Offene Immobilienfonds hocken auf dicken Liquiditätspolstern

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Die Corona-Krise hat einmal mehr gezeigt: Wenn Aktienmärkte weltweit einbrechen, geraten auch andere Anlageklassen unter Druck. Selbst die Krisenwährung Gold erlitt zuletzt Verluste. Wie stets in Crash-Phasen war der Liquiditätsbedarf von Anlegern so groß, dass sie auch Anlageklassen verkauften, die von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise nicht direkt betroffen sind.

Es gibt jedoch Ausnahmen: Besitzer offener Immobilienfonds stehen bislang auf der sicheren Seite. Von Liquiditätsengpässen, die damals in der Finanzkrise zur Schließung und Abwicklung mehrerer Fonds führten, ist bislang nichts zu spüren. Im Gegenteil: Die Fonds ruhen auf üppigen Liquiditätspolstern. Trotz der Verwerfungen an den Finanzmärkten erfreuen sie sich anhaltender Nachfrage. "Zahlreiche Fonds haben selbst in den vergangenen Wochen Netto-Mittelzuflüsse erzielt", stellt die Rating-Agentur Scope in einer aktuellen Studie fest.

Maßnahmen zeigen Wirkung

Offensichtlich wirken die Maßnahmen, die nach der Krise ergriffen wurden. Seit 2013 gelten eine Mindesthaltedauer von zwei Jahren und eine einjährige Kündigungsfrist. Das verhindert, dass die Fonds als Tagesgeldersatz missbraucht und zu schnell Mittel in großem Stil abgezogen werden, wodurch Liquiditätsengpässe drohen. Selbst "die älteren Fonds, zu denen sämtliche Schwergewichte zählen, haben mittlerweile fast alle zu mehr als 50 Prozent Anleger, die diesen Regelungen unterworfen sind", heißt es bei Scope.

Anleger, die noch vor der Neuregelung investiert haben, können zwar bis zu 30.000 Euro pro Halbjahr abziehen. Wer schon so lange dabei ist, dürfte nun aber kaum hektisch verkaufen, so dass Verkaufsdruck durch Altanleger unwahrscheinlich ist.

Sinkende Mittelzuflüsse erwartet

Ganz ohne Folgen wird der Einbruch der Aktienmärkte jedoch nicht bleiben. Mancher Anleger könnte angesichts der massiv gesunkenen Kurse in Versuchung kommen, sein Geld am Aktienmarkt statt in Immobilienfonds zu investieren - oder zunächst ganz auf Investitionen verzichten. Die Analysten von Scope verzeichneten bereits in den vergangenen Wochen rückläufige Mittelzuflüsse. Dies dürfte keine vorübergehende Entwicklung bleiben. "Diese Verlangsamung der Zuflüsse wird sich nach Ansicht von Scope in den folgenden Monaten fortsetzen", heißt es in der Analyse.

Für die Fonds muss das kein Nachteil sein, da der Anlagedruck sinkt. Die Scope-Analysten gehen davon aus, dass sich die Fondsmanager "bei Investitionen in neue Objekte vorerst zurückhalten." Auch für Anleger könnten sich geringere Mittelzuflüsse lohnen. Derzeit gibt es für fast die Hälfte der von Scope beobachteten 20 Immobilienfonds Einschränkungen für Anleger. Bei abflauenden Mittelzuflüssen besteht somit die Chance, dass diese Fonds wieder uneingeschränkt zugänglich werden.

Schwere Rezession wird Auswirkungen auf  offene Immobilienfonds haben

An Attraktivität haben die Fonds nichts verloren, gerade im Vergleich zu anderen risikoarmen Anlageformen. "Die durchschnittliche Performance der Fonds betrug im vergangenen Jahr 3,1 Prozent – und damit lag sie deutlich über dem Niveau, das sich mit Staatsanleihen oder Termingeldern erzielen lässt", stellt Scope fest.

Das Ifo Institut hat in einer Umfrage herausgefunden, dass die Immobilienwirtschaft nach eigenem Befinden so gut wie nicht unter den Folgen des aktuellen Krise leidet. Nur 11,8 Prozent der befragten Unternehmen spüren demnach bislang negative Auswirkungen. Das könne aber auch daran liegen, dass die Branche, anders als die Finanzmärkte, konjunkturellen Schwankungen hinterher hinke.

Sollten sich die Folgen der Corona-Krise zu einer länger anhaltenden, schweren Rezession auswachsen, dürfte dies letztlich aber auch die Mieter der Fondsobjekte treffen und sich entsprechend auf die Renditen der offenen Immobilienfonds auswirken.

 

Autor(en): Michael Fuchs

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