Wie man Konflikte bei der virtuellen Zusammenarbeit löst

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"Computer aus - Konflikt weg". Nach dieser Maxime agieren wir oft bei der virtuellen Zusammenarbeit, auch weil uns die Erfahrung fehlt, wie man Konflikte bei der digitalen Kommunikation und Kooperation vermeiden und lösen kann. Die Expertin Sabine Prohaska gibt Tipps, wie Konflikte online am besten angepackt werden.

Sechs Tipps für den Umgang mit Konflikten bei der digitalen Zusammenarbeit

Konflikte lassen sich generell nur lösen, wenn ein Interesse aller Beteiligten daran besteht. Zudem ist für eine nachhaltige Konfliktlösung eine konstruktive und sichere Gesprächsatmosphäre wichtig.

Routinen einführen

Speziell, wenn für ein Team das virtuelle oder hybride Zusammenarbeiten noch recht neu ist, sollte man in die Konfliktkultur investieren, denn: Vielen Menschen fällt es schwer, im Team offen über ihre Gefühle und Eindrücke sowie Missverständnisse und Irritationen zu sprechen -besonders online. Bauen Sie deshalb in den Kommunikations- und Kooperationsprozess gezielt Routinen ein, die ihnen dies erleichtern. Das können zum Beispiel regelmäßige Austauschtreffen oder kurze Check-In-Fragen bei Online-Meetings sein.

Vorbild sein

Keine gute Strategie ist es meist, darauf zu warten, dass andere Personen die potenziell heiklen Themen ansprechen. Werden Sie aktiv. Angenommen Sie haben sich zum Beispiel über einen Sachverhalt geärgert. Kommunizieren Sie dies offen - möglichst als Ich-Botschaft. Ein Beispiel: "Ich hatte bei unserem letzten Online-Meeting den Eindruck, ich war als einziger Teilnehmender vorbereitet. Das hat mich geärgert, weil…."

Digitale Räume zur Konfliktlösung schaffen

Bei einer virtuellen Kommunikation und Kooperation können wir Konflikte leicht übergehen. Doch so einfach ist das leider meist nicht, auch weil bei der digitalen Zusammenarbeit die spontanen Treffen fehlen, in denen wir en passant das artikulieren können, was uns belastet und unsere Arbeit erschwert. Schaffen Sie deshalb proaktiv Orte zur Konfliktklärung für Ihre Teammitglieder, zum Beispiel in Form von Chat- oder Videokonferenz-Rooms oder Teilgruppensitzungen, denn: Konflikte sind, wenn Menschen zusammenarbeiten, normal. Heiße Konflikte, bei denen schon emotionale Wunden entstanden sind, erfordern auch online meist eine Moderation durch neutrale Dritte.

Die Konfliktarena klein halten

Laden Sie zu Online-Konfliktgesprächen nur die direkt Betroffenen ein, denn: Für das Lösen von Konflikten ist es oft nötig, dass Personen über ihren eigenen Schatten springen. Das fällt ihnen im kleinen Kreis meist leichter speziell, wenn für gewisse Dinge auch Vertraulichkeit vereinbart wird. 

Auf das digitale Wir-Gefühl achten

Wie gut die Zusammenarbeit funktioniert, hängt auch bei hybriden und virtuellen Teams vom Gemeinschaftsgefühl ab. Planen Sie deshalb auch Online-Meetings, die primär dem Small talk dienen. Generell sollten in Meetings nicht nur die hard facts und needs abgearbeitet werden, es sollte auch Zeit für den persönlichen Austausch und die Beziehungspflege sein.

Redeanteile beachten

Im digitalen Raum ist es wichtig, Gesprächen mehr Struktur zu geben als bei persönlichen Treffen. Hierzu zählt, im Blick zu haben, ob bei Konfliktgesprächen alle Beteiligten ähnlich große Redeanteile haben. Vielredner zu stoppen und Schweiger gezielt zu aktivieren, erfordert online eine aktive Moderation. Achten Sie auch darauf, ob sich jemand zurückzieht, ob auf die Themen und Statements des jeweils anderen eingegangen wird und wie die Gesprächspartner mit Emotionen umgehen. 

Generell gilt, erfolgen die Kommunikation und Zusammenarbeit weitgehend digital, sind die verbleibenden realen Begegnungen umso wichtiger für

  1. die Reflexion der Kooperation,
  2. das Entwickeln und Aufrechterhalten des Teamspirits und
  3. den Auf- und Ausbau persönlicher, von Vertrauen geprägter Beziehungen.

Organisieren Sie deshalb, sofern möglich, in gewissen Zeitabständen persönliche Treffen aller Teammitglieder. Ein persönliches Sich-kennen- und -verstehen-lernen sowie gemeinsames Feiern wirkt Konflikten entgegen. Entstehen trotzdem Streitigkeiten, ist ein persönliches Gespräch einem digitalen vorzuziehen. Dann können sich die Konfliktparteien in die Augen schauen und im Idealfall zum Schluss versöhnt die Hände reichen.

Sabine Prohaska ist Inhaberin des Wiener Beratungsunternehmens seminar consult prohaska (www.seminarconsult.at), das unter anderem Online-Trainer ausbildet und eine hybride Ausbildung zum Konfliktberater anbietet. 2021 erschien ihr neustes Buch "Training und Seminare im digitalen Wandel: Der E-Learning-Kompass für erfolgreiche Schulungskonzepte".

Autor(en): Sabine Prohaska

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