2024 war kein einfaches Jahr. Die Lebensversicherer haben sich aber gut geschlagen. Es geht deutlich aufwärts. Wie die einzelnen Unternehmen das vergangene Jahr meistern, zeigt die „Kennzahlenanalyse Lebensversicherungen 2024“ des Versicherungsmagazins. Aktiv beteiligen sich insgesamt 57 Assekuranzen an der Analyse.

Insgesamt können 2024 nur 17 Lebensversicherer mehr Kunden gewinnen und ihren Vertragsbestand erhöhen. Spitzenreiter ist die neue Signal Iduna AG, die ein Vertragsplus von fast 53 Prozent präsentiert. Sie gewinnt rund 56.000 neue Kunden. Betrachtet man das Lebensgeschäft des Konzerns, muss man aber auch festhalten, dass in der Altgesellschaft ohne nennenswertes Neugeschäft sich der Vertragsbestand um über 78.000 Policen verringert. Die Gothaer gewinnt (24,87 Prozent) wohl im Wesentlichen durch die Barmenia-Übernahme.

Gibt organische Kundengewinne

Echtes organisches Wachstum legen die Dortmunder (19,13), die Ergo Vorsorge (3,40) und die Continentale (3,08) an den Tag. Bei der Ergo Vorsorge werden umgerechnet fast 52.000 zusätzliche Verträge gewonnen. Zum Vergleich: Marktführer Allianz legt beim Vertragsbestand um 0,4 Prozent zu und kann den Bestand damit um fast 47.000 Policen auf nun 11,7 Millionen Verträge ausweiten. Demgegenüber kommt beispielweise die Ergo Vorsorge nun auf einen Gesamtbestand von 1,5 Millionen Lebensversicherungen. Ohne Run-Off-Gesellschaften, die ohne Neugeschäft automatisch Kunden verlieren, müssen 2024 immerhin 33 Gesellschaften einen Vertragsschwund hinnehmen.

Besonders betroffen sind Direkte Leben (minus 7,63 Prozent), Cosmos (minus 5,70), Delta Direkt (minus 4,41), VPV (minus 4,27), Standard Life (minus 4,07) Interrisk (minus 4,04) und DEVK VVaG. (minus 4,00). Den höchsten absoluten Kundenschwund in Leben müssen die R+V mit rund 77.700 Kunden, die Debeka (minus 58.030; 1,86 Prozent), die „neue“ Provinzial (minus 55.419; 2,19 ) und die Targo (minus 54.295; 2,31 Prozent) hinnehmen. 

Der Markt ist stark zersplittert

Die Allianz Lebensversicherung ist 2024 deutlicher Sieger, wenn es um mehr Marktanteile geht. Sie legt um 2,07 Prozentpunkte zu. Seit 2022 liegt das Plus sogar bei 2,86 Prozentpunkten. Mit einem Marktanteil von nun 25,71 Prozent dominiert die Allianz die Lebensversicherung in Deutschland mit weitem Abstand. Schwergewichte sind nach der Allianz die R+V, die Generali, die Debeka sowie die Alte Leipziger, die Bayer-Versicherung, die Nürnberger und die Zurich Dt. Herold Leben (ZDHL). Auf Rang neun liegt nun nach der Fusion mit ihren Töchtern die Provinzial, gefolgt vom Run-Off-Versicherer Proxalto und der Axa.

Nach der Allianz erreichen die nächsten 15 Lebensversicherer gemeinsam einen Marktanteil von knapp 45 Prozent. Nimmt man den Marktführer dazu, liegt der Marktanteil der ersten 16 Versicherer nach Bruttogesamteinnahmen gerechnet bei über 70 Prozent. Fazit: Viele Lebensversicherer am Markt haben einen verschwindend geringen Anteil am Geschäft. Weitere Marktbereinigungen dürften folgen. 2024 fusionierten Provinzial NordWest und die Provinzial Rheinland zur Provinzial Lebensversicherung AG. Die Nürnberger Beamten Lebensversicherung AG wurde zum 01.01.2024 auf die Nürnberger Lebensversicherung AG verschmolzen. Zudem wurde im Rahmen einer Fusion die Barmenia Lebensversicherung AG auf die Gothaer Lebensversicherung AG übertragen. Einen Zusammenschluss gibt es auch zwischen Stuttgarter und SDK sowie zwischen Baloise und Helvetia.

13 Lebensversicherer können ihre Position verbessern

Marktanteilsgewinne von 0,37 Prozentpunkten hat die Gothaer somit im vergangenen Jahr im Wesentlichen durch die Verschmelzung erzielt. Organisches Wachstum legt aber die R+V (0,31 Prozentpunkte) an den Tag. Dies gilt auch für die Bayerische Vorsorge (0,29 PP). Das Unternehmen hat nach 15 Jahren am 1. Juli 2024 den internen Run-Off verlassen und das Neugeschäft wieder gestartet. Auf Rang fünf rangiert die kleine Mylife mit noch 0,9 Prozentpunkten Marktgewinn. Auch Ergo Vorsorge, SV Sparkassenversicherung und VPV performen 2024 mit einem Plus von jeweils 0,8 Prozentpunkten. Insgesamt 13 Lebensversicherer können ihre Marktposition verbessern.

 

Das sind die Marktverlierer

Marginal verschlechtert oder stabil sind bei den Marktanteilen hingegen 22 Unternehmen. Demgegenüber büßen 2024 insgesamt 23 Assekuranzen Marktanteile ein. Besonders betroffen ist mit einem Verlust von 0,39 Prozentpunkten die Cosmos. Seit 2022 liegt der Abrieb sogar bei 0,46 Prozentpunkten. Das gilt auch für die Alte Leipziger (minus 0,28 Prozentpunkte), die Bayerische und die Zurich Dt. Herold Leben (jeweils minus 0,25) sowie die Württembergische (minus 0,19) und die Bayern-Versicherung (minus 0,16). Versicherer im Run-Off verlieren - wegen fehlendem Neugeschäft automatisch. Besonders betroffen ist Proxalto (minus 0,23), Ergo Leben (minus 0,13) und die Signal Iduna VVag (minus 0,11).

Zukunft liegt bei den Fondspolicen

Trotz höherer Zinsen gehen Experten davon aus, dass die klassische Kapitallebensversicherung keine Renaissance erleben wird. Das zeigt auch „die Kennzahlenanalyse Lebensversicherung 2024“: Bei allen Lebensversicherern schrumpft der Bestand an klassischen Kapitallebensversicherungen. Demgegenüber steigt der Anteil der Fondspolicen. Der Münchener Verein kann im Bestandsmix den Anteil fondsgebundener Versicherungen 2024 um 3,51 Prozentpunkte erhöhen. Auf Rang zwei liegt die neue Signal Iduna AG (plus 3,26 Prozentpunkte), gefolgt von Debeka (2,50 PP), myLife (2,32) und Volkswohl Bund (2,29). Von den aktiv im Neugeschäft tätigen Unternehmen hat Mylife mit 74,99 Prozent Fondspolicen im Bestand den höchsten Anteil im Markt. Auf den Rängen folgen Zurich Dt. Herold Leben (72,87 Prozent), Generali (68,35), Canada Life (66,63) sowie HDI (41,60) und Continentale (41,58). 

Die vollständige Übersicht der Kennzahlen von 57 Lebensversicherungen veröffentlich das Versicherungsmagazin im Septemberheft 2025.

Verfasst von: Uwe Schmidt-Kasparek