Digitale Versicherungsmakler: Knip wird übernommen

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Der digitale Versicherungsmakler Knip ist vom Maklerpool Blau Direkt übernommen worden. Die Übernahme setzt ein Zeichen: Rein digitale Versicherungsmakler haben es schwer, auf eine überlebensfähige Größe zu kommen. Das gilt selbst in der Corona-Krise, die doch eigentlich Wasser auf die Mühlen des digitalen Vertriebs sein sollte.

Doch Knip schwächelt schon länger. Angetreten war das Unternehmen schon 2013 in der Schweiz, um dort den Versicherungsmarkt aufzumischen. 2015 erfolgte der Start in Deutschland. Per App sollten die Kunden einen digitalen Versicherungsordner erhalten und gleichzeitig Knip ein Maklermandat erteilen. Kritik über Intransparenz bei der Erteilung der Vollmacht sei vor allem von Versicherungsmaklern gekommen, die angeblich wegen des Verlustes ihrer Kunden verärgert waren.

In ihren besten Zeiten wurde die App angeblich von 800.000 Usern genutzt. Daraus konnten aber nur etwa 20.000 echte Kunden gewonnen werden. Über die derzeitige Größe des Bestandes, den Blau Direkt nun übernommen hat, macht der Pool keine Angaben.

In der Schweiz Geschäft früher eingestellt

Ende 2019 hatte Knip bereits in der Schweiz seine Brokertätigkeit eingestellt. Auch hier war das Unternehmen nicht auf eine ausreichende Größe gekommen. Schon 2017 fusionierte Knip mit dem niederländischen Technologieunternehmen Komparu und wurde Teil der Digital Insurance Group (DIG). Noch Ende 2019 bestätigte das Unternehmen, dass es in Deutschland seine Brokertätigkeit weiter fortsetzen werde. Nun ist es unter die Fittiche des Maklerpools Blau Direkt geschlüpft. Der Bestand soll unter dem Namen Knip weitergeführt werden. Auch eine Homepage gibt es derzeit noch.

Generelle Marktbereinigung bei Insurtechs

Schon 2018 hatte der digitale Versicherungsmakler Getsafe sein Maklergeschäft an den Konkurrenten und Vergleicher Verivox übergeben. Damit startete bereits eine Marktbereinigung bei Insurtechs. Anscheinend konnte auch Getsafe nicht genügend Kunden gewinnen. Das Unternehmen hat sich seither auf sein neues Standbein, die Entwicklung und Vermittlung digitaler Policen konzentriert. Damit soll es über 100.000 Kunden gewonnen haben. Der digitale Versicherungsmakler Clark gibt aktuell auf seiner Homepage einen Bestand von 200.000 Kunden an.

Magere Bewertung von Verbraucherschützern

Dabei hatte die Stiftung Warentest die App des Online-Makler Clark Anfang 2020 lediglich mit der Note „ausreichend“ bewertet, während Knip neben der ebenfalls getesteten Konto-App von Treefin in den strengen Augen der Verbraucherschützer ein "Befriedigend" erreichte. Demgegenüber wurde die App von Wefox, der Makler will über seine Versicherungsplattform in Deutschland und der Schweiz über 500.000 Kunden gewonnen haben, ebenfalls nur mit der Note „ausreichend“ bewertet. Das gilt auch für die Online-Multivergleichs-Portale Verivox und Check24, die nach eigenen Angaben acht beziehungsweise 15 Millionen Kunden haben, die aus vielen verschiedenen Verbrauchersegmenten stammen.

Corona auch für Insurtechs Stresstest

Laut Getsafe könnte die aktuelle Krise auch einen besonderen Stresstest für Insurtechs darstellen. Denn der Online-Versicherer rechnet damit, dass Investoren sich in den nächsten Monaten verhalten zeigen werden. „Die Pandemie wird also jene Unternehmen aussortieren, die kein nachhaltiges Geschäftsmodell haben“, so der Online-Versicherer. Laut Blau Direkt hat die DIG aber schon im Februar 2020 – also vor Corona – ein Verkaufsinteresse für Knip signalisiert. „Die Motivation des Verkaufs resultiert aus der zunehmenden Konzentration auf ein neues Geschäftsfeld“, schätzt Blau-Direkt-Geschäftsführer Oliver Pradetto.

DIG setze auf den Digitalverkauf für Banken und Versicherer und habe zudem mit Qira einen weiteren Versicherungsmakler gegründet. Laut Pradetto soll sich Knip in den letzten Jahren bereits „zunehmend konsolidiert“ haben und wäre überlebensfähig und sogar ertragsreich geworden.

Weitere Aufkäufe geplant

Der Lübecker Maklerpool plant aktuell weitere Bestandsübernahmen. „Wir kaufen größere Bestände praktisch ohne jegliche Begrenzung auf. Das ist für uns durchaus lukrativ, da wir inzwischen fast alle Verwaltungsaufgaben ohne Personaleinsatz skalieren können.“ Für den Aufkauf von Beständen von Versicherungsmakler hat der Pool für dieses Jahr drei Millionen Euro reserviert. So könnte garantiert werden, dass Bestände bis 200.000 Euro Provisionsaufkommen innerhalb von 72 Stunden bezahlt würden, falls „ein Kollege schnell verkaufen will.“ Bisher seien Maklerbestände in der Regel verrentet worden. Statt eines Einmalbeitrags erhielten die Makler dann eine langfristige Zahlung von bis zu 100 Prozent ihrer bisherigen Provisionen.

Bloß keine Direktanbindung an Blau Direkt

Blau Direkt hatte für Knip schon in der Vergangenheit das Back-Office gestellt. Ähnliche Kooperationen hat der Pool auch mit Arisecur, Inpunkto, Finanz-Zirkel, Insuro, Wifo oder Budenbrock. Solche Unternehmen könnten daher auch eines Tages Übernahmekandidaten werden. So beschäftigt sich Finanz-Zirkel auf seiner Homepage auch mit der Frage, warum Versicherungsmakler sich nicht direkt an Blau Direkt anbinden sollten. Dort heißt es: „Die Antwort ist einfach: Ein Rahmenabkommen ermöglicht Finanz-Zirkel-Partnern erheblich günstigere Konditionen – das ist insbesondere in Deiner Gründungs- bzw. unternehmerischen Startphase nicht unerheblich. Zudem kann Blau direkt die persönliche Begleitung und Betreuung auf Deinem Weg als Versicherungsmakler nur schwer beziehungsweise gar nicht in dem Umfang gewährleisten, wie Du diese benötigst und wir diese bieten.“

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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