Junge Fahrer: Nur realer Begleiter schützt langfristig

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Anscheinend "rasen" auch junge Fahrer, die bei der Huk-Coburg mit einer "Big-Brother"-Box unterwegs sind. So stellte der Versicherer nach Auswertung von 27 Millionen Fahrdaten aus dem Telematik-Tarif "Smart Driver" jetzt fest: Zwischen 1 und 4 Uhr nachts wird richtig Gas gegeben.

Gleichzeitig zeigte die Untersuchung, dass Unfallfahrer insgesamt ebenfalls erhöhte Werte in Bezug auf Beschleunigung, abruptes Bremsen und Querbeschleunigung in Kurven aufweisen. "Statistisch gesehen ist derjenige, der das Tempolimit beachtet, auch unfallfreier unterwegs", stellt der Huk-Coburg Vorstand Jörg Rheinländer fest. Eine Binsenwahrheit, die nun statistisch fundiert wurde. Raser dürften sicher daher im Telematik-Tarif kaum einen guten Score erfahren und somit keinen oder nur einen geringen Rabatt erhalten.

"Begleitendes Fahren" macht sicher
Viel sicherer sind junge Fahrer unterwegs, die den Führerschein mit 17 Jahren machen und dann während der Autofahrt regelmäßig unter Aufsicht eines Erwachsenen Fahrpraxis sammeln. Eine Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen (BAST) aus dem Jahre 2011 zeigt, dass Unfälle von Fahrern, die am"„begleiteten Fahren ab 17" (BF17) teilgenommen haben, im Vergleich zu jungen Menschen, die klassisch den Führerschein erwerben, um 22 Prozent sinken. "Die Ergebnisse sind statistisch signifikant und gelten für Männer wie Frauen", heißt es bei der BAST. Zudem sinkt auch die Zahl der Verkehrsverstöße bei BF17-Fahrern um 20 Prozent. Der reale Begleiter, obwohl ab 18 Jahren fast nie mehr an Bord, wirkt langfristig positiv auf das Fahrverhalten junger Menschen.

Anfänger haben höchstes Unfallrisiko
Das bleibt auch bitter notwendig. Denn die 18- bis 24-jährigen Verkehrsteilnehmer haben immer noch das mit Abstand höchste Unfallrisiko im Straßenverkehr, wie aktuelle Zahlen des statistischen Bundesamtes zeigen. Im Jahr 2016 verunglückten in Deutschland insgesamt 65.908 junge Männer und Frauen dieser Altersgruppe im Straßenverkehr, 435 junge Erwachsene wurden getötet. Damit waren 16,5 Prozent aller Verletzten und 13,6 Prozent aller Getöteten im Straßenverkehr im Alter von 18 bis 24 Jahren, obwohl diese Gruppe nur 7,7 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht.

Schadendaten der BF17-Fahrer bleiben geheim
Viele Autoversicherer - etwa die Allianz, die Axa, die Huk-Coburg, die LVM oder die Versicherungskammer Bayern - bestätigen, dass BF17-Teilnehmer wesentlich seltener in einen Unfall verwickelt werden. Konkrete Schadenzahlen nennt aber keiner der großen Kfz-Versicherer. Während die Versicherungskammer Bayern diese Daten angeblich gar nicht kennt, macht die Allianz klar, dass man solche Daten aus Wettbewerbsgründen nicht veröffentlichen möchte. „Der positive Einfluss auf die Schadenneigung ist umso stärker ausgeprägt, je jünger die Fahrer sind“, verrät die Huk-Coburg. Ab Mitte 20 würden dann die Unterschiede verschwinden – wohl, weil die klassischen Führerscheinerwerber nun genug Fahrpraxis gesammelt haben.

Gute Botschaft für Kundenbindung
Die meisten Kfz-Versicherer geben BF-Teilnehmern und ihren Familien, wenn der junge Fahrer noch mitversichert ist, einen Nachlass. Daher hat die Versicherungskammer Bayern Recht, wenn sie betont, dass sich begleitetes Fahren doppelt lohnt. Auch die Verbreitung dieser Botschaft dürfte sich für Versicherungsvermittler durch eine höhere Kundenbindung auszahlen. Noch liegt der Anteil der jungen Fahrer, die mit 17 den Führerschein machen, nämlich nur bei rund 36 Prozent, wie das Kraftfahrtbundesamt für 2016 ermittelt hat.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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