Deutsches Gesundheitswesen als unfair eingeordnet

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Die Menschen werden immer älter, darum wird ein gutes und faires Gesundheitssystem immer wichtiger. Nach Meinung vieler Bürger besteht hier in Deutschland aber noch Nachholbedarf. Das hat eine repräsentative Umfrage für den Fairness-Radar ergeben, den die Huk-Coburg zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut Kantar Public entwickelt hat.

Fast jeder zweite Bürger in Deutschland (47 Prozent) findet das Gesundheitswesen in Deutschland unfair. Nur ein Viertel hingegen (24 Prozent) bewertet das deutsche Gesundheitswesen als fair, und etwas mehr als ein Viertel (28 Prozent) finden es weder fair noch unfair. So sind die Kritiker unter gesetzlich Versicherten mit 48 Prozent stärker vertreten als unter Privatversicherten (37 Prozent).

Nur 37 Prozent der Bürger über 60 Jahren empfinden das System als unfair

Zudem gibt es einen deutlichen Unterschied je nach Alter der Befragten: Während in allen anderen Altersklassen mehr als die Hälfte das Gesundheitssystem als „unfair“ einstuften, sind es von den Bürgern über 60 Jahren nur 37 Prozent. Auch zwischen den einzelnen Bundesländern gibt es Unterschiede: So liegen zwischen Brandenburg, dessen Bürger mit 54 Prozent das Gesundheitswesen in Deutschland als am unfairsten beurteilen, und Schleswig-Holstein, wo im Vergleich nur 39 Prozent der Einwohner das deutsche Gesundheitssystem unfair finden, 15 Prozentpunkte.

Die wichtigsten Aspekte für ein faires Gesundheitssystem sind für die Befragten eine faire Bezahlung und Arbeitsbedingungen für Beschäftigte im Gesundheitswesen (83 Prozent), gefolgt von einem einfachen, schnellen Zugang zu Fachärzten (81 Prozent) und menschenwürdige Behandlung von Patienten in Krankenhäusern und Heimen (80 Prozent). Fast genauso wichtig sind den Bürgern eine flächendeckende Versorgung mit Hausarztpraxen (77 Prozent) und schnell erreichbare Krankenhäuser (72 Prozent) in allen Regionen. Lediglich 53 Prozent finden große Kliniken mit hoher Spezialisierung und Expertise für ein faires Gesundheitssystem relevant.

Günstige Versicherungsprämien kein wichtiges Kriterium für Fairness

Deutschland belegt im europäischen Vergleich bei den Kosten für das Gesundheitssystem, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, den Spitzenplatz. 14,6 Prozent beträgt der aktuelle Beitragssatz für die gesetzliche Krankenversicherung — ohne Zusatzbeitrag. Allerdings sind für jeden dritten Befragten des Fairness-Radars (33 Prozent) günstige Versicherungsprämien kein wichtiges Kriterium für eine faire Krankenversicherung. Auch bedarfsgerechte Termine (36 Prozent), eine unkomplizierte Abrechnung (34 Prozent) und persönliche Beratung (30 Prozent) spielen dabei keine Rolle. Der wichtigste Faktor für eine besonders faire Krankenversicherung ist mit 79 Prozent ein breites Leistungsangebot, gefolgt von einer freien Arztwahl, die für 76 Prozent der Bürger eine faire Krankenversicherung auszeichnet.

Als "überhaupt nicht fair" erachteten drei Prozent ihre letzte Arztvisite

Drei von vier Bürgern in Deutschland haben ihren letzten Arztbesuch als „fair“ oder „sehr fair“ empfunden. Dabei waren Männer laut Fairness-Radar etwas zufriedener (78 Prozent) mit ihrem letzten Arzttermin als Frauen (73 Prozent). Zudem steigt das Fairness-Empfinden scheinbar mit dem Alter: Während 82 Prozent der Über-60-Jährigen ihren letzten Arztbesuch als „sehr fair“ oder „fair“ empfanden, waren es in den Altersgruppen der 18- bis 29-Jährigen und der 30- bis 39-Jährigen lediglich jeweils zwei Drittel (66 Prozent). Als „überhaupt nicht fair“ empfanden insgesamt drei Prozent der Befragten ihre letzte Arztvisite.

Hintergrundinformationen

Mit der Fairness-Befragung verfolgen Huk-Coburg und Kantar Public nach eigener Aussage einen dreistufigen Ansatz:  Grundlage bilden zehn Fairness-Kernfragen, deren Ergebnisse fortlaufend aktualisiert sowie monatlich veröffentlich werden. Dabei handelt es sich um die beiden Aussagen „In meinem Leben fühle ich mich im Allgemeinen fair behandelt“ und „In Deutschland geht es im Großen und Ganzen fair zu“ sowie acht weitere zu verschiedenen Lebensbereichen — zum Beispiel zu Ausbildung, Straßenverkehr, Berufsleben, aber auch Sport und den Umgang miteinander in unserer Gesellschaft.

Weitere Lebensbereiche werden im Oktober und November beleuchtet

Auf Basis dieser Umfrageergebnisse berechnet und veröffentlicht die Huk-Coburg seit August zudem einen Fairness-Index, um die Entwicklung der Fairness in Deutschland zu dokumentieren. Gesundheit ist nach „Zuhause“ der zweite Lebensbereich, den das Versicherungsunternehmen mit dem Fairness-Radar stärker beleuchtet. Im Oktober solle ein Deep Dive des Lebensbereichs Mobilität folgen, im November wird geschaut, wie es beim Thema „Finanzen und Vorsorge“ aussieht.

Quelle: Huk-Coburg

 

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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