Günstige Unisex-Tarife schon jetzt

Frauen können schon jetzt von so genannten Unisex-Tarifen profitieren. Erste Versicherer sind mit neuen Angeboten auf den Markt gekommen. Dabei gilt laut dem Europäischen Gerichtshof die Pflicht zu gleichen Versicherungsbeiträgen für Mann und Frau erst nach dem 21. Dezember 2012.

In der privaten Berufsunfähigkeits- und Rentenversicherung will die Gothaer Versicherungen voraussichtlich ab Mitte des Jahres 2012 allen Kunden eine Wechseloption einräumen. "Wer die Option nutzt, wird im nächsten Jahr beim Start der Unisex-Angebote so behandelt, als habe er sofort den günstigeren Tarif abgeschlossen", erläutert der Vorstandsvorsitzende der Gothaer Leben, Helmut Hofmeiner. Die Kölner Assekuranz bietet ab April erstmals für Privatkunden eine selbststänidge Berufsunfähigkeitsversicherung.

Doppelpack zur Risikoabsicherung
Der Dortmunder Volkswohlbund hat bereits in der Rentenversicherung gleiche Beiträge für Männer und Frauen. Die Deutsche Familienversicherung (DFV) bietet ein Doppelpack zur Absicherung des Risikos ein Pflegefall zu werden. "So können Frauen ab sofort von günstigeren Unisex-Tarifen profitieren. Männern empfehlen wir, sich bis zum Stichtag den günstigeren Bisex-Tarif zu sichern", so Philipp Vogel, Vorstand der DFV. Frauen zahlen im neuen DFV-Unisex-Tarif 25 Prozent weniger, Männer hingegen 30 Prozent mehr. Frauen, die sich privat krankenversichern wollen, brauchen grundsätzlich nicht auf die für sie preiswerteren Unisex-Tarife warten.

Wenn sie sofort eine Police abschließen, erhalten sie ein günstigeres Einstiegsalter. Ab 2013 dürfen sie dann in einen Unisex-Tarif wechseln. Das ist gesetzlich verbürgt. Unisex-Tarife für die Zahnkrankenversicherung haben bereits die Deutsche Krankenversicherung und die HUK-Coburg im Angebot. Noch zahlen Frauen hier mehr. Das gilt ebenfalls für die Rentenversicherung. Allein für die staatlich geförderten Riesterrenten gibt es bereits seit 2005 gleiche Preise für Frauen und Männer. In erheblichem Maße ist die Berufsunfähigkeitsversicherung für Frauen teurer.

Häufigste BU-Ursache bei Frauen: Psychische Störungen
Die Gründe sind unterschiedlich. "Wir vermuten, dass Frauen mehr Wert auf Zahnersatzmaßnahmen legen", sagt Alois Schnitzer von der HUK-Coburg. Während Frauen in der Rentenversicherung mehr bezahlen, weil sie länger leben, gilt dies bei der Berufsunfähigkeitsversicherung weil sie öfter psychisch erkranken. Und das ist derzeit mit Abstand die häufigste Ursache für eine Berufsunfähigkeit. Nach Zahlen der Deutschen Rentenversicherung waren bei Frauen psychische Störungen 2010 zu fast 46 Prozent die Ursache für den Bezug einer Erwerbsminderungsrente. Bei Männern waren seelische Leiden hingegen nur zu rund 33 Prozent Grund für den vorzeitigen Zwangsausstieg aus dem Erwerbsleben.

Bei Kranken- und Berufsschutz nicht warten
Während man mit der zusätzlichen Altersvorsorge ruhig bis zum allgemeinen Start von Unisex-Tarifen warten kann, sieht das bei der Berufsunfähigkeits- und privaten Krankenversicherungen anders aus. Grund: Wer 2012 erkrankt, muss im nächsten Jahr beim Abschluss eines Vertrage hohe Zuschläge zahlen oder erhält vielleicht gar keinen Versicherungsschutz mehr. Die Versicherer prüfen grundsätzlich vor dem Vertragsabschluss die Gesundheit des Antragsstellers. Verbraucherschützer warnen aber davor, allein auf den Preis zu schauen. "Erst einmal sollte man prüfen, welchen Schutz man benötigt und welchem man überhaupt wegen seiner Vorerkrankung bekommt", rät Axel Kleinlein, Chef des Bundes der Versicherten (BdV) aus Hamburg.

Gerade bei der Berufsunfähigkeitsversicherung seien die Leistungen je nach Anbieter und Tarif sehr unterschiedlich. Kleinlein rät den Kunden, sich beraten zu lassen und vorab anonyme Voranfragen bei verschiedenen Versicherern einholen zu lassen. „Erst am Schluss zeigt sich dann, ob Anbieter mit einem günstigen Unisextarif überhaupt in Frage kommen“, so Kleinlein.

Nachholbedarf bei Berufsunfähigkeitsschutz
Bei Berufsunfähigkeitsversicherungen besteht laut einer Studie des Berliner Forsa-Instituts erheblicher Nachholbedarf in der Bevölkerung: Rund 42 Prozent der 30- bis 40-jährigen Berufstätigen haben keinen privaten Zusatzschutz, falls sie wegen Krankheit oder Unfall ihren Beruf vorzeitig aufgeben müssen. Bei der jüngeren Generation sind es sogar 44 Prozent. Die allermeisten glauben, dass es für sie keinen Bedarf gebe oder sie haben sich mit dem Thema noch nicht befasst. Dabei kann in aller Regel mit der staatlichen Vorsorge der Lebensstandard kaum aufrecht erhalten werden.

Die monatlichen Leistungen für die staatliche Erwerbsminderungsrente liegen im Schnitt bei Frauen unter 600 Euro und bei Männern leicht über 600 Euro. Doch auch wer privat vorsorgt, investiert oft zu wenig. So liegt die zusätzliche Absicherung derzeit laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft lediglich bei durchschnittlich 924 Euro. "Das ist für eine Familie viel zu wenig", warnt Gothaer-Vorstand Hofmeier.

Bild: © Thorsten Freyer /

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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