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Hybridprodukte

1. Begriff: Fondsgebundene Lebensversicherungen, die bei Vertragsablauf und/oder während einer Rentenbezugsphase garantierte Mindestleistungen vorsehen.

2. Merkmale: Bei Hybridprodukten werden die zur Erfüllung der Leistungsverpflichtung des Versicherungsunternehmens bestimmten Kapitalanlagen teilweise als in Anteilseinheiten geführte fondsgebundene Kapitalanlagen gehalten, teilweise im Anlagestock des konventionellen Lebensversicherungsgeschäfts geführt.

3. Modell: Hybridprodukte unterscheiden sich untereinander einerseits durch die Festlegungen des garantierten Leistungsumfangs, andererseits durch die Techniken, mit denen die Garantieleistungen sichergestellt werden. Die gängigen Formen von Garantieleistungen bei Vertragsablauf bzw. Rentenbeginn sind a) Beitragserhalt: Die Ablaufsumme entspricht mindestens der Summe der vom Kunden eingezahlten Versicherungsprämien.
b) Höchststandsgarantie: Die Ablaufleistung entspricht dem maximalen Wert des Fondsguthabens, das zu bestimmten vorab definierten Prüfterminen (meist in jährlichen oder monatlichen Abständen) erreicht wurde.
c) Mindestverzinsung: Die Mindestleistung entspricht dem Endwert der mit einem bestimmten Mindestzins aufgezinsten Bruttoprämie oder Anlagebeträge im Fondsvermögen. Als Techniken, die Garantie sicherzustellen, sind mit folgenden Formen von Hybridprodukten verbreitet a) Statisches Hybridprodukt: Bei dieser einfachsten Form wird für die Garantieleistung eine konventionelle Deckungsrückstellung unter Anwendung des für die entsprechende Neugeschäftsgeneration gültigen Rechnungszinses gebildet, und Vermögenswerte entsprechender Höhe werden im konventionellen Sicherungsvermögen gehalten. Nur die für die Bedeckung der Deckungsrückstellung nicht benötigten Prämienanteile werden in einen oder mehrere Fonds investiert.
b) Statisches Hybridprodukt mit Garantiefonds: Durch die für die fondsgebundenen Kapitalanlagen gewählte Kapitalanlagestrategie – meist eine sog. CPPI-Strategie – wird sichergestellt, dass das Fondsvermögen zu keinem Zeitpunkt den Marktwert der zugesagten Garantieleistung unterschreitet.
c) Dynamisches Hybridprodukt mit Wertsicherungsfonds: Die Kapitalanlagestrategie der Fondsanlage ist so ausgestaltet, dass für definierte Perioden (meist ein Monat) Verlustobergrenzen für den Wert der Kapitalanlagen (z.B. 20 %) festgelegt werden. Durch eine im Zeitablauf variable (dynamische) Aufteilung der Kapitalanlagen zwischen der fondsgebundenen Anlage und dem konventionellen Sicherungsvermögen wird gewährleistet, dass der Wert der im konventionellen Sicherungsvermögen getätigten Anlage und der verbleibende Wert der fondsgebundenen Anlage nach Eintritt des für die nächste Periode zulässigen maximalen Verlustes zusammen genommen stets mindestens so groß wie die für die vereinbarte Garantieleistung errechnete Deckungsrückstellung sind.

4. Ziele: Hybridprodukte verfolgen das Ziel, den Vorteil von fondsgebundenen Versicherungen, nämlich eine nach Kundenpräferenzen getroffene Wahl der Kapitalanlage, mit den Vorteilen konventioneller Produkte, die in den Ablauf- und Rentengarantien liegen, zu verbinden. Ihre Bedeutung im Markt hat zugenommen, seit für bestimmte geförderte Produkte, etwa die sog. Riester-Rente, bestimmte Garantieleistungen Voraussetzungen für die Förderfähigkeit geworden sind.

5. Probleme: Bei Hybridprodukten bestimmt der Umfang der eingebetteten Garantien maßgeblich das Risiko‑Rendite-Profil der möglichen Kapitalanlagestrategien. Dieser Zusammenhang wird jedoch bei der Illustration künftiger Wertentwicklungen in der Verkaufsphase zumeist nur unzureichend abgebildet, da die verwendeten Modellrechnungen auf diesen Aspekt keinen Bezug nehmen, sondern lediglich Wertentwicklungen der fondsgebundenen Anlagen mit festen Prozentsätzen (meist 0 %, 3 %, 6 %, 12 %) vorsehen. Ebenso bleiben in den Leistungsdarstellungen – im Gegensatz zum Vorgehen bei der seit 2015 verpflichtend anzugebenden Gesamtkostenquote (Reduction in Yield) – zumeist dem Fonds direkt angelastete Kosten außer Acht.

6. Ähnliche Begriffe: Fondsgebundene Versicherungen mit Garantien, Variable Annuities.

Autor(en): Norbert Heinen

 

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