Wechselkennzeichen: Viel Wind um wenig Ersparnis

Eins für zwei. Das gilt ab Sommer 2012. Dann werden auch in Deutschland Wechselkennzeichen eingeführt. Zwei Fahrzeuge können dann "wechselweise" im Straßenverkehr genutzt werden. Doch die deutsche Minimal-Lösung dürfte keinen Run auf die "W-Kennzeichen" auslösen. Grund: Autofahrer können nur bei der Versicherung sparen.

Typische Kandidaten für ein Wechselkennzeichen sind alle Haushalte, die zwei oder drei Fahrzeuge haben und diese nicht immer gleichzeitig nutzen. Mit dem neue W-Kennzeichen können zwei Autos das ganze Jahr über versichert sein. Das gilt aber nur, wenn die Fahrzeuge der gleichen "Klasse" entstammen. Möglich sind somit die Kombination PKW und Wohnmobil, natürlich zwei Pkw oder zwei Motorräder, oder zwei leichte Anhänger, nicht aber zwei Fahrzeuge unterschiedlicher Klassen, also beispielsweise ein Pkw und ein Motorrad.

Nur Versicherung wird günstiger
Finanziell dürfte der Vorteil hingegen für alle, die beispielsweise schon ein Saisonkennzeichen haben, wenig bringen. Grund: Weiterhin müssen für beide Fahrzeuge Steuern bezahlt werden. Allein bei der Versicherungsprämie könnte es Vorteile geben. "Es ist geplant, separate Verträge für die Fahrzeuge anzulegen und einen Nachlass für das Wechselkennzeichen zu geben", bestätigt Karsten Eichner von der R+V Versicherung aus Wiesbaden. Auch die Generali will pünktlich zum Start der Wechselkennzeichen seine "Nachlässe" vorstellen. Schon im April wird die HUK-Coburg Wechselkennzeichen im neuen Tarif berücksichtigen.

Bereits heftiger Wettbewerb in der Schweiz
Das Risiko einen Unfallschaden zu verursachen, ist bei zwei Fahrzeugen mit Wechselkennzeichen halb so groß, denn es darf ja immer nur ein Wagen im Straßenverkehr bewegt werden. Folglich dürfte die Versicherungsprämie für Haftpflichtschäden eigentlich nur die Hälfte der Jahresprämie beider Fahrzeuge ausmachen. In der Schweiz haben sich die Versicherer jedenfalls einen scharfen Wettbewerb um die Gunst der W-Kennzeichen-Kunden geliefert.

"Versicherer wie Generali, Uniqua und Zurich versichern daher dort einen der beiden Wagen in der Kfz-Haftpflicht- und der Insassenunfallversicherung kostenlos", wie der Versicherungsexperte Christoph Nützenadel von der Solution Providers Schweiz AG erläutert. In der Vollkasko verlangen viele Versicherer aus der Schweiz die Hälfte der Prämie für den Zweitwagen und in der Teilkasko sind es meist 66 Prozent.

Doppelfahrt kann richtig teuer werden
Der höhere Preis für die Kaskoversicherung resultiert daher, dass eben beide Fahrzeuge ganzjährig im Straßenverkehr bewegt werden dürfen und das stehende Fahrzeug noch Versicherungsschutz genießt. Die Ruheversicherung, die schon von den Saisonkennzeichen bekannt ist, schützt etwa vor Diebstahl oder Brandschäden, die auch ein parkendes Fahrzeug treffen können. Richtig teuer kann es werden, wenn beide Fahrzeuge gleichzeitig im Straßenverkehr bewegt werden. „Das ist eine Ordnungswidrigkeit und kostet Bußgeld“, warnt Katrin Rüter de Escobar vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) aus Berlin.

Nur geringe Teilentschädigung zu erwarten
Wer dann noch ohne Wechselkennzeichen einen Unfall verursacht, muss damit rechnen, dass er in der Vollkaskoversicherung keine oder nur eine geringe Teilentschädigung erhält und für den Fremdschaden vom Autohaftpflichtversicherer zur Rückzahlung verpflichtet wird. "Ein Regress ist bis zu einer Höhe von 5.000 Euro möglich", erläutert Rüter de Escobar.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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