Nicht alle angelsächsischen Policen sind gleich

"Angelsächsischen" Policen stehen auf dem Prüfstand. Vor nicht all zu langer Zeit galten sie als Geheimtipp für innovative Altersvorsorge mit größeren Renditechancen als deutsche Lebensversicherungs-Produkte. Mit den Börsenturbulenzen seit 2001 haben sie an Glanz verloren; zu unrecht meinen Insider. Außerdem sollte man auf Unterschiede der angelsächsischen Konzepte bei With-Profits-Policen und Unitised-With-Profits-Produkten achten.

Seit Öffnung der europäischen Lebensversicherungsmärkte bieten mehrere Versicherer aus dem englischsprachigen Ausland Altersvorsorgeprodukte auf dem deutschen Markt an - lange Zeit mit durchschlagenden Erfolg. Typisch für die "angelsächsischen" Policen: Ein hoher Aktienanteil eröffnet den Versicherungsnehmern attraktive Ertragschancen für den Ruhestand. Policen mit hohem Investitionsanteil in Aktien haben im englischsprachigen Ausland bereits lange Tradition. "Identisch sind die verschiedenen Produktarten jedoch nicht", betont Günther Soboll, Hauptbevollmächtigter der Canada Life Assurance Europe Ltd.

Soboll weist darauf hin, dass sich auch die Produkte aus dem englischsprachigen Raum kontinuierlich weiterentwickelt haben. Mittlerweile gibt es zwei verschiedene Tarifarten - die klassischen, eher traditionellen With-Profits-Policen, die vor rund 200 Jahren in Großbritannien eingeführt wurden, und die wesentlich jüngeren Unitised-With-Profits. Während erstere als überschussberechtigte Rentenversicherungen den deutschen kapitalbildenden Produkten sehr ähnlich sind und seit einigen Jahren einen stetigen Umsatzrückgang verzeichnen, kann die Einführung von Unitised-With-Profits-Produkten vor rund 30 Jahren als Weiterentwicklung des bisherigen Angebots gesehen werden.

Den wesentlichen Unterschied zwischen den beiden Konzepten erklärt Günther Soboll: Anders als ihre Vorgänger zeichnen sich die Unitised-With-Profit-Policen (UWP-Policen) durch sehr hohe Transparenz aus. Ähnlich wie bei Fondspolicen erfolgt die Berechnung in Anteilen am hinterlegten UWP-Fonds. Auf Basis der zugewiesenen Anteile wird für den Kunden eindeutig ersichtlich, auf welche Höhe sich sein Gesamtguthaben beläuft. Während sich hier rechnerisch genau zeigen lässt, welchen Beitrag jeder einzelne Vertrag zum Anlageergebnis geleistet hat, werden bei den With-Profits die tatsächlichen Werte nicht für die einzelnen Verträge geführt. Für den Versicherungsnehmer bedeutet das: Er kann nicht erkennen, worauf sich entscheidende Größen, wie beispielsweise der jährliche Bonus, beziehen.

Bei allen angelsächsischen Anbietern wird im Rahmen eines so genannten Glättungsverfahrens ein jährlicher Bonus deklariert. Zielsetzung des Glättungsverfahrens ist es, eine kontinuierliche Wertentwicklung über die gesamte Laufzeit sicherzustellen, woraus ein stetiges Wachstum des Anteilguthabens resultiert. Das dem Vertrag gutgeschriebene Anteilguthaben wird mit einem einmal jährlich neu deklarierten Bonus - oder geglätteten Wertzuwachs - verzinst. Ganz wichtig: Dieser kann dem Vertrag grundsätzlich nicht mehr entzogen werden, wenn die bedingungsgemäßen Voraussetzungen eingehalten werden. Anders als bei den traditionellen With-Profits zeichnen sich die Unitised-With-Profits-Policen auf Grund ihrer anteilsbezogenen Kalkulation durch ein eindeutiges und nachvollziehbares Glättungsverfahren aus.

Die Höhe des Wertzuwachses ergibt sich nach Günther Sobolls Ausführungen beispielsweise aus der Struktur der Kapitalanlagen, des Bestands, aus den langfristig erwarteten Renditen und natürlich aus der bisherigen Performance. Soboll: "Die hervorragende Wertentwicklung unseres hinterlegten UWP-Fonds ermöglicht es Canada Life beispielsweise, mit momentan vier Prozent p.a. einen Wertzuwachs auf Spitzenniveau anzubieten." So werden die Kunden zeitnah an der Wertentwicklung des UWP-Fonds beteiligt.

Auf die Frage, ob Versicherungsnehmer auch an den tatsächlichen Ergebnissen des UWP-Fonds beteiligt werden, antwortet Soboll: "Ja, über den Schlussbonus. Den Kunden wird abschließend die volle Beteiligung an den tatsächlich realisierten Renditen ermöglicht." Es geht hier um den Teil an den Gewinnen des UWP-Fonds, der noch nicht im eher vorsichtig kalkulierten jährlichen Wertzuwachs enthalten war. Berechnungsgrundlage ist die Differenz zwischen geglättetem und ungeglättetem Anteilguthaben.

Autor(en): Ellen Bocquel

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