Was den Mittelstand so resilient macht

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Widerstandsfähigkeit ist die Eigenschaft der Stunde. Damit durch Inflation, Corona-Schulden und Ukraine-Krieg gebeutelte Unternehmen den Widrigkeiten trotzen können, müssen sie resilient sein. Was insbesondere den Mittelstand Krisen überstehen lässt, hat eine Studie ermittelt.

Resilienz ist "die Fähigkeit eines Unternehmens, auch in einem komplexen und dynamischen Umfeld den Wandel vorherzusehen, sich darauf vorzubereiten, zu reagieren und sich anzupassen, um das Bestehen des Unternehmens und das Wachstum zu sichern". So definiert die Internationale Standardorganisation (ISO) den Begriff im betriebswirtschaftlichem Sinn, schreiben Giuliano Bernard, Katharina Luban und Roman Hänggi in ihrem Buch „Erfolgreiche Unternehmensführung durch Resilienzmanagement“.

Die Springer-Autoren verweisen darauf, dass diese sehr weit gefasste Definition, den entscheidenden Nachteil habe, "dass sich daraus keine Handlungsoptionen ableiten lassen, die sich von herkömmlichen Managementaufgaben unterscheiden". Sie leiten aus dieser Erkenntnis eine Definition des Begriffs ab, bei der es "in erster Linie um die Verarbeitung von mindestens außergewöhnlich widrigen Umständen, wenn nicht gar plötzlich auftretenden Schock-Ereignissen" geht.

So sehen es auch die Autoren der Studie "Deutschlands Mittelstand #2 - So meistern kleine und mittlere Unternehmen erfolgreich Krisen" des RKW Kompetenzzentrums. Sie definieren: „Resilienz ist die Fähigkeit eines Systems nach einem externen Schock in den Ausgangszustand zurückzukehren. Bezogen auf Organisationen wird unter Resilienz neben dem 'Aushalten' einer Krise inzwischen auch die Fähigkeit zur eigenen Transformation verstanden, um gestärkt daraus hervorzugehen."

Sechs Faktoren zeichnen resiliente Unternehmen besonders aus

Um zu ermitteln, was insbesondere den deutschen Mittelstand krisenfest macht, wurden im Wettbewerb "Großer Preis des Mittelstandes" die Jury-Fragebögen der 667 teilnehmenden Unternehmen 2021 untersucht. Diese enthalten Angaben zu Personalpolitik, Alleinstellungsmerkmal, Kooperationen, Risikomanagement, Mitarbeiterförderung oder Führungskultur. Sechs Faktoren zeichnen resiliente Unternehmen demnach besonders aus, die sich aus den durchschnittlichen Profilen der Ausgezeichneten beim "Großen Preis des Mittelstandes" ergeben:

  1. Bewusstsein für sich und die Umwelt (13 Prozent), 
  2. Elemente der Stabilität (31 Prozent), 
  3. Offenheit für Veränderung (18 Prozent), 
  4. Flexibilität förderndes Verhalten (16 Prozent), 
  5. Antrieb zu kontinuierlichem Wachstum (20 Prozent) und
  6. ausgeprägte Leistungsorientierung (zwei Prozent).

Allerdings gibt es bei den Resilienzfaktoren je nach Unternehmensgröße Unterschiede. Während für kleinere Unternehmen mit einer Betriebsgröße von bis zu zehn Millionen Euro vor allem die Risikoerkennung, aber auch Chancen wahrzunehmen und Agilität, wichtig sind, um sich an dynamische Marktumfelder anzupassen, spielt bei mittelgroßen KMU (elf bis 50 Millionen Euro Umsatz) Stabilität die größte Rolle.

Die Awareness für Resilienz ist hingegen bei größeren Firmen mit einem Umsatz von über 51 Millionen Euro stark ausgeprägt, was sich wohl auch im höheren Professionalisierungsgrad des Risikomanagements widerspiegele.

 

 

 

 

Resilienz-Management in Krisenzeiten

Für die Buchautoren Andreas Krämer und Thomas Burgartz kommt es auch drauf an, wie Unternehmen ihr Krisenmanagement aufstellen. Sie betonen, dass es unterschiedliche Krisen mit unterschiedlichen Komplexitätsgraden gebe. 

"Krisenmanagement als solches wird damit nicht als einheitliches Verfahren beschrieben, sondern vielmehr als Kombination von unterschiedlichen Herangehensweisen und Strategien, welche zur entsprechenden Krisensituation passen müssen." Denn mit dem Wissen um die Natur einer Krise, lasse sich die Leistungsfähigkeit danach wiederherstellen, ohne nach der schädigenden Erfahrung wieder in den Ausgangszustand zurückzukehren. 

Der Artikel ist ursprünglich auf Springer Professional erschienen.

Autor(en): Andrea Amerland

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