Aktienmärkte: Sicher ist, dass nichts sicher ist

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Ob Corona-Lockdown oder Ukraine-Krieg - die Börsen haben in den vergangenen Jahren harte Bewährungsproben überstanden. Mit der Zinswende im vergangenen Jahr gibt es nun aber eine Herausforderung anderen Kalibers. Denn was als vorübergehender Spuk begann, könnte sich als anhaltender Schrecken erweisen. Setzten die Märkte bis in den Sommer hinein noch auf eine baldige Zinswende nach unten, gilt nun das Motto "höher für länger".

Kein Wunder: der Konflikt in Israel hat gerade erst die Rohölnotierungen nach oben getrieben und damit einen potenziellen Inflationstreiber in Gang gesetzt. Pessimisten fühlen sich bereits an die 1970er Jahre erinnert, als Erdöl als Waffe im Nahostkonflikt eingesetzt wurde. Die Abhängigkeit der Weltwirtschaft von Öl ist zwar geringer als vor einem halben Jahrhundert, doch in der derzeit fragilen Lage genügen bereits derartige Gedankenspiele, um die Sorgen anzuheizen. 

US-Inflation hartnäckiger als gedacht

Das gilt umso mehr, als der Ölpreis nicht der einzige Inflationstreiber ist. "Vor dem Hintergrund robust steigender Staatsausgaben in diesem Jahr, einem starken Arbeitsmarkt und einer anhaltend guten Konsumlaune könnte sich die US-Inflation als hartnäckig erweisen", warnt Chefvolkswirt Edgar Walk vom Bankhaus Metzler.

Das begrenzt den Spielraum der US-Notenbank. Zumal der US-Arbeitsmarkt keine Ermüdungserscheinungen zeigt, wie die jüngsten Zahlen belegen. "Die Finanzmärkte lasen als Botschaft aus den Daten, dass die US-Notenbank Fed länger an ihrer restriktiven Geldpolitik festhalten und die Zinswende 2024 noch einige Zeit auf sich warten lassen dürfte", stellt Anlagestratege Ulrich Stephan von der Deutschen Bank fest.

Zinssenkungen in Europa nicht greifbar

Aber auch die europäische Notenbank zögert, den Fuß allzu schnell vom Gas zu nehmen. Die jüngste Sitzung der Währungshüter bestätigte dies. "Positiv hätte eigentlich die Zinspause auf die Aktienkurse wirken sollen, die die EZB-Präsidentin am Donnerstag in Athen verkündete", betont Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka Bank. "Nur machten sich keinerlei Anzeichen bemerkbar, dass die Geldpolitiker bereits über Zinssenkungen nachdenken würden - im Gegenteil: Bei unbefriedigender Inflationsentwicklung wurden sogar weitere Erhöhungen in Aussicht gestellt."

Dies heizt die Unsicherheit an den Märkten an. "Vergleiche zum Schwarzen Montag aus dem Jahr 1987 werden bereits bemüht, als die weltweiten Indizes abstürzten, nachdem die Renditen über die Sommermonate ebenfalls deutlich gestiegen waren", beschreibt Marktanalyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets die Stimmung. "Nun herrscht Angst, dass sich die Entwicklung wiederholen könnte."

Mit Tagesgeld Verluste mindern

Anleger könnten daher gut beraten sein, sich ein Beispiel an professionellen Vermögensverwaltern nehmen und mit hoher Cash-Quote der weiteren Entwicklung zu harren. Große Gewinne sind damit zwar nicht drin, aber es drohen auch keine einschneidenden Verluste. Und ein Trost bleibt: Nach der Dürrephase der vergangenen Jahre bringen Tagesgeld und kurzfristige Einlagen wieder erkleckliche Zinsen, die einen gewissen Ausglich zu Inflation bieten.  

Dieser Beitrag erschien zuerst auf SpringerProfessional

Autor(en): Michael Fuchs

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