Märkte rechnen nicht mit größeren Ausschlägen

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Die Bundestagswahl ist gelaufen, die Unsicherheit, welche Färbung die kommende Regierung in Deutschland annehmen wird, aber noch groß. Die Anleger dürften das Wahlergebnis leicht positiv, aber auch etwas zwiespältig aufnehmen, glaubt jedenfalls die DWS Group.

Die Investmentgesellschaft ist aber auch überzeugt, dass die Anleger auch beruhigt sein dürften, dass die äußeren Ränder des Parteienspektrums zum Teil deutlich verloren haben (Die Linken minus 4,3 Prozent, die AfD minus 2,3 Prozent). Eine von den Aktienmärkten sicherlich kritisch beäugte rot-rot-grüne Koalition ist damit vom Tisch. Es reicht auch nicht für eine Koalition der bürgerlichen Mitte aus Union und FDP, was eventuell von den europäischen Rentenmärkten mit gewisser Erleichterung aufgenommen werden dürfte, da dieser Konstellation die geringste Ausgabenfreude und Schuldentoleranz, auch hinsichtlich Europa, attestiert worden wäre.

Klimawandel dürfte das Kernthema für die kommenden Jahre sein

Mit Blick auf die wahrscheinlicheren Koalitionen ergeben sich nach Ansicht der DWS folgende Überlegungen: Mit großer Wahrscheinlichkeit werden Grüne und FDP an der Regierung beteiligt sein, was ihrer Meinung nach zumindest für gewisse politische Veränderungen sorgen könnte. Keine der beiden Parteien stehe für ein „Weiter so“. Der Klimawandel dürfte das Kernthema für die kommenden Jahre sein. Mit den Grünen wäre dann eine Partei an der Macht, die dieses Thema großgemacht habe. Ein Zurückfallen hinter die vereinbarten Ziele wäre wohl ausgeschlossen.

Den ökologischen Wandel auch ökonomisch vernünftig voranzutreiben, könnte sich die FDP auf die Fahnen schreiben. Viele der etwas radikaleren Einstellungen der beiden Parteien dürften sich gegenseitig aufheben. Dazu zählt ein starkes Schrauben an der Schuldenbremse, oder radikale Steueränderungen während den Grünen insbesondere die Einführung einer Vermögenssteuer vorschwebt. Die FDP werbe zum Beispiel für die Abschaffung des Solidaritätsbeitrags und der Gewerbesteuer. Um die FDP in eine Koalition zu locken, müssten Steuererhöhungen im Koalitionsvertrag wahrscheinlich ausgeschlossen werden.

Viele Felder der Wirtschaftspolitik ohnehin von Brüssel geprägt

Von großen (wirtschafts-)politischen Veränderungen geht die DWS jedoch aus verschiedenen Gründen in keiner Koalitionsvariante aus. Zum einen herrsche bei vielen Themen grundsätzlicher Konsens, die Unterschiede lägen im Detail. Zum anderen müssten die zustimmungsbedürftigen Gesetze den bunt gemischten Bundesrat passieren; und nicht zuletzt würden viele Felder der Wirtschaftspolitik ohnehin von Brüssel vorgegeben.

Das Wahlergebnis könnte aber auch dann für Nervosität sorgen, wenn es zu einer Häufung von Krisenmomenten kommt, die auf ein Machtvakuum in Berlin stoßen würde. Dies dürfte vor allem aus der Perspektive von ausländischen Investoren gelten, die mit monatelangen Koalitionsverhandlungen fremdeln dürften, während Angela Merkel vielerorts als Garant von Stabilität gesehen wurde. Ansonsten sollten die Reaktionen der einzelnen Anlagenklassen aufgrund der Ungewissheit und der wahrscheinlich ohnehin nur graduellen Veränderungen sich sehr im Rahmen halten.

 

Reaktionen an den Devisenmärkten dürften sich im Rahmen halten

Auch die deutschen Finanzmärkte dürften schon bald wieder vom Weltgeschehen, das vor allem von den USA und China bestimmt wird, dominiert werden.

Anleihen und Währungen: Der Grundtenor der Kontinuität, der vom Wahlergebnis ausgeht, dürfte im Rentenmarkt bestenfalls zu einer leicht positiven Lesart führen. Ebenso dürften sich die Reaktionen an den Devisenmärkten im Rahmen halten, zumal Außen- und Wirtschaftspolitik nicht im Fokus des Wahlkampfes standen.

Aktien: Die Erleichterung über die Vermeidung extremerer Optionen dürfte, wenn überhaupt, sich im Aktienmarkt positiv niederschlagen. Insbesondere, wenn sich eine Entwicklung in Richtung einer Jamaika-Koalition andeuten würde. Zusammen mit der jüngsten Erweiterung des Dax auf 40 Mitglieder ergäbe sich hieraus noch am ehesten so etwas wie ein frischer Impuls.

Alternative Anlagen: Vor allem für die deutsche Immobilienwirtschaft könnte es einen deutlichen Unterschied machen, ob Ampel oder Jamaika das Rennen machen, da SPD und Grüne gleichermaßen mit einer weiteren Regulierung des Wohnungsmarktes liebäugeln. Es wird sich zeigen müssen, ob dies bei der FDP als Verhandlungsmasse gesehen wird, wovon die Investmentgesellschaft jedoch nicht ausgeht.

ESG-Auswirkungen: Nicht nur aufgrund des starken Abschneidens der Grünen hat die nächste Regierung ein starkes Mandat, beim Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit einen weiteren großen Schritt nach vorne zu machen, ist die DWS überzeugt.

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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