten verstärkt auf ihre Kernaufgaben wie den Kundenkontakt, die Gewinnung von Neukunden oder auch die Besprechung von Limits konzentrieren.

Bei der Konfiguration von Tools, der Definition von Datenräumen oder beim Training der KI bleibt die menschliche Expertise für Atradius aber unverzichtbar, ebenso bei zahlreichen, insbesondere komplexen Kreditlimitentscheidungen. KI kommt dabei aber zunehmend zum Einsatz, so das Unternehmen.

Bis zu einem bestimmten Schwellenwert lässt Atradius Fälle von der KI inzwischen eigenständig bearbeiten, die Underwriter haben dabei aber stets Zugriff auf das System und alle Entscheidungen. „Pure Gläubigkeit an Künstliche Intelligenz ist bei uns fehl am Platz. Wir wissen, was KI kann, aber vor allem auch, was sie
nicht kann“, erläutert der Atradius-Manager.

Jobprofil in der Kreditversicherung wird sich sicher ändern

Michael Karrenberg ist sich sicher, dass KI künftig eine immer größere Rolle spielen wird. Um die Akzeptanz von Künstlicher Intelligenz zu erhöhen, müsse sie aber transparter und erklärbarer werden. Dass der Mensch irgendwann verzichtbar wird, glaubt Karrenberg nicht: „Man wird immer Analysten, Underwriter und jemanden, der das Kapital hat, um die Schäden abzudecken, benötigen.“ Sicher sei aber auch, dass sich das Jobprofil in der Kreditversicherung ändern werde – hin zu mehr Allroundern, die sich nicht nur auf dem Feld der Risikoanalyse zuhause fühlen, sondern auch die Grundsätze von Künstlicher Intelligenz verstehen.

Quelle: Atradius

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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