Eine gute Idee mit kleinen Schönheitsfehlern

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Das Münchner Ifo Institut bringt mit dem Bürgerfonds ein neues Instrument ins Gespräch, das die Vermögensbildung und Altersvorsorge stärken soll. Das ist eine gute Idee mit Webfehlern, meint Michael Thaler, Vorstand der Top Vermögen AG in München.

Die Idee der Volkswirte am Ifo-Institut ist äußerst simpel. Der deutsche Staat kann aktuell eine zehnjährige deutsche Staatsanleihe mit einem Zinssatz von minus 0,1 Prozent begeben. Anleger bezahlen dem deutschen Staat ein Prozent über die gesamte Laufzeit, damit sie dem Staat Geld leihen dürfen.

Gute Idee mit kleinen Schwächen

Das Problem dabei: Deutschland geht in Rente. Finanzminister Olaf Scholz ist sich dessen auch bewusst. Damit werden die Belastungen aus dem Umlageverfahren deutlich steigen, wahrscheinlich auf dem jetzigen Niveau nicht zu halten sein. Mit dieser voraussichtlichen Rentenlücke steht Deutschland im internationalen Vergleich als besonderes Sorgenkind da.

Da bietet es sich geradezu an, die Chance des billigen Geldes zu nutzen und reale Vermögenswerte wie Aktien zu erwerben, um einen kapitalgedeckten Rentenstock anzulegen. In leicht abgewandelter Form praktizieren die angelsächsischen Länder diese Hedgefonds-Strategie schon seit Jahrzehnten mit großem Erfolg.
Die Rechnung ist einfach: Für einen Kredit von 50 Milliarden Euro erhält der deutsche Staat für zehn Jahre Laufzeit 500 Millionen Euro. Mit diesen 50 Milliarden Euro erwirbt er ein internationales Aktienportfolio und erhält pro Jahr rund 2,5 Prozent Dividende. Auf zehn Jahre also rund 12,5 Milliarden Euro.

Die Vergangenheit zeigt, dass man über eine Laufzeit von zehn Jahren so gut wie immer eine Kursrendite von fünf bis sechs Prozent pro Jahr erzielen konnte. Geht man die Kalkulation sehr vorsichtig an, sollten immer noch mindestens 12,5 Milliarden durch Kursgewinne verbleiben.

20130 gut 27 Millionen Rentenansprüche zu erwarten

2030 werden auf einen Rentner nur noch zwei Erwerbstätige kommen. Macht also gut 20 Millionen Rentner in Deutschland. Hinzu kommen Renten wegen Erwerbsminderung und Witwenrenten, sodass sicherlich 27 Millionen Rentenansprüche bestehen werden.

Mit seiner Hedgefonds-Strategie kann der Staat ab 2030 jährlich eine Rente von 140 Euro pro Person pro Jahr aufbessern. Zudem stünde dem Fremdkapital von 50 Milliarden Euro ein Eigenkapital von 25 Milliarden entgegen.

Risiko wird nicht adäquat auf Renditeseite entgolten

Privatpersonen sollten den Weg Aktien auf Kredit zu kaufen, um ihre Rente aufzubessern, aber nicht gehen. Erstens wird eine Bank zu Recht Sicherheiten fordern, sodass der Kredithebel deutlich eingeschränkt wird. Zweitens werden die Kreditkonditionen deutlich unattraktiver sein. Das Risiko wird also nicht wirklich adäquat auf der Renditeseite entgolten.

Drittens ist der Renditepfad möglicherweise mit einer hohen nervlichen Belastung verbunden. Aktienmärkte schwanken ständig. Gerade Spekulanten mit Fremdkapital müssen oder wollen dann aufgrund nervlicher Belastungen verkaufen – meist zum ungünstigsten Zeitpunkt.

Quelle: V-Bank AG

Autor(en): Michael Thaler, Vorstand der Top Vermögen AG

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