"Das Thema "Industrialisierung" ist eine Überlebensfrage für die Versicherungswirtschaft. Die Kunst wird es sein, auf diese passende Antworten zu finden." Diese Ansicht vertrat Stefan Riedel, Bereichsleiter "Versicherung Nordost Europa" bei der IBM Deutschland GmbH bei der Podiumsdiskussion "Industrialisierung in der Versicherungswirtschaft" auf der Euro Finance Week in Frankfurt am Main. In der fünfköpfigen Runde wurde diskutiert, warum eine Industrialisierung der Versicherungsbranche wichtig ist, welche Bedingungen für ihr Gelingen erfüllt sein müssen, welche Hürden noch zu überwinden sind und welche Konsequenzen sich aus der Industrialisierung ergeben.

Um eine tragfähige Lösung für die Zukunft zu erhalten, solle laut Riedel die Versicherungswirtschaft sich verschiedene neue Partner wählen, zum Beispiel aus der IT-Branche. Besonders bei der Produktentwicklung - Stichwort Assistance-Leistugen - stelle sich für die Versicherer verstärkt die Frage: Was machen wir selber, was kaufen wir ein? Auch für die Vertriebe werde diese Frage zunehmend interessant.

Bevor aber industrialisierte Prozesse in der Versicherungswirtschaft realisiert werden könnten, müsse erst die Unternehmensstrategie klar definiert sein, gab Dr. Walter Klein von der Lingohr & Partner Asset Management GmbH, zu bedenken. Zudem sei es notwendig, dass nicht mehr der Umsatz, sondern der Ertrag die unternehmerischen Aktivitäten lenke.

Als klaren Vorteil der Industrialisierung oder Standardisierung strich Dr. Hans Löffler, Vorsitzender des Vorstandes der HDI-Gerling Lebensversicherung AG, den Umstand heraus, dass diese die Kundenorientierung erhöhe. Löffler wörtlich: "Die Industrialisierung führt zur Individualisierung, vor allem im Retailgeschäft." Eine negative Folge der Industrialisierung führte Dr. Ralf Schneider, Leiter für Informationstechnologie bei der Allianz Deutschland AG, an. Denn seines Erachtens wird es durch einen derartigen Trend in Zukunft keine klassischen Betriebsabteilungen mehr geben. Das heißt: Arbeitsplätze werden abgebaut. Aber für die noch verbleibenden Mitarbeiter müsste ein qualifiziertes Arbeitsumfeld geschaffen und dafür gesorgt werden, dass diese die richtigen Informationen zur richtigen Zeit erhalten.

Autor(en): Meris Neininger