BVK: Corona-Gewinneinbruch von zehn Prozent

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Die Gewinne für Versicherungsvermittler sind durch die Einschränkungen der Corona-Pandemie drastisch gesunken. Das geht aus einer aktuellen Umfrage im Auftrag des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) hervor. Befragt wurden durch Professor Matthias Beenken von der Fachhochschule Dortmund rund 400 Vermittlerbetriebe. Die Umsätze sind um rund sieben Prozent zurückgegangen. Betroffen sind demnach aber überwiegend kleinere Unternehmen.

BVK-Präsident Michael H. Heinz bewertet die Lage trotzdem positiv. "Obwohl wir unsere Beratungen wegen der Pandemie digital und telefonisch durchführen mussten, war die Nachfrage noch gut", so Heinz. Die Vermittler seien im Vergleich zu anderen Branchen relativ glimpflich davongekommen. 55 Prozent der Vermittler mussten coronabedingte Stornierungen von Verträgen hinnehmen. Rund 18 Prozent der Vermittler haben staatliche Hilfe erhalten und 23 Prozent haben ihre Mitarbeiter zeitweise in Kurzarbeit geschickt. Rund vier Prozent der Vermittler wollen künftig ihren Betrieb sogar aufgeben. Diese Zahl wird aber vom BVK nicht als ein durch die Pandemie beschleunigtes Vermittlersterben angesehen. BVK-Vizepräsident Gerald Archangeli warnte gleichwohl davor, dass durch eine künftige Insolvenzwelle weitere Vermittler mit Schwerpunkt Gewerbeversicherung von der Pandemie betroffen sein könnten. Die Einstellung eines Betriebs gilt als Risikowegfall und führt zur Auflösung der Betriebspolicen.

Riester nicht wie Kaugummi aus Automaten ziehen

Scharfe Kritik gibt es am Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). "Der Vorschlag, ein rein digital abschließbares Riester-Produkt ohne Beratung durch Vermittler einzuführen, ist eine Kampferklärung", sagte Heinz. "Wenn der GDV den Kampf will, wird er ihn bekommen", so der BVK-Präsident bei einer Online-Diskussion auf der Jahreshauptversammlung des Verbands. Ein so schwieriges, lebensbegleitendes Vorsorgeprodukt könne nicht einfach wie Kaugummi aus dem Automaten gezogen werden. Ein Abschluss ohne Beratung und Courtage käme nicht infrage. Der BVK sei aber bereit, das Produkt mit allen technischen Mitteln zu beraten. Weiterhin hält der Vermittlerverband an einer Reform des Riester-Systems fest und möchte mit seiner Expertise daran beteiligt werden. Vor allem müssten bestehende Verträge geschützt werden. "Es darf keinen Verrat an den 16 Millionen-Riester-Kunden geben", mahnte Vizepräsident Archangeli.

In der Online-Diskussion wurde deutlich, dass die Partei Bündnis 90/Die Grünen die Riester-Rente ganz abschaffen möchte. "Riester ist nicht überlebensfähig", sagte der Grüne-Bundestagsabgeordnete Stefan Schmidt. Die geförderte Altersvorsorge solle künftig über einen staatlichen Fonds organisiert werden. Demgegenüber sieht die Partei CDU/CSU Riester immer noch als Erfolgsmodell an, das wegen seiner großen Verbreitung weitergeführt werden müsse. Das bestätigte der Bundestagsabgeordnete Carsten Brodesser von der CDU. "Alle Reformvorschläge sind vom Bundesfinanzministerium, namentlich von Bundesfinanzminister Olaf Scholz, verschleppt worden", kritisierte Brodesser. Das sei eine Frechheit und ein Bärendienst für die zusätzliche private Altersvorsorge.

Kampf für Provisionsvergütung

Im BVK-Leitantrag "Überregulierung und Pandemie - Versicherungsvermittlung im Wandel" haben die Delegierten der BVK-Jahrestagung zudem einstimmig beschlossen, dass eine Abschaffung der Provisionsvergütung auch nach der Bundestagswahl auf keinen Fall akzeptiert werden wird. "Alle Parteien, die vorhaben, dieses seit Jahrzehnten bewährte System zu ändern, werden die geballte Interessenvertretung des BVK und der rund 200.000 Vermittlerinnen und Vermittler zu spüren bekommen", kündigte Heinz an. Auch einen Provisionsdeckel, in welcher Form auch immer, wird rundherum abgelehnt. Grünen-Politiker Schmidt signalisierte in der Diskussion, dass er sich hier durchaus, entgegen dem Parteiprogramm, einen Wettbewerb der Vergütungssysteme vorstellen kann. Hinsichtlich des Gesundheitsschutzes fordert der BVK von einer neuen Bundesregierung ein klares Bekenntnis zum dualen Gesundheitssystem. Heinz wörtlich: "Wir wollen eine Garantie für den Erhalt der privaten Krankenversicherungen."

Regulierung stoppen

Laut BVK-Leitantrag soll es zudem für die Vermittlerbranche ein Regulierungsmoratorium geben. "Das soll solange gelten, bis die Evaluierung der EU-Versicherungsvertriebsrichtlinie IDD abgeschlossen ist", forderte Archangeli. Der Verband lehnt daher auch weitere Regulierungsvorhaben grundsätzlich ab. Das gilt beispielsweise für den "Digital Operational Resilience Act" (DORA), mit dem digital verwaltete Daten sicherer werden sollen.

Unzufrieden ist die Vermittlerschaft zudem mit der Versicherungswirtschaft in Sachen Nachhaltigkeit. "Wir fordern, dass mehr nachhaltige Produkte bereitgestellt werden, weil diese vermehrt von den Kunden nachgefragt werden", sagte Archangeli. Zudem müssten die Gesellschaften besser und transparenter informieren, denn seit dem 10. März gelte die EU-Transparenzverordnung. Demnach müssten sich alle Vermittlerbetriebe mit drei und mehr Angestellten verpflichten, ihre Kunden über Nachhaltigkeitsrisiken ihrer Anlage aufzuklären. Nachhaltigkeit soll nach Meinung des BVK auch bei der Vergütung eine größere Rolle spielen. Statt einer Vertriebssteuerung über Bonifikationen bei Exklusivvermittlern wird eine stärkere Orientierung an laufzeitorientierten Provisionen gefordert.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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