BU-Policen: Stiftung Warentest nimmt Vermittler mit ins Boot

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Dass der Abschluss einer Berufsunfähigkeits-Versicherung (BU) alles andere als leicht ist, macht die Stiftung Warentest (Finanztest 5/2021) in ihrem Beitrag zum aktuellen Test sehr deutlich. Empfohlen wird daher eine Expertenberatung.

„Oft ist es sinnvoll, sich von Profis beraten zu lassen, etwa von einem Versicherungsmakler oder einem unabhängigen Versicherungsberater – der Bundesverband hilft bei der Suche (bvvb.de)“, rät Finanztest. Aus Fairnessgründen hätten die Verbraucherschützer in diesem Fall wohl auch den zweiten Berufsverband erwähnen sollen, den Bundesverband Deutscher Versicherungsmakler (BDVM). Zudem er mit 856 Mitgliedern deutlich größer als der bvvd sein dürfte.

Berufsträger durcheinandergewürfelt 

Grundsätzlich unterscheiden die Verbraucherschützer nicht so richtig zwischen den Berufsträgern. So verweist Finanztest auf eine selbst entwickelte Checkliste im Netz, mit der Tarife geprüft werden können. (test.de/bu-checkliste, mit Flatrate kostenlos). Das umfangreiche und komplexe Formular sollte der Kunde mit seinem „Versicherungsvermittler“ durchgehen. Von Makler oder Berater wird hier nicht mehr gesprochen. Bei der „gemeinsamen“ Beantwortung der Risikofragen wird dann der Versicherungsvertreter und Versicherungsmakler erwähnt.

Anonyme Voranfrage nicht thematisiert

Trotzdem zeigt der Beitrag an vielen Stellen auf, wie schwer es ist eine Berufsunfähigkeits-Versicherung abzuschließen. So relativiert die Stiftung ihre eigene Untersuchung – in der von 71 untersuchten Tarifen 35 ein „sehr gut“ erhalten – damit, dass sie deutlich macht, dass Theorie und Praxis beim Abschluss einer BU „manchmal“ auseinanderklaffen würden. Längst nicht alle bekämen den umfassenden Schutz, den sie wünschen. „Der Grund dafür: Versicherer prüfen das Risiko der Kunden genau und beurteilen dieses durchaus unterschiedlich.“

Bei Vorerkrankungen, Risiko-Berufen oder gefährlichen Hobbys raten die Verbraucherschützer dazu, mehrere Versicherer anzuschreiben, weil es bei den Assekuranzen eine unterschiedliche Risikoeinschätzung gebe. Das solche Anfragen besser anonym erfolgen, damit es nicht Probleme über das Hinweis- und Informationssystem der Versicherungswirtschaft (HIS) gibt, wird aber nicht thematisiert.

Gesundheitsdaten vom Arzt

Sehr umfangreich stellt der Beitrag hingegen dar, wie Kunden sicher ihre Gesundheitsfragen beantworten können, indem sie die Patientenakte vornehmlich bei ihren Ärzten anfordern sollten. Erläutert wird zudem, wie man die Diagnosen prüft (Onlineentschlüsselung - icd-code.de). In diesem Zusammenhang loben die Verbraucherschützer die Bedingungen der Swiss Life und Nürnberger. Hier dürften irrtümliche Risikoeinschätzungen und fehlerhafte Patientendokumentationen von Ärzten oder Krankenhäusern nicht zulasten des Versicherten gehen. Diese Aussage verwundert. Denn wer als Versicherter – wenn auch viel zu spät – nachweist, dass die Diagnose falsch war, sollte bei jedem Versicherer fair behandelt werden.

Kritik vom Versicherungsmakler

Diese Regelung ist dann auch Stein des Anstoßes für den Versicherungsmakler Mathias Helberg. In seinem aktuellen Blog verweist er darauf, dass zumindest die Nürnberger in ihren Bedingungen den Beweis der Fehldiagnose vom Kunden verlangt. Zudem sieht Helberg die Analyse der Stiftung Warentest weiterhin kritisch, da die Gewichtung der Testkriterien nicht aufgedeckt würde. Helberg: „Wie immer und bei jedem Test, Rating und Ranking von Berufsunfähigkeits-Versicherungen gilt jedoch: Wer die Kriterien festlegt, legt die Reihenfolge fest.“ Insofern könne man ganz toll über die Testsieger und ihre Reihenfolge streiten. „Allein: Nachvollziehen kann man die Testergebnisse wegen der Intransparenz von Stiftung Warentest nicht“, moniert der Makler.

Trotzdem lobt der Verbraucherschützer auch: „Verglichen mit den Falschaussagen, Fehlern und verhängnisvollen Tipps für Verbraucher*innen der letzten Jahre, stellt der Artikel eine deutliche Verbesserung dar. Vielleicht ist es sogar der beste Artikel, den ich bislang von Finanztest zum Thema BU gelesen habe.“ Helbergs Fazit ist dann aber doch etwas spöttisch: „Ohne den eigentlichen Test wäre der Artikel in 'Finanztest' bestimmt nützlich … .“

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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