Wo Corona zu mehr Schäden führte - und wo zu weniger

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Die Pandemie hatte 2020 deutlichen Einfluss auf die Schäden im Straßenverkehr. So machte sich zum Beispiel der Trend zum Fahrrad erkennbar, wie eine Analyse eines Insurtechs Actineo zeigt. Zudem meldete der GDV Überraschendes zu den Kfz-Unwetterschäden.

Während der Lockdowns im April und Dezember 2020 hat es rund 40 Prozent weniger Pkw-bezogene Personenschadenfälle gegeben als in den Vergleichsmonaten 2019. Zumindest gilt das für die Personenschadenfälle aus der Sparte Kfz-Haftpflicht, die das Kölner Insurtech Actineo in dieser Zeit im Auftrag von Versicherungskunden verarbeitete. Gesunken sei insbesondere die Zahl der gemeldeten Verletzungen bei Pkw-Unfällen.

Die Analyse der eigenen Zahlen ergab weiter, so Actineo, dass während des ersten Lockdowns im April 2020 der Anteil von Unfallgeschädigten mit Pkw-Beteiligung um 18 Prozent geringer war als im Vergleichsmonat 2019. Im Juli 2020 waren es noch sieben Prozent weniger als im Juli 2019.

Zahl der geschädigten Fahrradfahrer legte zu

Bemerkbar machte sich demnach der Umstieg vieler Menschen auf den Drahtesel. Der Anteil an geschädigten Fahrradfahrern stieg laut den Daten des Insurtechs im April 2020 im Vorjahresvergleich um 15 Prozent. Selbst im Juli und sogar im November 2020 war die Quote noch um jeweils acht Prozent höher.

„Das Corona-Jahr wird im Kontext des Personenschadens mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein Ausnahmephänomen bleiben“, prognostiziert Olav Skowronnek, Gründer und Geschäftsführer von Actineo. Er schätzt, dass die Pandemie bald so weit überwunden ist, dass uneingeschränkte Mobilität möglich wieder sein wird. Die Rückkehr zu den Schadenzahlen von vor Corona werde dennoch eine Weile dauern, erklärt Skowronnek mit Blick auf eine Untersuchung der General Reinsurance (Gen Re), wonach die Schaden-Kosten-Quote 2020 bei 87,5 Prozent lag, nach 98,4 Prozent im Vorjahr. Ohne Corona-Effekt hätte die Combined Ratio 2021 bei 103,5 Prozent gelegen.

Im Süden gab es 2020 die meisten Kfz-Unwetterschäden

Auch Unwetterschäden an Autos sind im vergangenen Jahr deutlich geringer ausgefallen als sonst, wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) meldete. Sturm, Hagel, Blitz und Überschwemmungen verursachten 2020 rund 154.000 Kfz-Schäden mit einem Gesamtschaden von 350 Millionen Euro. In früheren Jahren lagen die Schadenzahlen bei 850 Millionen bis 900 Millionen Euro. GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen nennt 2020 ein „unterdurchschnittliches Naturgefahrenjahr“, in dem schwere Hagelereignisse und im Herbst schwere Stürme ausgeblieben sind.

Spitzenreiter mit im Schnitt 4,9 Schadenmeldungen auf 1.000 kaskoversicherte Fahrzeuge ist Bayern. Baden-Württemberg kommt mit vier Schäden auf Platz zwei, Nordrhein-Westfalen mit 3,2 auf Rang drei. Schlusslicht ist Schleswig-Holstein mit 1,5 Meldungen. Deutschlandweit schlugen Naturgefahren im vergangenen Jahr für die Versicherer mit insgesamt 1,95 Milliarden Euro zu Buche.

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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