Finanzmarktstabilität ein absolutes Muss

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Die künftige Bundesregierung sollte nach der Bundestagswahl 2021 die Punkte Green Finance und Finanzstabilität auf der Agenda stehen haben. Das fordern Wissenschaftler:innen des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung Safe, vor allem vor dem Hintergrund von Klimawandel und Digitalisierung.

Aber nicht nur das. Die Wissenschaftler:innen postulieren auch die Vollendung der Banken- und die Schaffung einer Kapitalmarktunion in Europa. Dabei müssten insbesondere auch bei der Altersvorsorge tragfähige Standards geschaffen werden.

Die Details sind in einem aktuellen SAFE Policy Letter zusammengefasst. „Aus der Perspektive unseres Institutsauftrags, einer nachhaltigen Architektur für Finanzmärkte in Europa, sehen wir dringenden Handlungsbedarf bei der Sicherung globaler Gemeinschaftsgüter wie des Klimas und bei der Transformation unseres Finanzsystems“, sagt Safe-Direktor Jan Pieter Krahnen.

Umfassende Transparenz bei klima-ökologischen Beiträgen wichtig

Konkrete Ansatzpunkte sind laut dem Papier ordnungs- und finanzmarktpolitische Maßnahmen. So würden bisherige Inhalte grüner Finanzpolitik auf die Anlageentscheidung von privaten Haushalten, Investmentfirmen und Versicherern abzielen, dabei aber ins Leere laufen. „Das Ziel sollte umfassende Transparenz bei klima-ökologischen Beiträgen einzelner Firmen oder Produkte sein, damit die Menschen bei Konsum und Investitionen ihr Verhalten danach ausrichten können“, fordert Krahnen.

Daneben gilt es aus Sicht des wissenschaftlichen Teams, den Wandlungsprozess hin zu einem mehr und mehr digital getriebenen Finanzsystem per Gesetzgebung und Aufsicht so zu steuern, dass künftigen Krisen besser begegnet werden kann. Dazu zählt auch die Frage, wann welche Regulierungen auf Innovationen wie digitale Privat- und Zentralbankwährungen anzuwenden sind. „In einem neuen Finanzsystem sind Banken möglicherweise nicht mehr die wichtigsten Akteure – diese Rolle können auch Handelsunternehmen oder webbasierte Plattformen übernehmen“, erläutert Krahnen.

Konzentrationsrisiken von Staatsanleihen minimieren

Ein gemeinsames europäisches Finanzsystem könne dabei nur entstehen, wenn das Projekt Bankenunion abgeschlossen werde, heißt es in dem Letter. Mit Blick auf Finanzstabilität ermögliche eine vollendete Bankenunion nicht nur die Restrukturierung nationaler Schulden. Auch die Konzentrationsrisiken von Staatsanleihen im Bestand von Geschäftsbanken ließen sich minimieren, was den „Doom Loop“ aus maroden Geldhäusern und Staaten durchbrechen könnte.

Eine Kapitalmarktunion in Europa kommt auch dem deutschen Rentensystem zugute, davon sind die wissenschaftlichen Analyst:innen überzeugt: „Sowohl die Neuausrichtung der staatlich geförderten Altersvorsorge als auch die Novellierung der gesetzlichen Rente können von einem europäischen Kapitalmarkt profitieren“, ist Krahnen überzeugt. Dies gelte insbesondere dann, wenn die Umlagefinanzierung der Rentenversicherung um eine automatische Aktienrente ergänzt würde.

Die Forderungen des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung Safe im Überblick:

  1. Schaffung eines ordnungspolitischen Pakets zur Sicherung globaler Gemeinschaftsgüter, wie etwa des Klimas,
  2. Initiative zum Aufbau notwendiger Datensätze und Standards für eine zielgenaue Nachhaltigkeitsgestaltung an den Finanzmärkten,
  3. Regulatorischer Fahrplan zur Erfassung, Ermöglichung und Einhegung einer digitalen Transformation des Finanzsystems,
  4. Vollendung der Bankenunion, insbesondere durch einen „europäischen Schlussstein“: der Schaffung einer einheitlichen Aufsicht und Letztabsicherung,
  5. Durchbrechung des „Doom-Loop“ zwischen Staaten und Banken in Europa, insbesondere durch Begrenzung des Umfangs, in dem eigene Staatsanleihen im Portfolio von Banken liegen dürfen,
  6. Ernsthafter Versuch zur Schaffung eines einheitlichen und integren europäischen Kapitalmarkts mit einer Aufsicht nach US-Vorbild
  7. Banken- und Kapitalmarktunion als wesentliche Bausteine für eine grundlegende Reform der Altersversorgung mit mehr Teilhabe aller Bürgerinnen und Bürger an der Leistungsentwicklung der Volkswirtschaft.

 Quelle: Leibniz Institute for Financial Research Safe

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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