Protektor wird verkauft - Extremus bleibt

Wie steht es eigentlich um die Extremus Versicherungs-AG und die Protektor Lebensversicherungs-AG? Beide Unternehmen wurden vor wenigen Jahren auf Grund von Ausnahmesituationen in der Assekuranz gegründet. Die eigenständige Existenz beider Gesellschaften wurde in letzter Zeit mehrfach in Frage gestellt.

An beiden Versicherungsgesellschaften halten etliche Versicherer Aktien. Die Protektor Lebensversicherungs-AG übernahm als freiwillige Auffanggesellschaft der deutschen Lebensversicherer am 1. Oktober 2003 den Vertragsbestand der damaligen Mannheimer Lebensversicherung AG. Ein Jahr zuvor, am 3. September 2002, wurde die Extremus Versicherungs-AG auf Initiative der deutschen Versicherungswirtschaft von sechszehn Versicherern gegründet. Auslöser waren die Terroranschläge vom 11. September 2001 in New York.

Bis Ende des Jahres alles unter Dach und Fach?
Nun soll die Auffanggesellschaft Protektor AG an einen Luxemburger Fonds verkauft werden. Zwar liege noch keine offizielle Erklärung vor, allerdings prüfe die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (BaFin) bereits die Angelegenheit. Insider wollen wissen, dass die Aktionäre von Protektor mit der Beratungsfirma Augur Capital verhandeln, um Protektor an den Luxemburger Fonds Augur Financial Opportunity Sicav zu veräußern. Entsprechendes berichtete auch die Nachrichtenagentur Reuters. Das Geschäft soll bis Ende des Jahres perfekt gemacht werden.

Ein Problem stellt sich bei den Verkaufsverhandlungen, denn die Protektor Lebensversicherungs-AG fungiert nicht allein nur als Auffanggesellschaft für in Schieflage geratene deutsche Lebensversicherer. Die Gesellschaft ist außerdem die Sicherungseinrichtung der deutschen Lebensversicherer. Durch Änderung des Versicherungsaufsichtsgesetzes vom 15. Dezember 2004 hat der Gesetzgeber die Errichtung eines Sicherungsfonds für die Lebensversicherer rechtlich vorgeschrieben. Die Protektor AG als Sicherungsfonds soll dem Schutz der Ansprüche der Versicherungsnehmer, der versicherten Personen, der Bezugsberechtigten und sonstigen aus dem Lebensversicherungsvertrag begünstigten Personen dienen.

Die Protektor AG gehört 105 Lebensversicherern
Derzeit halten hierzulande 105 Lebensversicherer Anteile an der Protektor AG – von A wie Aachen Münchener Lebensversicherung AG bis Z wie Zurich Deutscher Herold Lebensversicherung AG. Größter Eigner ist die Allianz Lebensversicherungs-AG mit zehn Prozent. Wie die Regelung des Sicherungsfonds weiter funktionieren soll, wenn die Protektor AG an den Luxemburger Fonds veräußert wird, ist nicht bekannt.

16 Versicherer sind derzeit Extremus-Aktionäre
Die Existenz der Extremus Versicherungs-AG stand seit längerem auf dem Spiel, weil die ergänzende notwendige Staatshaftung zunächst per 31. Dezember 2007 enden sollte. Jetzt hat das Bundesfinanzministerium (BMF) die Garantie für den Terrorversicherer für zwei Jahre verlängert. 16 Versicherer sind derzeit Extremus-Aktionäre:
  • AIG EUROPE Direktion für Deutschland (2,5 Prozent),
  • Allianz Versicherungs-Aktiengesellschaft (16,0 Prozent),
  • AMB Generali Holding AG (2,5 Prozent),
  • Deutsche Rückversicherung Aktiengesellschaft (11,0 Prozent),
  • DEVK Rückversicherungs- und Beteiligungs-AG (2,0 Prozent),
  • Gerling-Konzern Allgemeine Versicherungs-Aktiengesellschaft (5,0 Prozent),
  • Gothaer Allgemeine Versicherung AG (5,0 Prozent),
  • HDI Industrie Versicherung AG (8,0 Prozent),
  • HUK-COBURG Haftpflicht-Unterstützungs-Kasse kraftfahrender Beamter Deutschlands a.G. (2,0 Prozent),
  • LVM Landwirtschaftlicher Versicherungsverein Münster a.G. (2,0 Prozent),
  • Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft (16,0 Prozent),
  • SIGNAL IDUNA Allgemeine Versicherung AG (2,0 Prozent),
  • R+V Allgemeine Versicherung AG (5,0 Prozent),
  • Swiss Re Germany AG (15,0 Prozent),
  • VHV Holding AG (1,0 Prozent) und
  • Zürich Versicherung Aktiengesellschaft (5,0 Prozent).

Die Extremus AG war in der Akquise neuer Kunden wenig erfolgreich. Bisher wurden nur 1.200 Verträge abgeschlossen. Für 2007 erwartet man bei Extremus circa 61 Millionen Euro an Prämien. Bei der Extremus-Gründung war man von über 300 Millionen Euro Prämieneinnahmen ausgegangen. "Andernfalls hätte Extremus seinen Betrieb längst einstellen müssen", sagte ein Sprecher des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft.

Bildnachweis: S. Hofschlaeger, pixelio

Autor(en): Ellen Bocquel

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