Preise der Managerhaftpflicht im freien Fall

Die bisher vielfach angeprangerte Verschleierungstaktik der D&O-Versicherer hierzulande weicht auf. Die rund 30 Anbieter der Managerhaftpflicht-Versicherung am deutschen Markt müssen sich an einer echten Marktstudie mit verlässlichen Zahlen zur D&O-Versicherung messen lassen. Beim Euroforum in Hamburg wurde der erste deutsche D&O-Survey vorgestellt.

Mehr Licht in den bisher intransparenten D&O-Markt wollen die Experten des Kölner Tillinghast Büros von Towers Perrin bringen. Nicht ohne Stolz stellten Tillinghast Senior Consultant Stephan Westphal und Dr. Horst Ihlas von der Ihlas & Köberich GmbH & Co. KG in Hamburg beim Euroforum einem sehr interessierten Fachpublikum die Ende vergangenen Jahres ausgewertete Marktstudie zur D&O-Versicherung vor. Die D&O-Versicherung (Directors’ and Officers’ Liability, Managerhaftpflicht-Versicherung) ist in Deutschland seit längerem ein heiß diskutiertes Thema. Trotzdem mauert die Branche bisher. Verlässliche und repräsentative Zahlen gab es nicht, weil die Versicherer behaupteten, dass in diesem Teilbereich der Haftpflichtsparte Neugeschäft und Schadenleistungen nicht gesondert erfasst werden.

Die bisherige Intransparenz sei eventuell auch einer der Gründe, weshalb die Prämiengestaltung von Unternehmen zu Unternehmen höchst unterschiedlich ausfiel. Jetzt, so hörten die Euroforum-Teilnehmer in Hamburg, befinden sich die Preise im freien Fall. Bisher sehe es so aus, als ob sich auch für das Jahr 2009 noch keine Änderung abzeichne. "Danach wird die Manager-Haftpflichtversicherung teurer", ist sich Diederik Sutorius, langjähriger Geschäftsführer der VOV GmbH, sicher. Er hoffe, dass schon jetzt die Talsohle erreicht sei.

Die Chubb war die erste
"Die Preise stimmen derzeit ganz und gar nicht", betonte auch Thierry Daucourt, Geschäftsführer der Chubb Insurance Central & Eastern Europe, als er beim Euroforum "Haftpflicht 2008" über die Globalisierung der D&O sprach. Die Chubb, die vor zwanzig Jahren die erste D&O-Police in Deutschland auf den Markt brachte, ist hierzulande mit Niederlassungen in Hamburg, Düsseldorf und München präsent. Daucourt sagte, dass sein Unternehmen das "Geschäft um jeden Preis" nicht mitmache. Mit der Subprime-Krise (Hypotheken-Krise) in den USA komme auch in Sachen D&O noch Einiges "auf uns zu", mutmaßte Daucourt. Die Krise werde sich noch weit aus stärker auf den europäischen und deutschen Markt auswirken, als bisher vorhersehbar, sagte der Chubb-Manager.

Hierzulande bieten circa dreißig Versicherer mit unterschiedlicher Intensität D&O-Policen an. Als Marktführer werden AIG und Allianz genannt. Die Chubb dürfte auf Platz Drei rangieren. Das gesamte Prämien-Volumen der D&O-Versicherer in Deutschland wird auf mindestens 400 Millionen Euro geschätzt.

Nur ein ganz kleiner, aber wichtiger Ausschnitt
"Im Haftpflicht-Bereich ist die D&O-Versicherung zwar nur ein ganz kleiner, aber wichtiger Ausschnitt, der sehr intransparent ist. Das wollen wir mit dieser ersten Studie auf dem deutschen Markt ändern", betonte Tillinghast-Manager Stephan Westphal. Sein Mutterhaus Towers Perrin produziert in den USA bereits seit 30 Jahren eine entsprechende D&O-Studie - mit, wie er sagt, großem Erfolg. Dr. Horst Ihlas hatte mit seiner Maklerfirma Ihlas & Köberich entscheidend an dem Erfolg in Deutschland mitgearbeitet, als nach dem Versand von 10.161 Fragebögen an Unternehmen mit einem Umsatz von durchschnittlich mehr als 45 Millionen Euro immer wieder nachgefasst werden musste. Die angesprochenen Firmen waren zunächst nicht so auskunftsfreudig, wie erhofft. Schließlich kamen dann aber qualifizierte Antworten von immerhin 113 Unternehmen zurück, die für den D&O-Survey 2007 ausgewertet wurden.

Das Gesamt-Prämienaufkommen der an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen beträgt 36,7 Millionen Euro, was einem geschätzten Marktanteil von zehn Prozent entspricht, teilen die Marktforscher mit. Damit sei in Deutschland erstmals eine statistisch repräsentative und umfangreiche Untersuchung zur D&O-Versicherung gelungen. Entscheidend für den Erfolg dieser Pilotstudie war die Rücklaufquote von über zehn Prozent bei den Großunternehmen und Aktiengesellschaften. In anderen europäischen Ländern gibt es laut Stephan Westphal noch keine vergleichbaren Erhebungen und Statistiken.

Nur drei Prozent mit eigenen Schadenerfahrungen
Wie die Marktforscher berichten, geben rund 80 Prozent der Versicherten als Grund für den Abschluss einer D&O-Versicherung das allgemeine Vorsichtsprinzip an, gefolgt von knapp 50 Prozent, die sich mit Hilfe von D&O gegen Gesetzesverschärfungen wappnen. Für 46 Prozent steht der Bilanzschutz beim Abschluss an oberster Stelle. Die Erkenntnis "Schaden macht klug" treffe bei D&O nicht zu: Nur für drei Prozent der Versicherten waren eigene Schadenerfahrungen der Grund für einen D&O-Abschluss. Anhand von über 60 Grafiken wurden im D&O-Survey erstmals Zahlen und Fakten veröffentlicht - auch Ergebnisse über den Selbstbehalt von Managern an von ihnen verursachten Schäden. Der D&O-Survey kann bei Towers Perrin (d&o_survey@towersperrin.com) für 750 Euro bestellt werden.

Bildquelle: Pixelio

Autor(en): Ellen Bocquel

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