Zweitgrößtes Werkstattnetz der Versicherer startet

Mit einer gemeinsamen Gesellschaft wollen die ADAC Versicherung und die Versicherungskammer Bayern (VKB) ihr Kfz-Werkstattnetz deutlich ausbauen. Die neue Gesellschaft soll auf ein bundesweites Netz von mehr als 1.000 Reparaturbetrieben zugreifen können. Damit dürften ADAC und VKB auf einen Schlag zweitgrößter Anbieter von Kfz-Werkstätten nach der Huk-Coburg, dem Marktführer bei Autoversicherungen, werden.

Der Huk-Coburg-Konzern verfügt über ein deutschlandweites Netz von 1.300 Werkstätten. Die Gründung des neuen Mega-Netzwerkes muss noch vom Kartellamt abgesegnet werden. "Mit einer Entscheidung der Berliner Aufsichtsbehörde rechnen wir noch im Herbst", heißt es beim ADAC. Das Werkstattnetz von ADAC und VKB besteht derzeit zu 50 Prozent aus herstellergebundenen Markenwerkstätten und freien Reparaturbetrieben.

Über die regionale Verteilung der Werkstätten möchte der ADAC aus Wettbewerbsgründen keine Angaben machen. Aller Voraussicht nach dürfte aber derzeit das Schwergewicht in Bayern, Berlin, Brandenburg, Saarland und südliche Pfalz liegen, weil sich das Geschäftsgebiet der VKB auf diese Gebiete beschränkt. Doch mit der Kooperation wird die Tür zu einem Supernetzwerk weit aufgestoßen, So können bald weitere öffentliche Versicherer mit der Gesellschaft kooperieren und so die Servicekraft der ADAC Versicherung bundeweit deutlich steigern. "Die Leistungen des gemeinsamen Partnernetzes sollen auch weiteren Versicherern und Flottenkunden angeboten werden", heißt es bereits in der gemeinsamen Pressemitteilung von ADAC und VKB.

Vorteile- und Nachteile für Versicherte
Kfz-Partnernetzwerke nutzen die Kfz-Versicherer seit einigen Jahren, um ihre Kosten für Unfallreparaturen zu senken. So müssen Partnerbetriebe den Versicherern einen deutlichen Rabatt einräumen. Insider sprechen von Abschlägen von bis zu 30 Prozent. Zur Höhe dieser Nachlässe wollten aber weder ADAC noch VKB Stellung nehmen. Vorteil der Partnerbetriebe ist eine höhere Kundenauslastung. Von einem engeren Netz profitieren die Versicherten, weil sie nach einem Unfall einen kürzeren Weg zur nächsten Partnerwerkstatt haben. Während die VKB bereits seit 2008 ihren Kunden in der Kaskoversicherung einen so genannten Werkstattbindungstarif anbietet, gibt es diese Option bei der ADAC Autoversicherung nicht.

Kunden, die der VKB einen solchen Tarif abschließen, sparen rund zehn Prozent der Kaskoprämie. Auf der anderen Seite verpflichten sie sich, bei einem Kaskoschaden nur die vom Versicherer ausgewählte Partnerwerkstatt zu nutzen. Andernfalls gibt es Strafen. "Rund zehn Prozent unserer Kunden wählen einen Werkstattbindungstarif", sagt VKB-Sprecher Stefan Liebl. Demgegenüber sind sei beim Konkurrent Huk-Coburg schon rund 50 Prozent aller Neukunden. Der Versicherer bietet aber auch einen 20-prozentigen Nachlass auf die Kaskoprämie. Die Kooperation mit dem ADAC könnte somit auch den Werkstattbindungstarifen bei der VKB neuen Auftrieb geben.

Beim ADAC hingegen ist die Nutzung einer Partnerwerkstatt nach einem Kaskoschaden immer freiwillig. Vorteil seien aber die kostenlose Bereitstellung eines Ersatzwagens, eine verlängerte Garantiedauer auf die Reparatur, ein Hol- und Bringdienst sowie eine Innen- und Außenreinigung des Fahrzeugs. Auch wer einen unverschuldeten Unfall hat, kann die Partnerwerkstatt der Versicherer nutzen. Eine Pflicht gibt es hier aber nicht, denn nach einem Haftpflichtschaden darf der Geschädige frei entscheiden. Laut ADAC und VKB gewähren die Partnerwerkstätten auf alle Reparaturen eine dreijährige Garantie. Weder VKB noch ADAC wollen hingegen bei einem möglichen Erlöschen der Herstellergarantie in diese eintreten. "Das ist aus unserer Sicht auch nicht erforderlich, weil die Partnerbetriebe die Reparatur ausschließlich gemäß den Herstellervorgaben mit Originalersatzteilen durchführen", erläutert ADAC-Sprecher Jochen Oesterle.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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