Protestbrief fordert Versicherer zur Umkehr auf

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Die Organisation Campax hat gemeinsam mit anderen Mitgliedern des „Insure our Future“-Netzwerks einen Protestbrief an neun Versicherer zum geplanten LNG Terminal in Brunsbüttel, Schleswig-Holstein, geschickt.

Der Brief richtet sich an Versicherer des niederländischen Gasnetzbetreibers Gasunie, der gemeinsam mit dem ebenfalls niederländischen Unternehmen Vopak und dem deutschen Unternehmen Oiltanking, einem Tochterunternehmen der Marquard & Bahls AG, das Projekt umsetzen will.

Konkret werden die Zurich Insurance Group, Munich Re, Axa, HDI/Talanx, AIG Europe, Scor, Allianz, Chubb und Liberty Mutual von den Umweltschützer:innen aufgefordert, das LNG-Terminal in Brunsbüttel nicht zu versichern. Des Weiteren wird gefordert, dass auch keine anderen neuen fossilen Projekte oder Erweiterungen bestehender fossiler Projekte versichert werden. Denn solche Projekte würden jahrzehntelang zusätzliche Treibhausgasemissionen festschreiben und somit zu einer weiteren Verschärfung der Klimakrise beitragen.

Damit katastrophale Auswirkungen des Klimawandels verhindert werden

Um katastrophale Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern, muss die Nutzung fossiler Energien entsprechend einem 1,5°C-Szenario beendet werden, fordern die Protestgruppen. Sie sind auch davon überzeugt, dass dies möglich ist. Denn in seinem 2018er „Special Report on Global Warming of 1.5°C“ (Deutsch: Spezialbericht zur globalen Erwärmung um 1,5°C) habe das IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) Modellpfade aufgezeigt, die nicht oder nur wenig über eine 1,5°C globale Erwärmung hinausgehen.

Diese würden Emissionsreduktionen zwischen 40 und 60 Prozent bis 2030 gegenüber dem Ausstoss von 2010 vorsehen, was einer jährlichen Reduktion um fast acht Prozent entspreche. Dieses Jahr hat der IPCC in seinem sechsten Bericht einen „Alarmzustand für die Menschheit“ ausgerufen und dabei klargemacht, dass globale Emissionen reduziert werden müssen, bevor es zu spät ist.

Bau von und Investitionen in neue Gas- und Ölanlagen sofort stoppen

Die Internationale Energieagentur (kurz IEA) habe zudem in ihrem „Net Zero by 2050“-Bericht (Deutsch: Netto-Nullemissionen bis 2050) vom Mai 2021 verdeutlicht, dass für die Einhaltung des 1,5°C-Limits der Bau von und die Investitionen in neue Gas- und Ölanlagen sofort gestoppt werden müsse.

Lindsay Keenan von Insure our Future: „Wenn Versicherer ihre Verpflichtung zum Pariser Abkommen ernst nehmen und weiter für sich in Anspruch nehmen wollen, führend in den Industrieinitiativen für Net-Zero zu sein, müssen sie aufhören, neue Öl- und Gasprojekte mit Investitionen und Versicherungen zu unterstützen. Ebenso müssen sie existierende Öl- und Gasversicherungen entsprechend einem 1,5°C Pfad beenden.“

Lucie Pinson, Geschäftsführerin von Reclaim Finance: „Alle Versicherer von Gasunie müssen zeigen, dass sie die Klimawissenschaft ernst nehmen und eine Versicherung für das geplante LNG-Terminal in Brunsbüttel ausschließen. Insbesondere rufen wir Axa zum Handeln auf: Der französische Versicherer hat den Ausstieg der Versicherungsbranche aus der Kohle angeführt. Nun ist es an der Zeit, dass Axa diese Rolle auch bei Öl und Gas übernimmt.“

 

 

Angelina Dobler, Klima-Campaignerin von Campax: „Die Zurich Insurance Group, Allianz, Munich Re und Axa gehören zu den wichtigsten Versicherern weltweit für Öl- und Gasprojekte, obwohl sie gleichzeitig zu den Gründungsmitgliedern der ‚Net Zero Insurance Alliance‘ gehören. Sie müssen Vorbild für die Versicherungsbranche sein und den Ausstieg aus der Öl- und Gasexpansion anführen.“

Hintergrundinformationen

Zu den Versicherern von Gasunie gehören AIG Europe, Allianz, Axa, Chubb, HDI/Talanx, Liberty Mutual, Munich Re, Scor und Zurich Insurance Group. Allianz, Axa, Munich Re, Scor und Zurich Insurance Group gehören zu den acht Gründungsmitgliedern der „Net Zero Insurance Alliance“ (NZIA).

In einem im März veröffentlichten Bericht „Taking the Next Step“ fand die Gruppe Urgewald heraus, dass die meisten europäischen und US-amerikanischen Versicherer neue LNG-Projekte in jüngerer Vergangenheit unterstützt haben, auch die NZIA-Mitglieder Allianz, Axa und Munich Re.

Quelle: Campax

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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