Ein Test zeigt: Tierkrankenversicherungen mit Kündigungsverzicht sind die Besten. Vermittlerinnen und Vermittler kommen an ihnen nun nicht mehr vorbei.

Private Krankenversicherung können ihre Kundinnen und Kunden nicht kündigen. Damit sind vor allem chronisch kranke Menschen sicher. Ganz anders sieht es bei der Tierkrankenversicherung aus. Sie ist eine Sachversicherung. Also kann sie regulär und im Schadenfall gekündigt werden. Das dürfte die Tierhalterinnen und Tierhalter in der Regel überraschen und dann wohl sehr verärgern.

Barmenia zeigt, was geht

Nun zeigt eine Analyse der Stiftung Warentest, dass die Tarife der Barmenia einen Kündigungsverzicht beinhalten. Die Stiftung Warentest schreibt:

„Positiv sind uns die Tarife der Barmenia aufgefallen sowie die ihrer Kooperationspartner Die Bayerische, Dogprotect24 und Petprotect. Fast alle schneiden sehr gut ab und haben ein Alleinstellungsmerkmal: Sie verzichten auf bestimmte Kündigungsrechte, und zwar sowohl auf eine reguläre Kündigung zum Ende des Vertragsjahres als auch auf eine außerordentliche nach einem Versicherungsfall.“ (Stiftung Warentest Finanzen 5/2025).

Das gilt aber erst nach dem dritten Versicherungsjahr. Dennoch sind Tierbesitzerinnen und Tierbesitzer ab dem vierten Jahr deutlich bessergestellt als bei anderen Anbietern.

Müssen auf möglichen Kündigungsverzicht hinweisen

Die Vermittlerschaft müsste nun, wenn sie Tierkrankenversicherung von anderen Anbietern befürwortet, auf diesen Umstand aufmerksam machen und dies im Protokoll vermerken. Der Druck die „besseren“ Tarife der Barmenia zu vermitteln, dürfte deutlich steigen. Das gilt aber auch für die Anbieter. Sie müssten nun eigentlich nachlegen, wenn sie auf dem umkämpften Markt der Tierkrankenversicherung weiter Erfolge haben wollen.

Boom der Tierkrankenversicherungen

Tierkrankenversicherungen erleben derzeit einen regelrechten Boom in Deutschland. Laut der Wirtschaftsgemeinschaft Zoologischer Fachbetriebe GmbH (WZF) hatten 2023 rund 45 Prozent aller Haushalte einen tierischen Mitbewohner. Die Zahl der Katzen beläuft sich auf 15,7 Millionen, die der Hunde auf 10,5 Millionen. Laut der Arag-Versicherung ist die Durchdringung der Tierkrankenversicherung bei Hunden und Katzen marginal. Sie wird auf sechs bis acht Prozent geschätzt. Das Versicherungspotential ist somit enorm. Demgegenüber sind beispielsweise in Schweden 90 Prozent aller Hunde tierkrankenversichert.

„Die Züchter verkaufen dort keine Hunde, wenn die Käuferin oder Käufer keine Versicherung nachweist“, heißt es bei der Arag.  Ein möglicherweise interessante Vertriebsansatz. In Deutschland kooperieren bisher einige Tierversicherer schon mit Tierärztinnen und Tierärzten. Mittlerweile gibt es wohl über 25 Tierkrankenversicherungen am Markt.

Laut den Verbraucherschützern kann eine Tier-Operation leicht mehrere Tausend Euro kosten. Im Test wurden Tarife besonders gut bewertet, wenn sie im Ernstfall hohe Kosten komplett übernehmen. Das wurde anhand von drei Beispieloperationen geprüft. Insgesamt wurden 121 Tarife untersucht. Lediglich 24 Prozent aller Tarife erhielten das Qualitätsurteil Gut oder Sehr gut. Mehr oder weniger deutlich werden Tarife ohne Selbstbeteiligung empfohlen. Denn dann wären die Kosten für die Tierhalterinnen oder Tierhalter planbar. 

Vollversicherungen nicht untersucht

Sehr überraschend ist aber, dass sich die Stiftung Warentest auf die Untersuchung von OP-Tarifen beschränkt hat. Vollversicherungen wurden gar nicht getestet. Dabei zitieren die Verbraucherschützer selbst eine Tierärztin, die aufgrund der deutlich gestiegenen Behandlungskosten feststellt, dass sich etwa jeder vierte Tierliebhaber „eine weiterführende Diagnostik oder intensivere Therapie“ nicht leisten kann. Tierkrankenvollversicherungen wären somit für viele Kundinnen und Kunden sehr sinnvoll.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek